Ostseereport - Ærø – Die dänische Hochzeitsinsel

Sonntag, 17. September 2023, 18:00 bis 18:45 Uhr
Montag, 18. September 2023, 01:50 bis 02:35 Uhr

Noch vor 20 Jahren verließen die Insulaner die einstige Schmuggler- und Seefahrerinsel Ærø, suchten Jobs auf dem Festland, die Häuser verfielen. Bis damit angefangen wurde, die dänische Willkommenskultur zum Heiraten als Marke für die Insel in der Dänischen Südsee zu etablieren. Zu Beginn waren es nur 200 heiratswillige Paare aus der ganzen Welt, schon zehn Jahre später 5.300 Paare, die sich auf Ærø das Jawort gaben. Floristen, Hoteliers, Gastronomen und Veranstalter: Sie alle leben direkt oder indirekt vom Business mit dem schönsten Tag im Leben und achten darauf, dass fast alles vor Ort produziert und arrangiert wird.

Die Hochzeitsplanerinnen Yuki, Anna und Louise Badino

Yuki, Anna und Louise Badino: Mit der Familie der drei Schwestern hat der Trend zur Hochzeitinsel 2008 angefangen. Sie alle haben verstreut in Japan, Ghana, Deutschland, England, den USA und Italien gelebt und sind dann in ihre Heimat Ærø zurückgekehrt, um eine Perspektive für alle mitaufzubauen. Die Spuren der Familie lassen sich auf Ærø über 500 Jahre zurückverfolgen. Yuki und Anna halten die Hochzeitsagentur am Laufen, denn gerade muss die Gründerin Louise ihren kranken Sohn betreuen. Sie kümmern sich um die Papiere für die dänischen Behörden, reservieren eine der 20 Standesbeamten von Ærøskøbing, dekorieren die Trauzimmer oder leihen Ringschachteln und Taschentücher oder Champagnergläser aus. Zu ihnen kommen Paare wie Dennis und Leon aus dem Schwarzwald, die sich ohne feste Zusage ins Auto gesetzt haben. Auf gut Glück wollen sie ganz spontan auf dem Leuchtturm im Norden der Insel heiraten, ohne Familie und Freunde. Auf der Suche nach Abenteuer und Zweisamkeit. Mehr als 3.000 Paare haben sie seit dem Start der Hochzeitsagentur 2008 bereits vermählt. Genauso viele Polaroids von Brautpaaren, Babys und Dankeskarten überziehen die große Bürowand.

Der authentische Ærø-Vibe

Ihre Blumen pflücken die Schwestern in einem geheimen Garten um die Ecke. Zwischen Rosen, Mohn, Lavendel und Hummeln brennt die Sommersonne über die Obstbäume rund herum. "Alles, was wir verwenden, muss möglichst von der Insel kommen. Ich mache den Bräuten den Blumenstrauß, der saisonal passt. Das, was Ærø eben gerade zu bieten hat", erklärt Mira.

Lokaler Benefit

Im gleichen Gebäude der Hochzeitsschwestern arbeiten Rikke und Lennart nebenan. Sie haben den alten, denkmalgeschützten Kaufmannshof 2012 mit 100 Freiwilligen aus Ærøskøbing renoviert und angefangen, ausschließlich lokal produzierte Produkte zu verkaufen. Schon zwei Jahre später konnten Rikke und Lennart die ersten Insulaner fest anstellen. Inzwischen brummt der Laden der vierfachen Eltern. Morgens macht Rikke Hochzeitstorten. "Die Zutaten hole ich alle von den Farmern auf der Insel. Es gibt Schokolade oder Zitrone zur Auswahl, das reicht." Sie streicht die weiße Creme mit dem Tortenmesser glatt und dekoriert die Tortendecke mit Beeren und Früchten aus dem Garten, bevor die Torte rüber ins Hochzeitszimmer geht. Unten im Innenhof wird es laut, ihr Mann Lennart macht ein BBQ mit Livemusik. "Wir haben endlich wieder einen Ortsmittelpunkt, das ist der alte Kaufmannsladen. Touristen interessieren sich für die Hochzeitsagentur, kommen in unseren Laden und kaufen lokal produzierte Seifen, Lakritze oder Whiskey." Die dänische Hochzeitsinsel sollen alle nicht nur wegen der Hochzeit in guter Erinnerung behalten.

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