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Santorin - Die Schöne auf dem Pulverfass

Samstag, 18. März 2023, 13:15 bis 14:00 Uhr

Der Archipel Santorin ist ein Schmuckstück, liegt aber auf einem Pulverfass. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann der Vulkan, aus dessen Kraterrand diese Inselwelt besteht, wieder ausbricht. Seit Januar 2011 rumort es wieder bedrohlich unter dem Archipel. Die Geologin Evi Nomikou hat das mithilfe von Satellitenbildern festgestellt. Regelmäßig umkreist sie mit ihrem Team die aus dem Wasser ragenden Vulkankegel, um Veränderungen festzustellen.

Der Maulesel ist das typische Verkehrsmittel

Logenplatz am Meer: Das Dorf Oia, auf Santorins Hauptinsel Thira, klammert sich an die Felskante. © © NDR/Till Lehmann
Logenplatz am Meer: Das Dorf Oia, auf Santorins Hauptinsel Thira, klammert sich an die Felskante.

Auf Santorin geht ohne Maulesel gar nichts. Seien es die Restaurant-Terrassen über dem Abgrund von Oia, die Hotels an den atemberaubenden Klippen von Imerovigli oder Firostefani, nur mithilfe der störrischen Kletterkünstler waren diese gewagten Bauwerke möglich. Antonis Vlachos hat zehn kräftige Maulesel, die für ihn arbeiten. Mit ihnen transportiert er nahezu alles: Steine, Lebensmittel oder die typische blaue Farbe für die Kirchenkuppeln.

Der Fackelbauer Ilias Karamolegos fiebert seit Monaten dem größten Fest des Jahres entgegen. Das griechisch-orthodoxe Osterfest ist vor allem in seinem Dorf Pyrgos ein Spektakel. Am Karfreitag wird Ilias 10.000 selbst gebaute Fackeln verteilen und entzünden.

Das Archipel ist Touristenmagnet

Auf Santorin gibt es hunderte Kirchen und Kapellen. © © NDR/Till Lehmann
Auf Santorin gibt es hunderte Kirchen und Kapellen.

Santorin ist ein Touristenmagnet, bis zu fünf Kreuzfahrtschiffe laufen die Inseln täglich an. Dabei gibt es für sie hier gar keinen Hafen, nur einen schmalen Betonkai. Ohne die Bruderschaft der Tenderboot-Fahrer kommt kein Gast ans Ufer. Dimitris Sigalas ist in der Hauptsaison jeden Tag mit seinem Boot unterwegs, manchmal 24 Stunden lang.

Auch Weinanbau ist möglich

Der Weinanbau auf Santorin ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit: Ständig weht dort ein scharfer Wind, die heiße Sonne brennt, es gibt wenig Regen und viel zu steile Hänge. Der Weinbauer Giorgos Gavalas hat es nicht leicht. Doch er weiß, wie man es macht. Die Weinstöcke werden flach am Boden gehalten und hinter kleinen Erdhäufchen zu kreisförmigen Kringeln gebunden. So speichern sie die Feuchtigkeit und sind gegen den Wind geschützt.

Instrumente aus Ziege und Schaf

Santorin ist ein Archipel der Fischesser - im Hafen von Athinios liegen unzählige kleine Fischerboote. © © NDR/Till Lehmann
Santorin ist ein Archipel der Fischesser - im Hafen von Athinios liegen unzählige kleine Fischerboote.

Yannis Pantasis hat zusammen mit seiner Frau ein altes venezianisches Kastell im Dörfchen Akrotiri gepachtet und versucht, es nach und nach zu restaurieren. Oben im Turm hat er seine Werkstatt eingerichtet. Yannis ist Instrumentenbauer, spezialisiert auf traditionelle griechische Flöten und Dudelsäcke. Das Material dafür besorgt er sich auf der Insel: Schafknochen als Griffstücke, Ziegenhorn als Schalltrichter und Ziegenhaut für den Blasebalg.

Den Einsiedler auf dem Vulkanschlot von Palea Kameni nennen alle nur Kapitän Sostis, seinen Nachnamen kennt niemand. Er ist der einzige Bewohner der winzigen Vulkaninsel inmitten des Kratersees von Santorin. Seine Höhle hat der "Kapitän" in das Tuffgestein geschlagen. Auf der eigentlich unbewohnbaren Insel hält er ein paar Dutzend Ziegen. An den penetranten Schwefelgestank der Vulkandämpfe hat er sich längst gewöhnt. Dafür hat er hier seine Ruhe!

Produktionsleiter/in
Eva-Maria Wittke
Redaktionsleiter/in
Dirk Neuhoff
Redaktion
Alexander von Sallwitz
Autor/in
Till Lehmann
Regie
Till Lehmann
Redaktion
Ralf Quibeldey