Die Nordreportage: Assistenzhunde

Lebenshilfe auf vier Pfoten

Dienstag, 02. August 2022, 18:15 bis 18:45 Uhr
Donnerstag, 04. August 2022, 11:30 bis 12:00 Uhr

Hunde können vielseitige Helfer des Menschen sein, sagt Sina Rademacher, die seit 20 Jahren Assistenzhunde ausbildet. Nicht nur für sehbehinderte Menschen sind speziell ausgebildete Hunde eine große Hilfe. Signalhunde helfen Gehörlosen, indem sie für die Menschen Autohupen, das Telefon oder Kinderweinen hören. Hunde können anzeigen, wenn Menschen über- oder unterzuckert sind, oder wenn ein epileptischer Anfall droht. Die Assistenzhunde-Trainerin Sina hat sich auf Menschen mit körperlichen und psychischseelischen Handicaps spezialisiert. Sie trainiert ihre Teams aus Hund und Mensch bis zur Prüfung zum anerkannten Assistenzhund-Mensch-Team.

"Bruno" steckt noch mitten in der Ausbildung

Vorsichtig, Schritt für Schritt gibt der Assistenzhund seinem gehbehinderten Menschen zusätzlichen Halt auf einer Treppe. © NDR/Doclights GmbH
Vorsichtig, Schritt für Schritt gibt der Assistenzhund seinem gehbehinderten Menschen zusätzlichen Halt auf einer Treppe.

Sinje und Labrador Bruno sind so ein Team: Sinje war Rechtshänderin. Ihre rechte Hand ist nun vollständig gelähmt. Das Handy fällt ihr aus der linken Hand. Was nun? Aus dem Rollstuhl aufstehen ist riskant. Die Beine tragen Sinje nicht mehr sicher, seit die junge Frau Hirnblutungen hatte. Sinje ruft: "Bruno! Handy!". Bruno springt sofort auf, schnappt sich das Handy und trägt es freudig zu Sinje. Das Bringen von unerreichbaren Gegenständen macht der junge Labrador schon prima, obwohl er noch mitten in der Ausbildung zum Assistenzhund steckt. Vom ersten Tag an schenkte Bruno Sinje täglich Lebensfreude. Auch das ist wichtig in dem Leben, das Sinje mit den Handicaps meistern muss. Doch Bruno muss noch viel lernen: das Öffnen von Türen. Und er soll Sinje auf der Treppe zusätzlichen Halt geben. Die beiden trainieren viel, allein und zusammen mit Trainerin Sina.

Auch für traumatisierte Menschen eine Hilfe

Genauso wie Janne und Jule. Bei traumatisierten Menschen wie Janne bestimmen Ängste ihren Alltag. Sie meiden darum andere Menschen und vereinsamen oft. Mit dem Assistenzhund an der Seite werden sie wieder aktiver und selbstständiger, weil sie sich sicherer fühlen. Jule kam aus dem Tierheim und ist für Janne heute unersetzlich. Wenn bei Janne Angst aufkommt, beruhigt der Hund, sorgt allein durch seine Nähe für Entspannung. Im Gedränge verschafft Jule ihrem Frauchen Raum und Abstand, weil sie sich zwischen Janne und anderen Menschen legt oder setzt. Im schlimmsten Fall, bei Panikattacken, die Janne hilflos erstarren lassen, soll Jule die Tasche mit den Notmedikamenten holen. "Jule kann das", sagt Sina. Menschen mit Traumafolgestörungen gibt ein Hund wieder Sicherheit und damit Freiheit, am Leben teilzunehmen.

Offizielle Anerkennung durch ein neues Gesetz

Assistenzhunde sind Lebenshilfe für ihren behinderten Menschen und sollten überall mit ihm zusammen Zugang haben. © NDR/Doclights GmbH
Assistenzhunde sind Lebenshilfe für ihren behinderten Menschen und sollten überall mit ihm zusammen Zugang haben.

Obwohl nachgewiesen ist, wie hilfreich Hunde für Menschen mit Handicaps sind, werden bisher nur Blindenhunde von der Krankenkasse bezahlt. Ein neues Gesetz wird allen Assistenzhunden bald die offizielle Anerkennung verschaffen. Auch das Zutrittsrecht zu Supermärkten, Ämtern und Arztpraxen soll vereinfacht werden.

"Die Nordreportage" begleitet die Hamburger AssistenzhundeTrainerin Sina Rademacher bei der Ausbildung der Teams bestehend aus Mensch und Hund.

Produktionsleiter/in
Thorsten Köpp
Autor/in
Holger Vogt
Redaktion
Jan Frenzel