Luigi Colani – Designer ohne Grenzen

Donnerstag, 30. November 2023, 00:15 bis 00:45 Uhr

Luigi Colani (1928 – 2019) war ein Visionär, Sozialutopist und Enfant terrible. Er lebte an vielen Orten und designte für die ganze Welt: Autos, Kameras, Waschbecken, Frauenschuhe, plante sogar eine eigene Stadt. Grenzen kannte er nicht und wollte sie auch nicht von der Industrie akzeptieren. Er war seiner Zeit mit vielen Ideen voraus, die erst heute gewürdigt werden.

Der Zweiteiler erforscht den Nachhall des 2019 gestorbenen Designers bei Mitarbeitenden, Freunden, verlorenen Söhnen und Lebensgefährtinnen an Originalschauplätzen und rekonstruiert ein überbordendes Leben und Werk.

"90 Prozent Natur plus zehn Prozent Colani gleich BioDesign"

Luigi Colani galt als "Da Vinci des Designs", der schon sehr früh an Energieeffizienz, platzsparendes Wohnen und Ergonomie dachte. Er war das Gegenteil von Bauhaus. Seine Formel "90 Prozent Natur plus zehn Prozent Colani gleich BioDesign" ist hochaktuell. Bei der Formenfindung orientierte er sich an Insekten, Vögeln und Meeressäugetieren. Als Protagonist des biomorphen 1970er-Jahre-Designs wurde er weltberühmt. Colani wollte die ganze Welt gestalten: vom Kindertöpfchen bis zum Lastkraftwagen. Seine Computer, Waschbecken, Babywannen, Kameras sind im Alltagsbewusstsein gelandet und ihr schriller Schöpfer ebenfalls. Mit der Canon T90 brachte er Fotokameras ergonomische Formen bei und revolutionierte das Kameradesign nachhaltig. Wie wegweisend sein Schaffen aber tatsächlich war, wird vielleicht erst jetzt deutlich. Zu Recht ist er in den Museen der Welt vertreten, im Centre Pompidou genauso wie im größten Design Museum Deutschlands in München. Für Europa war er immer ein wenig zu schnell. Man erinnerte sich eher an den verrückten Querkopf als an den genialen Designer, der an der Sorbonne Aerodynamik studiert hatte und Autos entwarf, die schneller und energiesparender waren als die der Konkurrenz und deren ungewöhnliche Designs unvergesslich blieben. Colanis Designs waren immer ästhetische Revolution und technische Innovation in einem. Aber weil die Öffentlichkeit das nicht so schnell begriff, fühlte sich Colani Zeit seines Lebens als verkanntes Genie. Zu Recht! Es ist Zeit, sein Werk endlich zu begreifen.

In Ostasien verehrte man ihn als Genie

Der zweite Teil erzählt von Colanis Arbeit und Erfolgen im Ausland: Seine Karriere begann in Frankreich, wo er schon in den 1950er-Jahren Glasfaserkarosserien entwickelte. Später besaß er sogar ein Schloss in Südfrankreich mit eigenem Atelier. Von hier aus versuchte Colani nach dem Fall der Mauer ostdeutschen Betrieben mit seinen Designs auf die Beine zu helfen. Besonders erfolgreich aber war Colani in Ostasien, wo er als Genie verehrt wurde. In Japan und China wurde ihm der rote Teppich ausgerollt, ganz nach seinem Geschmack.

Produktionsleiter/in
Melanie Clausen
Redaktion
Gita Datta
Produktionsleiter/in
Claudia Cellarius
Redaktionsassistenz
Cornelia Schöffler
Regie
Sabine Carbon
Autor/in
Sabine Carbon
Kamera
Felix Oehler
Schnitt
Sabine Carbon
Ton
Zhang Tony
Redaktion
Dotzer, Ulrike