Werden wir dank Corona den Krebs heilen?
Sonntag, 07. Mai 2023, 07:10 bis
07:35 Uhr
Montag, 08. Mai 2023, 11:55 bis
12:25 Uhr
Die Coronapandemie hat eine Entwicklung in der Impftechnik geliefert, die zuvor kaum bekannt war: messenger-RNA (mRNA), zu deutsch Boten-Ribonukleinsäure. Seit über 20 Jahren wurde bereits daran geforscht. Das große Ziel der mRNA-Pioniere: eine Impfung gegen Krebs. Können jetzt, nach dem Erfolg der Corona-Impfstoffe, auch Krebserkrankungen besiegt werden?
Eine kleine Gemeinde von Forschern weltweit hat schon immer an das revolutionäre Potenzial geglaubt, das die Impfung via mRNA bietet. Der Rest der Wissenschaftswelt hat in dem Biomolekül bis vor Kurzem nur eine instabile Diva gesehen. "Niemand hat unsere Artikel gelesen. Und wir haben auch keine Forschungsgelder bekommen", sagt mRNA-Pionier Steve Pascolo. Er vergleicht die mRNA gern mit der "Abschrift eines Rezepts aus dem großen Kochbuch der DNA". Einer Abschrift, die an die Küchen der Zellen geliefert werden kann. Und diese stellen dann alles her, was im Rezept aufgeführt wird. Der menschliche Körper wird dadurch zur Apotheke. Genauso ist es im Prinzip bei der Entwicklung des mRNA-Impfstoffs gegen COVID-19 gewesen.
Durchbruch der Impfplattform
"Wir hatten schon alles bereit. Wir haben nur noch einen Anwendungsfall gebraucht", sagt Mustafa Diken von der Forschungseinrichtung TRON in Mainz. Den hat die Pandemie geliefert. Und den Durchbruch der Impfplattform gleich mit.
Aber: Krebs ist nicht Corona. Tumore kennen vielfältige Methoden, der Verfolgung durchs menschliche Immunsystem zu entgehen. Sie tricksen und täuschen und sind genetisch gesehen höchst individuell. Mit dem Nimbus des Coronavakzins im Rücken laufen weltweit jetzt Studien, die herausfinden wollen, ob mRNA den Durchbruch in der Krebstherapie liefern kann. Ob mittels dieses Biomoleküls dem Immunsystem der Patienten ein heißer Tipp, ein Fahndungsfoto übermittelt werden kann, das die Körperabwehr gegen die Tumorzellen aktiviert. Entsteht neben all dem Leid, das die Pandemie gebracht hat, am Ende auch noch etwas Positives?
- Redaktion
- Sara Helmig