Trauern wir in Zukunft anders?

42 - Die Antwort auf fast alles

Samstag, 26. April 2025, 06:05 bis 06:35 Uhr

Mit dem Wachstum der Weltbevölkerung steigt auch die Zahl der Todesfälle, rund 160.000 Menschen sterben täglich. Doch für Gräber geht in vielen Megastädten der Platz aus. Selbst für Urnen wird es eng. Braucht es neue Bestattungsformen? Wird es vielleicht keine Friedhöfe mehr geben? Die Dokumentation zeigt eindrücklich und humorvoll neue Formen des Trauerns.

Erinnerungen kultivieren

Schon Norbert Elias wusste: Der Tod ist ein Problem der Lebenden. Menschen verlieren nahestehende Menschen und wollen die Verstorbenen nicht gehen lassen. Gleichzeitig lassen die schnell ablaufenden biologischen Prozesse kaum Zeit für ein langes Abschiednehmen. Daher haben Menschen die Erinnerung an Verstorbene auf einzigartige Weise kultiviert: durch Bestattungen, eine der ältesten Kulturleistungen überhaupt.

Man muss kreativ werden

Seit etwa 240.000 Jahren ist das Erdbegräbnis die bevorzugte Bestattungsart. Doch diese Praxis bereitet heute Probleme: In manchen Großstädten gibt es kaum noch Platz für die klassische Sargbestattung. Und auch die Feuerbestattung führt in eine Sackgasse, wenn es nicht genügend Nischen in Kolumbarien gibt. Soziologe Dr. Thorsten Benkel meint: "Je größer die Stadt und je stärker bebaut, desto weniger Fläche für den Friedhof. Da muss man kreativ werden."

Feuerbestattungen belasten die Umwelt

Zudem kommt es bei den klassischen Bestattungsarten zu Umweltbelastungen: Allein in den USA werden jedes Jahr neun Millionen Meter Holz, 2.700 Tonnen Kupfer und Bronze, über 100.000 Tonnen Stahl und circa 1.600.000 Tonnen Beton für Bestattungen verbraucht. Allein in Deutschland werden durch Feuerbestattungen jährlich mehr als 200.000 Tonnen CO2 freigesetzt.

Ein Ort zum Trauern

Die Bestattungsbranche setzt auf radikale Reduktion. Die Liste an Death-Techs, die immer weniger von den Verstorbenen übriglassen, wird länger. Dazu zählen zum Beispiel Kompostieren oder in Säure auflösen. Aber: Wenn es keine herkömmlichen Gräber mehr gibt, wohin geht man, um zu trauern? Wie erinnert man sich an die Toten, wenn nichts mehr an sie erinnert?

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