Was bewegt Deutschland? Bürger stimmen in TV-Sendung und online ab
Einander zuhören, andere Einstellungen kennenlernen, eigene Sichtweisen überdenken: In "Die 100 - was Deutschland bewegt" haben 100 Menschen zu gesellschaftspolitischen Themen Stellung genommen - und Tausende bei der Online-Abstimmung mitgemacht.
Die Idee hinter der Sendung: Zwei Journalisten tragen Pro- und Contra-Argumente zu einer Frage vor. In der zweiten Ausgabe am Mittwoch waren das Alexander Bommes und Düzen Tekkal, das Thema: Sollte uns die Politik zu mehr Klimaschutz zwingen? Die 100 Teilnehmenden im Studio stimmten mit den Füßen über die Argumente ab: Eine Seite des Studios stand für "Pro", die andere für "Contra". Auf einer Skala von 1 bis 10 konnten die Menschen die Argumente dadurch gewichten, wie sie sich im Raum bewegten. Wer von 100 Personen verhält sich wie - und warum?
Es geht um Diskussion und Debatte
Im Anschluss an die Abstimmung in der Lokhalle in Göttingen, wo beide Sendungen aufgezeichnet wurden, ließ der Tagesthemen-Moderator Ingo Zamperoni die 100 zu Wort kommen. Er befragte einzelne Teilnehmende zu ihrer Haltung und ihren eigenen Erfahrungen mit dem Thema. Es ging um Diskussion und Debatte, darum, einander zuzuhören und die Position des oder der jeweils anderen kennenzulernen und zu verstehen. Am Schluss der Sendung wurden die Teilnehmer noch einmal gefragt, ob sie ihre Meinung geändert haben.
Welche Meinungen haben die Teilnehmenden?
Die Meinungen der Hundert zu dem Thema waren sehr unterschiedlich. "Es kommt immer darauf an, zu was man die Leute zwingt. Gerade den Inlandsflug zwischen Hamburg München - den könnte man meiner Meinung nach ganz gut verbieten. Ein bisschen Zwang ist in Ordnung", sagte etwa Constantin Hartmann aus Grasdorf. "Es wird zu viel auf die Menschen verlagert", fand Ute Eichhofer Thegeder aus Göttingen, "es wird zu wenig geschaut, was die Politik tun könnte." Und Verena Ziegler aus Leverkusen ergänzte: "Wenn ich könnte, würde ich mir ein E-Auto anschaffen. Aber ich wohne in einem Sechs-Parteien-Haus und da kann ich mir leider keine Wallbox an die Hauswand nageln."
Das sind die Ergebnisse des Zuschauervotings
An der Abstimmung über die Argumente in der Sendung zum Thema Klimawandel und der Frage "Sollte uns die Politik zu mehr Klimaschutz zwingen?" haben sich 1.379 Zuschauerinnen und Zuschauer mit 10.136 Wahlvorgängen beteiligt.
Die hier erhobenen Daten beschreiben nur das Meinungsbild der Fernsehzuschauer und -zuschauerinnen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, sie sind darüberhinaus nicht repräsentativ.
In der Onlineabstimmung stimmten zu Beginn der Sendung, also bevor Argumente genannt und ausgetauscht wurden, rund 61 Prozent aller Abstimmenden dafür, dass die Politik uns zu mehr Klimaschutz zwingen sollte. 39 Prozent votierten dagegen: Die Politik solle uns also nicht zu mehr Klimaschutz zwingen.
Dies entspricht exakt dem Stimmungsbild der 100 Menschen in der Sendung selbst. Auch da stimmten 61 Prozent der 100 für mehr politischen Druck beim Klimaschutz, 39 Prozent stimmten für die andere Seite.
Bei den anschließenden Einzelabstimmungen zu den Argumenten ergab sich folgendes Bild
Wie in der Fernsehsendung stimmten die Teilnehmenden im Online-Voting über das Argument "Wir ändern unser Verhalten nicht freiwillig" auf einer Skala von 1 bis 10 mit einem Durchschnittswert von 6,6 ab. Im Studio lag dieser Wert bei 5,7.
Bei dem Argument "unsere Gesellschaft fliegt auseinander" lagen die Durchschnittswerte im Netz bei 6,2 - in der Studio-Abstimmung bei 6,1. Insgesamt gab es also offenbar eine ähnliche Grundstimmung bei den Zuschauern zu Hause und den 100 im Studio in Göttingen.
Eine größere Abweichung zeigte sich bei dem Argument "Die Erderwärmung gefährdet unsere Gesundheit". Hier stimmten die 100 im Studio mit einem Durchschnittswert von 6,1 ab, die Zuschauerinnen und Zuschauer zu Hause stimmten deutlich stärker dem Argument zu mit einem Wert von 7,3.
Gegen Ende der Sendung, nachdem alle Argumente und Fakten von Düzen Tekkal und Alexander Bommes vorgetragen wurden, war das Abstimmungsbild deutlich ausgeglichener als zu Beginn der Sendung. Jetzt beantworten nur noch 56 Prozent die Frage "Sollte uns die Politik zu mehr Klimaschutz zwingen" mit Ja, 44 Prozent wollten sich nun nicht mehr zu mehr Klimaschutz zwingen lassen. In der Sendung hatte sich das Stimmungsbild der 100 mit nur noch 51 Prozent zu 49 Prozent sogar noch deutlicher gewandelt.
Damit gaben bei der ersten Sendung zum Thema Migration mehr als 3.700 Menschen und bei der zweiten Sendung zum Klimawandel mehr als 1.300 Menschen ihre Stimmen ab und sorgten für 40.000 Abstimmung-Clicks. Hinzu kamen mehr als 1.000 Kommentare. Wir bedanken uns bei allen, die sich in der Sendung und online beteiligt haben.
Migration war Thema der ersten Sendung
In der ersten Sendung präsentierten die Journalisten Anna Planken und Tobias Krell Pro- oder Contra-Argumente zu der Frage, ob Deutschland weniger Geflüchtete aufnehmen sollte. Und auch während der Ausstrahlung am vergangenen Mittwochabend konnten die Zuschauenden mitmachen und abstimmen.
Und so haben Sie abgestimmt:
Insgesamt haben 3.729 Personen abgestimmt. Im Schnitt haben dabei 2.000-2.700 Menschen pro Frage ihre Stimme abgegeben. Es handelt sich dabei nur um Zuschauer der Sendung: "Die 100 – Was Deutschland bewegt". Repräsentativ ist das Ergebnis der Abstimmung nicht.
In der Grundfrage neigten die Zuschauer und Zuschauerinnen an den Fernsehgeräten am Anfang der Sendung deutlich stärker zu der Aussage: "Man sollte den Zuzug von Geflüchteten stärker begrenzen." 67 Prozent wählten diese Aussage. "Die 100" in der Sendung hatten sich nur zu 51 Prozent dieser Aussage angeschlossen.
Entsprechend wählten nur 33 Prozent der Fernsehzuschauer die Aussage, dass der Zuzug Geflüchteter nicht stärker begrenzt werden soll. Bei den 100 Menschen in der Fernsehsendung waren dies 49 Prozent.
Meinung der Zuschauer an den Bildschirmen kaum geändert
Bei den Argumentationen zeigt sich dementsprechend auch eine größere Zustimmung der Zuschauenden bei den Argumenten, die eher die These stützen, das Zuwanderung stärker zu begrenzen sei. Die Abweichungen liegen im Schnitt bei 1,4 bis 2,0 Punkten. Die größte Abweichung der Durchschnittsbewertung gibt es bei dem Argument "Wir haben eine Verantwortung für Kriege und Krisen in anderen Teilen der Welt". Da stimmten die Zuschauer und Zuschauerinnen zu Hause deutlich weniger zu mit einem Durchschnittswert von 6,0, denn im Studio lag der Wert bei hohen 8,0.
Bei der erneuten Abstimmung zur Grundfrage änderte sich bei den Zuschauern zu Hause nicht viel, gerade mal ein Prozent wanderte von der Contra-Seite zur Pro-Seite. In der Schlussabstimmung stimmten somit 68 Prozent der Aussage zu: "Wir sollten den Zuzug Geflüchteter stärker begrenzen."