Brauchen wir Korruption?

42 - Die Antwort auf fast alles

Samstag, 30. März 2024, 06:05 bis 06:35 Uhr

Korruption ist ein Phänomen, das sich meist im Verborgenen abspielt und nur selten sichtbar wird. Wird doch mal ein Fall aufgedeckt, ist die Aufregung groß. Doch nicht immer sind die Menschen über Korruption empört. In der frühen Neuzeit sei sie in Form von Patronage, also Günstlingswirtschaft, sogar ein grundlegendes Element der Staatsorganisation gewesen, sagt Jens Ivo Engels, Historiker an der Technischen Universität Darmstadt.

"Eine Hand wäscht die andere"

Auch die Etablierung des modernen Beamten im Zuge der Französischen Revolution konnte das Prinzip "eine Hand wäscht die andere" nicht beenden. Bilde Korruption in einer Gesellschaft erst einmal die Norm, sei es für ihre Mitglieder viel schwieriger, sich ihr zu entziehen, erklärt Marie Claire Villeval, Verhaltensökonomin am Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung in Paris. Korruption werde dann regelrecht ansteckend.

Einsatz künstlicher Intelligenz

Und das hat weitreichende Konsequenzen: Haben es Menschen aus nichtkorrupten Ländern mit Vertretern aus vermeintlich korrupten Gesellschaften zu tun, nimmt die Bereitschaft Ersterer für Schmiergeldzahlungen deutlich zu, wie Sozialpsychologe Nils Köbis vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung beobachtet hat. Er berichtet, dass vermehrt auch künstliche Intelligenz in Form von Algorithmen zum Einsatz kommt, um Korruption auf den Leib zu rücken.

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