Zur Sache: Schleswig-Holstein will wieder aufs Wasser
Wer es bislang noch nicht versucht hat, wird es angesichts der Temperaturen wohl bald tun: Segler, Surfer, Kite-Surfer und Stand-Up-Paddler wollen aufs Wasser. Das war Thema in Zur Sache.
Verreisen ins Ausland - das wollen zur Zeit wohl viele. Wann das allerdings wieder möglich ist, weiß noch keiner. Dementsprechend voll wird es voraussichtlich auf dem Wasser in Schleswig-Holstein. Viele Anlegeplätze in den Bootshäfen sind bereits für die gesamte Saison ausgebucht. Wassersport-Kurse, zum Beispiel im Stand-Up-Paddling, haben Hochkonjunktur. Darum ging es am Sonntag in der Sendung Zur Sache auf NDR 1 Welle Nord.
Vorher über die Lage auf See informieren
Viele Menschen an Nord- und Ostsee - das führt vor allem zu mehr Rettungseinsätzen, weil sich untrainierte Wassersportler häufig überschätzen, sagte Tobias Wilke, Vorsitzender der DLRG in Kiel: "Natürlich gibt es auch viele Anfänger, die versuchen, so viel wie möglich aus ihrem Urlaub rauszuholen. Und wenn Anfänger aufs Wasser gehen und überrascht werden von einer Windböe oder einer Strömung, die sie nicht kennen, dann kann es sehr schnell zu einer gefährlichen Situation kommen." Deshalb rät Wilke allen Wassersportlern, sich vor dem Gang aufs Wasser bei den jeweiligen Wachstationen an Land über die Lage auf See zu informieren.
Noch müssen Boote in den Häfen bleiben
Noch müssen die meisten Boote wegen der Corona-Pandemie in den Häfen bleiben. Segeln oder Motorbootfahren gilt als Ausübung des Sports. Daher gelten hier die gleichen Regeln wie bei anderen Sportarten: Sport darf nur mit den Angehörigen des eigenen Haushaltes oder zu zweit ausgeübt werden. Übernachtungen auf Booten in Sportboothäfen sind nur erlaubt, wenn das Boot seetüchtig gemacht oder zu seinem Dauerliegeplatz überführt wird.
Trendsportart SUP (Stand-Up-Paddling)
Tanja Miranda, zertifizierte SUP-Lehrerin für Stand-Up-Paddling aus Eckernförde, berühren diese Regeln nicht so stark. Sie darf raus in die Eckernförder Bucht. Zur Zeit macht sie das mit maximal einer Schülerin oder einem Schüler. Die Bucht kennt sie wie ihre Westentasche, ist aber an vielen Orten in Schleswig-Holstein unterwegs. "Wer mit SUP anfangen möchte, sollte unbedingt vorher einen Kurs machen", sagt Tanja Miranda. "Man muss ja wissen, wo man paddeln kann, ohne anderen Schiffen in die Quere zu kommen, um da Unfälle zu vermeiden."
Wichtig ist ihr auch der Erhalt der Natur und der Umweltschutz. "Wenn man zum Beispiel auf einem See unterwegs ist, muss man am Ufer auf brütende Vögel achten und da Abstand nehmen." Auch beim Kauf eines SUP-Boards muss auf Vieles geachtet werden. "Wenn man ein günstiges SUP-Brett samt Paddel kauft, sollte man zum Beispiel kein Alu-Paddel nehmen, weil das untergeht, wenn man es auf dem Wasser verliert. Darauf achten viele beim Kauf nicht."
Die Seenotretter helfen bei Gefahren
Wenn Menschen oder Schiffe - egal ob größere oder kleinere Schiffe - auf dem Wasser Probleme haben, kommen die Seenotretter der DGzRS (Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) ins Spiel. Sie waren im vergangenen Jahr an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste 145 Mal im Einsatz und halfen 315 Menschen. An der Ostsee Schleswig-Holsteins gab es 607 Einsätze für 1.109 Menschen. "Um die Sicherheit auf See weiter zu verbessern, haben wir vor einigen Jahren die Seenotretter-App 'Safe Trx' ins Leben gerufen", sagt Christian Stipeldey von der DGzRS. "SafeTrx" zeichnet über das Mobiltelefon die Route des Wassersportlers auf und ermöglicht der DGzRS im Notfall den direkten Zugriff auf den aktuellen Standort. "Mit Hilfe der App konnten bereits aufwendige Rettungsaktionen vermieden werden", so Stipeldey.
Kaum noch Platz in den Häfen im Land
Auf der Ostsee schippern - mit Familie, Freunden und an der frischen Luft: Das haben sich viele Schleswig-Holsteiner vorgenommen und wollen lieber hier bleiben anstatt ins Ausland zu fliegen. Doch die Häfen im Land platzen aus allen Nähten. Thomas Krüger, Hafenmeister und Betriebsleiter in Marina Wendtorf: "Wir haben eine Warteliste von 200 Personen, die einen Liegeplatz für ihr Boot suchen." Seit Corona interessieren sich immer mehr Laien für das Segeln. Auch ohne Bootsführerschein darf jeder ein Boot fahren, das maximal 15 PS hat. Und da kommt es oft zu Problemen, sagt Thomas Krüger: "Die Anfänger kamen zum Beispiel mit den Leinen nicht zurecht und hatten Schwierigkeiten, überhaupt erstmal den Hafen zu verlassen. Viele unterschätzen auch die Motorleistung sowie Wind und Strömungen." Ähnliches berichten seine Kollegen aus anderen Häfen im Land.
Gäste
Zu Gast bei Moderatorin Hannah Böhme waren:
- Tanja Miranda, zertifizierte Lehrerin für Stand-Up-Paddling aus Eckernförde
- Thomas Krüger, Hafenmeister und Betriebsleiter in Marina Wendtorf
- Christian Stipeldey, Sprecher der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS)
