Zur Sache: Corona - wie können wir zur Normalität zurückkehren?
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Diskussion über ein Ende der epidemischen Lage im November ins Rollen gebracht. In unserer Sendung Zur Sache haben wir über das Für und Wider gesprochen.
Spahns Vorschlag, die "epidemische Notlage von nationaler Tragweite" auslaufen zu lassen, sei fachlich zu verantworten, sagte Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP). Er halte den Schritt für angemessen und richtig. Das bedeute aber nicht, dass Corona vorbei sei und auch nicht das Ende aller Maßnahmen. Aber es bedeute das Ende eines kompletten Ausnahmezustandes, so Garg. Zustimmung kommt auch von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und dem Präsidenten der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt. Die meisten besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen seien geimpft und die Situation in den Krankenhäusern sei stabil, erklärte Reinhardt.
Seit dem 27. Dezember 2020 werden Menschen in Schleswig-Holstein gegen das Coronavirus geimpft. Die Impfquote zeigt an, wie viel Prozent der Norddeutschen bereits die erste Impfdosis erhalten haben.
Ende des Ausnahmezustandes, aber nicht Ende der Maskenpflicht
Kaum einer der Politiker und Experten stellt in Frage, dass auch bei einem Ende der epidemischen Lage Ende November, Maskenpflicht, Hygienekonzepte und 3G-Regel weiter gelten sollten. Auch der Kieler Virologe Prof. Helmut Fickenscher findet, das juristische Ende sei vertretbar - ob jetzt, oder drei Monate später, müsse abgewogen werden. Allerdings spricht er sich dagegen aus, bereits jetzt den "Dänemark-Weg" zu gehen und sämtliche Hygiene-und Schutzmaßnahmen der Corona-Pandemie abzuschaffen. Das sei frühestens im Frühjahr 2022 denkbar, so Fickenscher.
Rendsburg-Eckernförde will mehr Lockerungen
Anders sehen das die Verantwortlichen im Kreis Rendsburg-Eckernförde: Landrat Rolf-Oliver Schwemer und Stephan Ott vom Kreisgesundheitsamt haben einen Plan an das Gesundheitsministerium geschickt, in dem sie sich unter anderem dafür aussprechen, die Maskenpflicht in Innenräumen und die Abstandsregeln zu beenden. Nur in Schulen solle weiter getestet werden und in Alten- und Pflegeheimen die 3G-Regeln gelten. Virologe Fickenscher findet diesen Vorstoß "unverständlich". Die Gesundheitsämter vieler anderer Kreise sind noch zurückhaltend. So will Ostholsteins Landrat Reinhard Sager (CDU) zunächst die Erkältungs- und Feriensaison abwarten.
Lauterbach: Falsches Signal
Die epidemische Notlage ist die rechtliche Grundlage für die Corona-Maßnahmen von Bund und Ländern. Endet sie, müssen diese auf Landesebene angeordnet werden, die Bundesländer haben also mehr Verantwortung. De facto enden damit also nicht die Schutzmaßnahmen, allerdings befürchtet unter anderem SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, dass ein Ende des Ausnahmezustandes ein falsches Signal aussenden könnte und die Menschen in Deutschland nicht mehr den Maßnahmen folgen. Zuvor brauche es mehr Erfolg beim Impfen, eine sinkende Inzidenz und einen Schutz der Kinder, fordert Lauterbach. Ähnlich sehen das Intensiv-und Notfallmediziner.
Gefahr für Kinder?
Für Kinder unter zwölf Jahren gibt es keine Impfempfehlung der Stiko. Biontech und Pfizer haben bei der europäischen Arzneimittelagentur zwar die Erweiterung der Zulassung ihres Corona-Impfstoffs für Kinder im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren beantragt, bis aber die ersten Spritzen gesetzt werden können, wird es noch dauern. Das Auftreten von Langzeitfolgen nach einer Corona-Infektion ist bei Kindern und Jugendlichen laut Bundesgesundheitsministerium nicht quantifizierbar. Setzen wir also die Gesundheit der Kinder aufs Spiel, wenn die epidemische Lage endet? Müssen vulnerable Gruppen besser und länger geschützt werden, oder ist der Weg zurück in die Normalität überfällig? Diese und weitere Fragen wollen wir in unserer Sendung Zur Sache diskutieren.
Gäste in der Livesendung
Zu Gast bei Moderatorin Christine Pilger waren:
- Prof. Dr. Helmut Fickenscher, Leiter des Instituts für Infektionsmedizin an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und dem Kieler Universitätsklinikum (UKSH)
- Reinhard Sager, Präsident des deutschen Landkreistages und Landrat des Kreises Ostholstein
- Prof. Dr. Stephan Ott, Leiter des Fachbereichs Soziales, Arbeit und Gesundheit im Kreis Rendsburg-Eckernförde
- Axel Briege, Co-Vorsitzender der Landeselternvertretung der Kitas
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