Kolumne: Hör mal 'n beten to "Unbürokratische Lehrtied"
Heiko Kroll erinnert sich an seine Lehrzeit zurück, und zwar an einen Moment, in dem er besonders plietsch sein wollte. Das ging dann aber nach hinten los. Denn er hatte die Rechnung ohne den noch plietscheren Gesellen gemacht.
"Unbürokratische Lehrtied"
No de School heff ick erstmol 'n Lehr' in't Handwark mokt. Un tehmli to Anfang weer ick för'n poor Weeken mit twee Geselln in 'n Dörpsschool in Insatz. Niede Finstern schulln dor rin. Un jeden Dag to'n Fierobend kreeg ick Bessen un Schüffel in de Hand, üm de Buusteed reintomoken. An de richti opregenden Sooken, Schweißen un so, keem ick noch ni ran.
Denn overs keem mol een vun de Lehrers no mi hen un hett seggt: "Fohrt se den Transporter mol bidde dor wech. Ick mutt dor mit' Auto dör." Ick weer man erst foffteihn, overs Transporter fohrn, dat weer wat för mi. De Slötel hett steekt. Overs jüst, dat ick den Woog' ansmeten harr, keem mien Gesell anrennt un weer an bölken: "Büst du verrückt? Rut ut dat Auto! Du hest je noch gor keen Autoföhrerschien." Un dor weer't vörbi mit' Auto fohrn.To'n Fierobend kreeg ick denn weller Bessen un Schüffel in de Hand, üm de Buusteed reintomoken.
Bessenföhrerschien un Feudelpass
Overs an düssen Dag heff ick seggt: "Deiht mi leed, overs dat geiht ni. Ick heff je gor keen Bessenföhrerschien! "Dor hett mien Gesell sien Schrievblock ut de Tasch fummelt un dor wat opschreeven. Denn reet he den Zeddel af un hett em mi in de Hand drückt. "Bessenföhrerschien för Heiko", stunn dor op. Un denn kreeg ick noch 'n Zeddel: "Un hier hest du ook glieks dien Feudelpass."
Dor harr ick mien Gesicht mol sehn mucht. Mitmal harr ick jedenfalls Bessenföhrerschien un Feudelpass in een Minut - eenfach so. Wat weer dat scheun, wenn allns so unbürokratisch gohn wurr.
Zum Podcast-Angebot der plattdeutschen Sendereihe "Hör mal 'n beten to"
Die plattdeutsche Morgenplauderei "Hör mal 'n beten to" gehört seit mehr als 60 Jahren zum Alltag in Norddeutschland. Hier werden die Wunderlichkeiten des Alltags betrachtet. So klingt es, wenn wir Norddeutschen uns selbst auf die Schippe nehmen - liebevoll bis spöttisch, selten mit dem Finger in schmerzenden Wunden, aber immer an Stellen, an denen wir kitzelig sind. Im Radio: werktags um 10:40 Uhr auf NDR 1 Welle Nord, um 11:50 Uhr auf NDR 1 Niedersachsen und um 13:20 Uhr auf NDR 90,3.
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