Sendedatum: 04.03.1999 21:45 Uhr

Panorama vom 4. März 1999

 

VIDEO: Panorama vom 4. März 1999 (45 Min)

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 04.03.1999 | 21:45 Uhr

Taschenrechner und Rotstift © dpa Foto: Michael Rosenfeld

Böse Überraschung nach Tarifpoker - Kein Geld mehr für Überstunden

Unsere Bundesregierung ist bekanntlich ja angetreten mit einem guten Vorsatz - Arbeitsplätze schaffen und etwas gegen die Jugendarbeitslosigkeit tun. Daran will sich Bundeskanzler Schröder nach eigenem Bekunden ja messen lassen. Um so mehr erstaunt doch jetzt der Tarifvertrag im Öffentlichen Dienst, bei dem Bundesinnenminister Schily die Arbeitgeberseite vertreten hat. Demnach erhalten Beschäftigte im Öffentlichen Dienst, also auch Krankenschwestern, Müllmänner und Busfahrer, 3,1 Prozent mehr Lohn. Von der Gewerkschaft wird das als Erfolg verkauft. Aber die Euphorie wird bei den vielen Beschäftigten schnell vorbei sein, nämlich dann, wenn alle Einzelheiten dieser Vereinbarung bekannt werden. Denn mehr Geld wird es für viele nicht geben. Und Zusatzvereibarungen, die Jobs und Ausbildungsplätze für Jugendliche schaffen könnten auch nicht. Um Ruhe an der Tariffront zu haben, hat sich die Bundesregierung auf einen zweifelhaften Kompromiß eingelassen. mehr

Nahaufnahme von Springerstiefel © picture alliance Foto: Bernd Thissen

Dumpfe Parolen, volle Kassen - Steuerzahler finanzieren Zoff bei Rechtsradikalen

Selbst für Landtagsabgeordnete auf der Oppositionsbank sind politische Ziele offensichtlich nicht so leicht durchzusetzen. Als Paradebeispiel für komplettes Versagen auf der politischen Bühne können die Abgeordneten der rechtsextremistischen Deutschen Volksunion, der DVU, gelten. Wo immer die Vasallen des Münchner Millionärs Dr. Gerhard Frey bisher in die Länderparlamente eingezogen sind, das Bild war schnell das gleiche: Sie schwänzten Ausschußsitzungen, verpraßten Fraktionszuschüsse, und nicht einmal die Lieblingsthemen dieser Partei - Ausländer und Asyl - konnten sie bisher irgendwo glaubwürdig vertreten. Es war vor rund zehn Monaten, bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt, da strahlten die DVU-Kandidaten in die Fernsehkameras. Knapp 13 Prozent der Stimmen bekamen sie damals, damit hatte niemand gerechnet. Heute sind sie zerstritten und so gut wie arbeitsunfähig. mehr

Eine Katze sitzt auf einem Pflasterstein

Fangen, quälen, töten - Katzenfelle für sinnlose Rheumadecken

In Deutschland geht der Katzenklau um, zumindest in einigen Regionen gellten auffällig viele Katzen als vermißt. Gleichzeitig regt sich hier kaum noch jemand auf über Katzenfelle als Mantelfutter oder als Kragenbesatz. Im Pelztier-Fachjargon heißt das dann "Genotte", das klingt natürlich viel besser als "Katze" und macht fast vergessen, daß es auch der niedliche Kater von nebenan sein könnte, der da den Hals vor Kälte schützt. Die Felle werden auch zu teuren Decken verarbeitet und gelten als Wundermittel gegen Rheuma, gegen schädliche Erdstrahlen und noch so manches Zipperlein. Diejenigen, die wissen, in was sie sich da hineinkuscheln, die glauben - natürlich ganz tierliebend - daß es sich um ganz normale Katzenfelle von ganz normal gestorbenen Katzen handelt. Über einen Millionenmarkt, über dubiose Bezugsquellen und Verkaufspraktiken und über abscheuliche Tierquälerei berichten Thomas Berndt und Manfred Karremann. mehr

Ein Arzt vor einem Röntgenbild

Millionen für abgehackte Finger - Selbstverstümmelung bei Ärzten

Ärzte schwören ja bekanntlich den Hippokratischen Eid. Sie verpflichten sich, nach bestem Wissen und Können zum Wohle der Kranken zu arbeiten. Die eigene Person ist in diese Verpflichtung nicht eingeschlossen, und das ist wohl auch ganz gut so, denn einige Mediziner sind offensichtlich bereit, Hand an sich selbst zu legen, sich selbst zu verstümmeln, um damit viel Geld zu verdienen. Kann man sich Ärzte vorstellen, die sich selbst einen Finger abhacken, um dafür die Versicherungsprämie zu kassieren? Thomas Berbner konnte es kaum glauben. mehr

Flagge der Europäischen Union © Bildagentur Huber/PictureFinders

Lügen und hetzen - EU-Kommissare bekämpfen Journalisten

Unsere europäischen Beamten sind nicht nur sehr gut bezahlt, sondern auch bestechlich. Diesen Eindruck hat der nun fast zwei Monate zurückliegende EU-Skandal nur bestätigt. Mißwirtschaft, Korruption, Betrug - das waren die Vorwürfe gegen die Europäische Kommission. Gestern hat Präsident Jacques Santer Fehler eingeräumt und einen neuen Verhaltenskodex verabschiedet. Nebentätigkeiten und die Annahme von Geschenken sind für EU-Kommissare jetzt verbindlich geregelt - ein Schritt in die richtige Richtung. Aber zerknirscht oder voller Reue zeigen sich die Beschuldigten ganz und gar nicht, denn inzwischen betrachten die unter Betrugsverdacht Geratenen sich selbst als Opfer: sie seien nur von den Medien schlechtgemacht und völlig zu Unrecht beschuldigt worden, heißt es. Die Täter halten also offensichtlich die Berichterstatter für das eigentliche Problem, denn die Journalisten haben die dubiosen Praktiken der Europa-Beamten ja erst bekannt gemacht. In Straßburg kursierte kürzlich ein Arbeitspapier, wie denn nun mit dieser so lästigen Zunft zu verfahren sei, um weitere kritische Berichterstattung zu verhindern. mehr

Hartmut Bagger: Generalinspekteur der Bundeswehr © dpa - Fotoreport Foto: Torsten Silz

Entschuldigung Verteidigungsministerium

Zum Schluß der Sendung möchten wir Ihnen eines nicht vorenthalten. Beim letzten Mal haben wir einen Bericht über die Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik gezeigt, eine traditionsreiche Vereinigung, die zu über neunzig Prozent aus Steuergeldern gefördert wird. Sie hat einen guten Ruf, aber dort kamen Referenten mit sehr guten Verbindungen zur rechtsextremen Szene zu Wort. Wir hatten uns darüber gewundert, daß zu den Herren im Kuratorium auch Hartmut Bagger, der Generalinspekteur der Bundeswehr, gehörte. Schon am Tag der Sendung gab es böse Vorwürfe vom Verteidigungsministerium: Panorama habe schlecht recherchiert, hieß es da. Die Behauptung, Bagger gehöre dem Kuratorium dieser Gesellschaft an, sei schlichtweg falsch. Einen Tag später bekamen wir - und das ist schon etwas ungewöhnlich - eine Entschuldigung von der Hardthöhe: Unsere Recherchen seien ganz und gar korrekt gewesen, der Generalinspekteur der Bundeswehr sei in der Tat Mitglied des Kuratoriums dieser Gesellschaft. Entschuldigung angenommen, auch auf der Hardthöhe kann man sich ja mal irren. mehr

Über Panorama

Kalender © Fotolia.com Foto: Barmaliejus

Panorama-Geschichte

Als erstes politisches Fernsehmagazin ging Panorama am 4. Juni 1961 auf Sendung. Die Geschichte von Panorama ist auch eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. mehr

Anja Reschke © Thomas & Thomas Foto: Thomas Lueders

60 Jahre Panorama

60 Jahre investigativ - unbequem - unabhängig: Panorama ist das älteste Politik-Magazin im deutschen Fernsehen. mehr

Panorama 60 Jahre: Ein Mann steht hinter einer Kamera, dazu der Schriftzug "Panorama" © NDR/ARD Foto: Screenshot

Panorama History Channel

Beiträge nach Themen sortiert und von der Redaktion kuratiert: Der direkte Einstieg in 60 Jahre politische Geschichte. mehr