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Die Slowenische Riviera - Kleine Küste, ganz groß

Donnerstag, 02. November 2023, 20:15 bis 21:00 Uhr
Sonntag, 05. November 2023, 13:45 bis 14:30 Uhr

Die Slowenische Riviera ist eine der kürzesten Küsten Europas, gerade einmal 46,6 Kilometer lang. Auf den Zugang zum Meer sind die Slowenen stolz. Kein Wunder also, dass jeder Zentimeter von Sloweniens Anteil an der Adria zum Baden genutzt wird. Wer keinen Sand unter seinen Füßen mag, ist genau richtig an der felsigen Naturküste oder wahlweise an den Betonstränden. Sie sind ein Erbe aus sozialistischer Zeit, als Slowenien ein Teil Jugoslawiens war. 500 Jahre lang gehörte die Küstenregion zur Republik Venedig. Der Glockenturm von Piran sieht aus wie eine Miniaturausgabe des Campanile vom Markusplatz. Zur Begrüßung hört man hier häufiger Ciao als das slowenische Dober dan (Guten Tag).

Venezianische Tradition: Topo-Boot fahren

Hier waren schon immer Frauen am Ruder: Während die Männer monatelang zur See fuhren, transportierten die Frauen ihre Ernte zum Markt - mit venezianischer Rudertechnik. © NDR/Julian Ringer
Hier waren schon immer Frauen am Ruder: Während die Männer monatelang zur See fuhren, transportierten die Frauen ihre Ernte zum Markt - mit venezianischer Rudertechnik.

Milka Sinkovic und ihre Freundinnen vom Club Voga Veneta Pirano treffen sich einmal in der Woche, um eine venezianische Tradition zu pflegen: Sie rudern, und zwar im Stehen! Ihre traditionellen Holzboote, genannt Topo, wurden früher an der slowenischen Adriaküste und auf den Kanälen der Salinen verwendet. Schon damals transportierten reine Frauenbesatzungen damit Gemüse und Schalentiere zu den Märkten, denn die Männer von Piran waren fast alle auf See. Topo-Boote sind für die ruhigen, flachen Gewässer der Lagunen konstruiert, bei Wind und kabbeligem Wasser kann es da schon mal knifflig werden.

Wenn Neptun in Piran regiert

Der Tartini-Platz von Piran, benannt nach dem hier geborenen Geiger und Komponisten Giuseppe Tartini: Der Glockenturm im Hintergrund wurde dem berühmten Campanile vom Markusplatz in Venedig nachempfunden. © NDR/Julian Ringer
Der Tartini-Platz von Piran, benannt nach dem hier geborenen Geiger und Komponisten Giuseppe Tartini: Der Glockenturm im Hintergrund wurde dem berühmten Campanile vom Markusplatz in Venedig nachempfunden.

Seit 1947 übernimmt Neptun jedes Jahr für ein langes Wochenende symbolisch die Regentschaft über Piran. Der Meeresgott und seine Gefolgschaft, dargestellt von Schülern der Mittelschule für Seefahrt, laufen mit dem Schulschiff in den Hafen ein. Als Neptun verkleidet wird Abiturient Roberto in einer Prozession durch Piran getragen. Alle Novizen müssen schwören, fleißig zu lernen. Zur Taufe werden sie dann ins Hafenbecken geworfen.

Party in Portoroz

Portoroz ist ein trubeliger Partyort mit großer Geschichte: Im 19. Jahrhundert hatten die Habsburger die Macht übernommen. Damals entwickelte sich der sogenannte Rosenhafen zu einem mondänen Heilbad. Die feine Gesellschaft der K.-u.-k.-Monarchie weilte hier zur Sommerfrische und residierte später im Palace Hotel, eröffnet 1910. In jugoslawischer Zeit war das Haus im Belle Époque-Stil das Lieblingshotel von Machthaber Tito. Stars wie Sophia Loren und Pierre Brice logierten im Palace. Syu Poropat, deren ganze Familie mit dem traditionsreichen Hotel verbunden ist, arbeitet hier heute als Chefkonditorin. Von ihr werden ständig neue Köstlichkeiten erwartet, aber bitte mit lokalen Zutaten: Macarons zum Beispiel kreiert Syu auf slowenische Art mit einer Prise Meersalz aus den Salinen von Piran.

Höhlen im Hinterland

Ein Ballsaal in einer gigantischen Höhle durch den dann auch noch ein Zug fährt: Das gibt es so nur in Postojnia, in der größten erschlossenen Tropfsteinhöhle der Welt. © NDR/Julian Ringer
Ein Ballsaal in einer gigantischen Höhle durch den dann auch noch ein Zug fährt: Das gibt es so nur in Postojnia, in der größten erschlossenen Tropfsteinhöhle der Welt.

Das Hinterland der Küste ist Karstgebirge, durchlöchert von Höhlen. Die Höhlen von Postojna sind so gigantisch, dass darin sogar ein kleiner Zug fährt, die einzige zweigleisige Höhleneisenbahn weltweit. Lokführer Samo Dolenc dreht hier täglich seine Runden auf der gut vier Kilometer langen unterirdischen Strecke. Er genießt das Privileg, die Höhle am Morgen allein und still beim Technik-Check zu erleben, bevor die Besucher kommen.

Immer auf der Suche nach angeschwemmten Brettern: Nika Stegel fertigt aus Treibgut "Tiny Houses". Die Holzminiaturen verkauft sie von Piran aus in die ganze Welt. © NDR/Julian Ringer
Immer auf der Suche nach angeschwemmten Brettern: Nika Stegel fertigt aus Treibgut "Tiny Houses". Die Holzminiaturen verkauft sie von Piran aus in die ganze Welt.

Am steinigen Strand unterhalb der Kirche sammelt Nika Stegel Treibholz. Aus den Brettern, die das Meer angeschwemmt hat, schnitzt sie in ihrem kleinen Atelier winzige Häuschen. Urlaubssouvenirs nach Vorbildern in ihrer malerischen Heimatstadt, dem mittelalterlichen Piran. Die Leidenschaft für Miniaturen hat die Künstlerin von ihrem Großvater geerbt, einem Goldschmied. Außer ihrem Hund Rum will inzwischen kaum noch jemand mit Nika am Strand spazieren gehen: Wer schleppt schon gerne schwere Hölzer zurück?

Autor/in
Annette Plomin
Kamera
Julian Ringer
Schnitt
Julian Ringer
Ton
Maximilian Kielhauser
Mitarbeit
Jure Kreft
Ajmone Kuqi
Eliana Wessel
Bildtechnik
Oliver Stammel
Tonmischung
Sascha Prangen
Sprecher/in
Philipp Schepmann
Lena Donnermann
Dagmar Dreke
Clemens Gerhard
Jesse Grimm
Sandra Kob
Elena Wilms
Produktionsleiter/in
Tim Carlberg
Redaktion
Norbert Lorentzen

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