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Schmutziges Kupfer: Die dunkle Seite der Energiewende

Montag, 14. November 2022, 22:00 bis 22:45 Uhr

Die Energiewende war vielleicht noch nie wichtiger als heute. Windenergie und Solarpower sind entscheidend für die Zukunft. Der vielleicht wichtigste Rohstoff für diese Schlüsseltechnologien ist das Metall Kupfer. Im Frühjahr 2022 stieg der Preis für Kupfer in noch nie da gewesene Höhen. Minen und Produzenten machen weltweit Milliardengewinne.

Doch wo und unter welchen Umständen wird Kupfer abgebaut? Welche Folgen hat der Abbau für die Umwelt? Ein Team des NDR stößt auf eine ökologische Katastrophe. Eine spannende Recherche über Kupfer, einem der wichtigsten Rohstoffe für erneuerbare Energien.

Großes menschliches Leid durch Kupfererzabbau

Der Hamburger Konzern Aurubis ist der größte Kupferproduzent Europas. Mehr als 350 Millionen Euro Gewinn machte Aurubis 2020/21 mit dem Edelmetall. Trotz Coronapandemie verbuchte die Firma so das beste Ergebnis der Firmengeschichte. Mehr als eine Million Tonnen Kupfer werden von rund 7.000 Beschäftigten weltweit produziert.

Das Erz für seine Schmelzöfen bezieht Aurubis direkt aus den Abbauländern. Chile ist einer der großen Lieferanten. Doch der Abbau dort verursacht immenses Leid. Aurubis verweist auf hohe Standards in ihren Lieferketten und einen Verhaltenskodex, den alle Geschäftspartner befolgen müssten.

Kupferabbau in Südamerika - eine ökologische Katastrophe

Die Krebsrate in der chilenischen Atacama–Wüste, wo Kupfer abgebaut wird, ist bis zu siebenmal höher als sonst in Chile. © NDR/HTTV Produktion/Michael Höft
Die Krebsrate in der chilenischen Atacama–Wüste, wo Kupfer abgebaut wird, ist bis zu siebenmal höher als sonst in Chile.

Das NDR Team recherchiert in Chile, einem Land mit riesigen Kupfervorkommen. Ganz im Norden in der Provinz Chuquicamata befindet sich der größte Kupferbergbau der Welt. Er liegt in der Atacama-Wüste, einem der trockensten Orte der Erde. In gigantischem Ausmaß wird hier der Boden aufgerissen, um das wertvolle Metall zu gewinnen. Obwohl es hier kaum regnet, verschlingt die Grube Unmengen an Wasser, um das Kupfer zu gewinnen.

Eine ökologische Katastrophe. Die Dörfer der Menschen, die in der Umgebung leben, werden schlicht ausgetrocknet und der Rest des Wassers mit Schwermetallen kontaminiert. Das schreckliche Ergebnis ist eine Krebsrate, die fünf bis sechsmal höher ist als sonst im Land.

Wird Kupfer bald auch in Deutschland abgebaut?

Da die Kupferpreise so sehr steigen, wird nun überlegt, auch in Deutschland wieder Kupfer abzubauen. In der Lausitz werden große Vorkommen vermutet. Die geschätzten 130 Millionen Tonnen sollen in den nächsten Jahrzehnten gewonnen werden. Doch kann man Kupfer überhaupt umweltfreundlich abbauen?

Der Schlüssel dazu liegt vielleicht in Kanada. Das Land um die Kupferminen von Ontario galt in den 1970er-Jahren als das am meisten vergiftete Gebiet in ganz Nordamerika. Die Flüsse und Seen waren praktisch tot und die einstigen Wälder glichen einer Mondlandschaft.

Kann saubere Kupfergewinnung gelingen?

Mit viel Aufwand und moderner Technologien ist es den Kanadiern gelungen, die Landschaft zu heilen, neue Wälder zu schaffen und die Gewässer wieder von Schwermetallen zu befreien. Noch immer wird hier Kupfer gefördert, mittlerweile jedoch so umweltfreundlich wie es geht. Das NDR Team dokumentiert diese enorme Wandelung. Es scheint also möglich, Kupfer auch sauber abzubauen. Warum aber wird das nur so selten getan?

Redaktionsleiter/in
Kathrin Becker
Redaktion
Julia Saldenholz
Autor/in
Michael Höft
Produktionsleiter/in
Tim Carlberg

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