45 Min

Kaminöfen: Gemütlich, aber schädlich?

Montag, 20. Januar 2020, 22:00 bis 22:45 Uhr

Die Liebe der Deutschen zu ihren Kaminöfen ist ungebrochen. 11,7 Millionen sogenannter Einzelraumfeuerungsanlagen stehen in den Wohnzimmern Deutschlands, Öfen, die zwar eine andere Heizungsart ergänzen, aber in erster Linie dem Komfort dienen. Die heimelige Wärme, die zart züngelnden Flammen und das Image von Holz als CO2-neutrale und damit umweltfreundliche Energiequelle machen sie zum beliebten Wohnaccessoire. Gleichzeitig sind die Kaminöfen zu einer der größten Feinstaubquellen im Land geworden. 45 Min fragt: Wie schädlich sind die Öfen, die mit Holz heizen?

Schädlicher Feinstaub

Der Feinstaub aus der Holzverbrennung ist, anders als lange vermutet, nicht weniger schädlich als der Feinstaub aus Diesel- oder Benzinverbrennung. Umfangreiche Untersuchungen der Universität Rostock und des Helmholtz Zentrums München belegen: In der Holzverbrennung entstehen ultrafeine Partikel, die tief in die Lunge eindringen und schwere Krankheiten auslösen können. Und: Je länger sie in der Atmosphäre unterwegs sind, desto schädlicher werden sie.

Warum viele Öfen eigentlich nicht mehr betrieben werden dürften, wird beim Blick auf die Emissionen schnell klar: Die Kaminöfen in Deutschland stoßen genauso viel Feinstaub aus wie der gesamte Straßenverkehr, Pkw und Lkw zusammen, aus Verbrennung sowie aus Brems- und Reifenabrieb. Der Feinstaub aus den Öfen wirkt dabei nicht nur in den besonders stark betroffenen Wohnvierteln, in denen die Konzentrationen während der Heizperiode an manchen Abenden besonders stark ansteigen. Er verteilt sich über städtische und ländliche Gegenden und steht flächendeckend für zehn bis 20 Prozent der Feinstaubbelastung.

Holz aus Baumärkten: Fehlerhafte oder unvollständige Angaben

Bleibt die Frage nach dem Holz, das in den Öfen verbrannt wird. Viele Ofenbesitzer holen sich ihr Holz aus heimischen Wäldern, die nachhaltig bewirtschaftet werden. Doch der Hunger nach Brennholz wird längst nicht mehr nur mit hiesigem Holz befriedigt. 45 Min hat deshalb etliche Säcke Brennholz aus Baumärkten analysieren lassen, teilweise mit erstaunlichem Ergebnis: In fast der Hälfte der Produkte waren die Angaben zu Holzart oder -herkunft fehlerhaft oder unvollständig. Nicht immer ist daher auszuschließen, dass das Holz aus illegalem Einschlag in Hochrisikoländern in Osteuropa stammt.

Die 45-Min-Autoren Nils Casjens und Lucas Stratmann machen sich auf in die Ukraine und recherchieren dort die Folgen des illegalen Holzeinschlags für Menschen und Natur.

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Eine große Menge von Kaminholz in einer Schubkarre. © Colourbox Foto: alho007

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Redaktionsleiter/in
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