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Hass und Hetze gegen Politiker*innen

Montag, 16. September 2019, 22:00 bis 22:45 Uhr

Jemand drückt auf eine Taste mit der Aufschrift "Hass" auf einer Computertastatur. © imago Foto: Christian Ohde

Video ab 22:00 Uhr – nicht geeignet für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren

Anonyme Anrufe, eingeschlagene Scheiben, abgefackelte Autos oder Hetztiraden und Morddrohungen im Netz: Seit Jahren werden Politikerinnen und Politiker in Deutschland beleidigt, bedroht und angegriffen. Allein in den Jahren 2017 und 2018 wurden mehr als 2.700 Amts- und Mandatsträger Opfer einer Straftat. Dennoch: Spezielle Sicherheitskonzepte für kommunale und Landespolitiker, die bedroht werden, gibt es bisher nur in wenigen Bundesländern.

Dimension der Bedrohung rückt langsam ins Bewusstsein

Auch der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke wurde über Jahre im Internet massiv bedroht, seit er sich 2015 für die Integration von Flüchtlingen einsetzte. Im Juni 2019 wurde der CDU-Politiker dann mutmaßlich von einem Rechtsradikalen auf der Terrasse seines Wohnhauses erschossen. Erst durch den Mord an dem Lokalpolitiker scheint die Dimension der Bedrohung langsam in das Bewusstsein der Öffentlichkeit und der Sicherheitsbehörden zu rücken. Für die Dokumentation sind Politikerinnen und Politiker besucht worden, die Opfer von Hass, Hetze und Gewalt wurden.

Jugendschutz

Wir berichten in dieser Dokumentation über teils extreme Gewaltfantasien. Aus Jugendschutzgründen können wir den Film online nur zwischen 22 und 6 Uhr zeigen. Sie erscheint im angegebenen Zeitraum auf dieser Seite. Wir haben zusätzlich eine Version erstellt, in der die entsprechenden Stellen verfremdet sind. Sie ist rund um die Uhr abrufbar.

Betroffene fühlen sich oft machtlos gegenüber dem Hass

Ursula Oehlschläger aus Hildesheim hat es 2017 getroffen. Seit Jahrzehnten engagiert sich die 64-Jährige für die Grünen in ihrer Heimatstadt. Seit 2011 ist sie Mitglied des Hildesheimer Stadtrates - ehrenamtlich. Dass der Ton zum Beispiel an den Wahlkampfständen auch ihr gegenüber immer schärfer wird, merkt sie seit Jahren.

Doch was vor zwei Jahren nach einem Zeitungsartikel in der Lokalpresse folgte, hat sie zutiefst schockiert: In dem Artikel wird deutlich, dass sich Ursula Oehlschläger für Flüchtlinge in Hildesheim einsetzt. Über Monate wurde sie daraufhin telefonisch bedroht. "Du grünes Mistvieh, halte in Zukunft deine Schnauze" oder "Du Schwein, du alte Drecksau, dich kriegen wir noch", gehörte noch zu den harmloseren Beschimpfungen.

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Jemand drückt auf eine Taste mit der Aufschrift "Hass" auf einer Computertastatur. © imago Foto: Christian Ohde
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Hass und Hetze gegen Politiker*innen (Sendefassung)

Seit Jahren werden Politikerinnen und Politiker in Deutschland beleidigt, bedroht und angegriffen. Woher kommt der Hass? Diese Film-Version enthält nicht jugendfreie Szenen und ist nur zwischen 22 und 6 Uhr zu sehen. 45 Min

Die Grundschuldirektorin ist dem hilflos ausgeliefert: "Man macht sein Handy an und denkt, da ruft eine Freundin an und dann kommen auf einmal unvermittelt solche Hasstiraden und dann wird auch gleich wieder aufgelegt und man steht ohnmächtig da und kann nichts machen."

Der Hass artet auch in Gewalt aus

Oder Lutz Brockmann in Verden (Aller): Der SPD-Politiker ist seit 2004 Bürgermeister der Stadt. Seitdem hält er jeden Donnerstag eine Bürgersprechstunde im Rathaus ab. Ein 47-Jähriger hat dieses Angebot nie genutzt, stattdessen raste er im April 2017 an einem Sonntagmorgen mit einem Auto in das Foyer des Verdener Rathauses, übergoss sein Auto mit Benzin und zündete es an.

Vier Millionen Euro kostet der Wiederaufbau des Rathauses. Der Täter hatte sich über die Verdener Baubehörde geärgert. "Neben seinem Grundstück ist eine Tankstelle abgerissen worden und ein Mehrfamilienhaus gebaut worden und das hat ihn sehr geärgert", erzählt Lutz Brockmann. Nur durch Zufall wurde niemand verletzt.

Morddrohungen wegen einer einzigen Aussage

Das sind nur zwei von vielen Beispielen. Der Film erzählt auch von Abgeordneten der Hamburger Bürgerschaft, die häufig aufgrund einer einzigen Aussage zu Feindbildern erklärt werden und manchmal über Monate Morddrohungen erhalten.

Oder von Bürgermeistern, in deren Rathaus die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inzwischen von Sicherheitspersonal beschützt werden müssen und die sich fragen: Warum verlaufen alle Anzeigen im Sand? Woher kommt der Hass? Und was muss in Deutschland passieren, damit das aufhört?

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