Land zwischen den Meeren

Dänemarks Nordseeküste

Montag, 06. Juni 2022, 20:15 bis 21:45 Uhr
Dienstag, 07. Juni 2022, 01:05 bis 02:45 Uhr

Hyggelig, was im Dänischen so viel wie gemütlich bedeutet, und naturverbunden, heimelige Häuschen, vor denen die rot-weiße Dannebrog flattert. Stolz auf ihr Land und ihre Geschichte und mit allen per Du: So könnte man die Dänen beschreiben. Ihr Leben ist geprägt vom "Westmeer", wie sie die Nordsee nennen. Formt doch dieses raue Meer mit seinen Naturgewalten, Gezeiten, Stürmen und Fluten, seit Tausenden Jahren von Westen her ihre Heimat.

Atemberaubende Landschaften, skurrile Geschichten, drollige Seehunde und bunte Inseltrachten, Essen aus dem Watt und Schnaps aus Dünenkräutern, Blaues Licht und lebenslustige Menschen: die Westküste des dänischen Königreichs mit einem kleinen Plattbodenschiff zu entdecken, ist ein faszinierendes Erlebnis.

Die Inseln Rømø, Fanø und Mandø

Auf Fanö im dänischen Wattenmeer leben die Insulaner bis heute ihre Traditionen. © NDR/MANFRED SCHULZ TV & FilmProduktion
Auf Fanö im dänischen Wattenmeer leben die Insulaner bis heute ihre Traditionen.

Im Süden schufen Nordsee und Stürme das Wattenmeer mit Prielen und Inseln fast nur aus Sand. Die alte Walfänger-Insel Rømø rühmt sich mit dem breitesten Sandstrand Nordeuropas, so breit, dass man den "Spaziergang" zum Wasser lieber mit dem Auto macht. Auch Fanø hat Strände ohne Ende, dazu zwei Vogelkojen. Berühmt aber ist diese Insel für ihre Traditionen, ihre Trachten und die Fannikerdage. Die werden gefeiert, seit die Insulaner Fanø 1741 vom dänischen König ersteigert hatten.

Mandø ist die kleine Inselschwester, einst die einzige Hallig Dänemarks, die heute von einem Deich geschützt wird. Doch wenn man sie über einen Damm erreichen will, bekommt man zweimal am Tag nasse Füße. Mit einsetzender Ebbe geht es mit einem Nationalpark-Ranger hinaus, dem "Motor" des Wattenmeerlebens auf der Spur.

Ribe, Esbjerg und die Halbinsel Skallingen

Der Hafen von Ribe - im ältesten und für viele schönsten Städtchen Dänemarks. © NDR/MANFRED SCHULZ TV & FilmProduktion
Der Hafen von Ribe - im ältesten und für viele schönsten Städtchen Dänemarks.

Zurück zum Festland nach Ribe, der ältesten Stadt Dänemarks. Eher ein Städtchen, gemütlich mit krummen Fachwerkhäusern, grobem Kopfsteinpflaster und dem altehrwürdigen Dom. Die ersten Wikinger wurden in Ribe bekehrt. Esbjerg ist viel jünger, erst seit gut 120 Jahren eine Stadt. Sie liegt der Halbinsel Skallingen gegenüber, die wohl dynamischste Landschaft im hier endenden Wattenmeer.

Malerische Fjorde

Nördlich davon liegt die Haff- und Buchtenküste mit flachen Küstenseen, malerischen Fjorden und Stränden. Ferienhäuser befinden sich hier zwischen endlosen Dünen. In Hvide Sande baute man vor dem Ringkøbing Fjord eine Schleuse zum Meer. Eine Dünenwächterin müht sich hier, dem Landfraß der Nordsee Einhalt zu gebieten, während Tourist*innen fleißig auf der großen Fischauktion bieten oder in typischen Vierkanthöfen nach Strandvogt-Legenden suchen.

Karte: Die Stationen des Films

Limfjord und die Jammerbucht

Meer und Sand prägen das Land. Der Leuchtturm von Rubjerg: Erst vom Sand überrollt und nun droht das Westmeer ihn zu holen. © NDR/MANFRED SCHULZ TV & FilmProduktion
Der Leuchtturm von Rubjerg: Erst vom Sand überrollt und nun droht das Westmeer ihn zu holen.

Geologisch interessant und bei Paraglidern beliebt sind die steilen Kliffs am Leuchtturm Bovbjerg Fyr. Und traumhaft schön: der Limfjord. Perfekt für eine Safari zu den Robben, die sich in der breiten, flachen Fjordeinfahrt tummeln. Bei Thyborøn haben die Seenotretter ihre Hauptstation. Denn an der Küste nordwärts wüten Stürme und Brandung wie kaum anderswo. Unzählige Wracks allein in der Jammerbucht und auch ins Meer gestürzte Kirchen und Ferienhäuser beweisen das. Alte Bunker, vom Meer aus den Dünen gespült, erzählen in Hanstholm vom Atlantikwall, der gewaltigen deutschen Wehranlage aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Wanderdüne Rubjerg Knude hat den Leuchtturm von Rubjerg einfach überrollt. Der Sand hat ihn zwar wieder freigegeben, der Turm droht ins Meer zu stürzen.

Mangels Häfen müssen die Strandfischer an der dänischen Westküste ihre Kutter im Sand parken. © NDR/MANFRED SCHULZ TV & FilmProduktion
Mangels Häfen müssen die Strandfischer an der dänischen Westküste ihre Kutter im Sand parken.

Leicht ist das Leben für die Fischer von Thorup Strand nicht. Weil es keine Häfen hier an der Küste gibt, müssen sie ihre Kutter mit Bulldozern und Winden über den Sand ziehen. Vor allem nachts ein beeindruckender Vorgang. Und im Ozeanarium in Hirtshals kann man in das Fanggebiet der Fischer "eintauchen": in die Unterwasserwelt der Nordsee.

Wo Nord- und Ostsee aufeinandertreffen

Hoch im Norden bei Skagen, wo die Nordsee auf die Ostsee trifft, wächst Grenen, die nördlichste Landspitze Dänemarks, jedes Jahr rund zehn Meter weiter ins Meer hinaus. Eine eigenwillige Landschaft in "Blauem Licht". Sie zog die berühmten "Skagenmaler" an. Einem davon ist es zu verdanken, dass in der Mittsommernacht die Dänen überall entlang dieser Küste am lodernden Sankt-Hans-Feuer ihre "Hymne" singen.

550 abwechslungsreiche Küstenkilometer, Heimat eines liebenswerten, weltoffenen Volkes, dessen Vorfahren große Seefahrer waren: die unerschrockenen Nordmänner. Das kleine Königreich Dänemark ist eben viel mehr als nur das "Land der Ferienhäuser".

Autor/in
Manfred Schulz
Regie
Manfred Schulz
Autor/in
Andrea Dorschner
Regie
Andrea Dorschner
Produktionsleiter/in
Jost Nolting
Redaktion
Ralf Quibeldey
Redaktionsleiter/in
Ralf Quibeldey
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