Wie tief kann in die Erde gebohrt werden? Und was ist dort unten los?

Als Kind hat vielleicht jeder schon mal überlegt, ob man sich durch die Erdkugel graben könnte. Würde man in Paris losbuddeln und dann immer weiter nach unten, landet man nach 12.700 Kilometern im Meer knapp neben Neuseeland, könnte man meinen. Doch so einfach ist das nicht. Tiefenpioniere aus Deutschland, Frankreich und Italien zeigen eindrücklich: die Stockwerke der Erde zu erforschen, ist mühsam. Bohrungen sind teuer und technisch anspruchsvoll, betont Ulrich Harms, Leiter der Forschungsbohrungen des Internationalen Kontinentalen Wissenschaftlichen Bohrprogrammes (ICDP). Bohrkerne aus Stein oder Eis sind das Archiv der Erde, sie ermöglichen es etwa, den Klimawandel zu dokumentieren.

In der Tiefe wimmelt es von Leben

Und egal, wo die Forscher bohren, sie finden etwas Neues. So existiert tief unten in der Erde ein Lebensraum: Die Mikroorganismen darf man sich zwar nicht so fantastisch wie in Jules Vernes` "Reise zum Mittelpunkt der Erde" vorstellen, trotzdem wimmelt es in der Tiefe von Leben. "Wir haben es hier mit einem weltumspannenden Ökosystem zu tun, das wir nicht sehen, aber das da ist", sagt Jens Kallmeyer vom Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) in Potsdam. Die unterirdischen Überlebenskünstler geben dem Geomikrobiologen noch viele Rätsel auf.

Einschlüsse in Mineralien aus dem Erdinneren

Fabrizio Nestola, Mineraloge von der Universität Padova, arbeitet mit dem tiefsten unversehrten Material, das aus dem Erdinneren geholt und in den Händen gehalten werden kann. Er forscht an den sogenannten supertiefen Diamanten, genauer gesagt interessieren ihn die Mineraleinschlüsse in ihnen. Und um daranzukommen, zerstört er auch schon mal einen Edelstein. Mit verblüffenden Ergebnissen.