Abschiebungen in Hamburg: Ein Drittel laut Bericht problematisch

Stand: 09.04.2024 11:00 Uhr

Die Hamburger Innenbehörde hat im vergangenen Jahr rund 1.500 Menschen abgeschoben - etwa 50 Prozent mehr als 2022 und so viele wie seit 2016 nicht mehr. Die Diakonie begleitet dabei stichprobenartig Abschiebungen.

Wie wird mit Menschen umgegangen, die zwangsweise die Stadt verlassen müssen? Rund 160 Rückführungen hat Hamburgs Abschiebebeobachterin Merle Abel im vergangenen Jahr begleitet. Etwa ein Drittel der Fälle beschreibt sie in ihrem Jahresbericht als problematisch: Zum Beispiel wenn Kinder erleben, wie sie und ihre Eltern nachts aus der Wohnung abgeholt werden oder wenn Eltern verzweifelt sind und weinen. Auch fixierte oder gefesselte Eltern im psychischen Ausnahmezustand, die nicht für ihre Kinder da sein können, sieht Abel problematisch.

Ein Flugzeug hebt vor einem bewölkten Himmel ab. © dpa Foto: Philipp von Ditfurth
AUDIO: Abschiebebeobachterin in Hamburg legt Bericht vor (1 Min)

Diakonie fordert: Kindeswohl im Blick haben

Die Diakonie fordert eine Person, die bei Abschiebungen das Kindeswohl im Blick hat. Problematisch findet Abel auch, dass sie nur am Flughafen dabei ist, nicht aber, wenn die Menschen abgeholt werden. Regelmäßig spricht sie mit Vertreterinnen und Vertretern der zuständigen Behörden und anderen Organisationen über von ihr als kritisch bewertete Situationen. Der Jahresbericht der Abschiebebeobachterin wird Anfang Juni im Innenausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft vorgestellt.

Innenbehörde finanziert Abschiebebeobachtung

1.403 Personen sollten im Berichtszeitraum vom 1. März 2023 bis zum 29. Februar 2024 per Flugzeug abgeschoben werden. Davon wurden laut Jahresbericht der Diakonie 426 Maßnahmen vollzogen, 122 weitere Maßnahmen mussten aus unterschiedlichen Gründen abgebrochen werden. Die anderen geplanten Abschiebungen wurden im Voraus abgesagt. Die Abschiebebeobachtung wird von der Innenbehörde finanziert. Rückführungen werden in Deutschland an den Flughäfen in Berlin, Frankfurt, Halle/Leipzig, Köln/Bonn und Hamburg beobachtet.

Weitere Informationen
Ole Wackermann und Maiken Nielsen stehen vor einem Hintergrund, der den Hamburger Hafen und die Elphilharmonie am Abend zeigt, und lächeln in die Kamera. © NDR; picture alliance / Westend61 | Willing-Holtz Foto: Arman Ahmadi
15 Min

Wer beobachtet Abschiebungen am Hamburger Flughafen?

Von Hamburg aus wurden zuletzt deutlich mehr Menschen abgeschoben. Die Diakonie ist bei einem Teil der Abschiebungen dabei. 15 Min

Ein Flugzeug fliegt hinter Stacheldraht © picture alliance Foto: Robert Schlesinger

Hamburger Innenbehörde: 2023 rund 1.500 Menschen abgeschoben

Das sind etwa 50 Prozent mehr als 2022. Unterdessen hat der Bundestag eine Verschärfung der Abschieberegeln beschlossen. (18.01.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 09.04.2024 | 10:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Migration

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage: Demokratie unter Druck?