Frauenbeine im Bett © Fotolia.de Foto: juniart
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AUDIO: Social Media Trend: Einfach mal liegenbleiben (5 Min)

Social Media-Trend "Bed Rotting": Forscher aus SH ist skeptisch

Stand: 20.04.2024 05:00 Uhr

Den Tag komplett im Bett verbringen: "Bed Rotting" ist das neue Selfcare-Ding schlechthin - zumindest, wenn man dem Hype in sozialen Medien wie TikTok glaubt. Ein Schlaf-Forscher aus Lübeck warnt: "Bed Rotting" ist keine gute Idee, wenn man zu Depressionen neigt.

von Astrid Wulf

Einfach im Bett bleiben, zwischendurch mal wieder wegnicken, allerhöchstens aufstehen, um zum Kühlschrank zu gehen: Auf Social Media wird "Bed Rotting" als Alternative zu Optimierungswahn und Leistungsdruck gefeiert. Kurz in der Lübecker Innenstadt herumgefragt, erinnert sich Ilona Lang mit leuchtenden Augen an ihr letztes "Bed Rotting": Als sie Corona hatte, lag sie vier Tage lang im Bett - auch ohne Krankheitssymptome: "Eigentlich fand ich das sehr schön, ich konnte das richtig genießen." Der Lübecker Bjarne Sachtler hingegen kann mit der Vorstellung gar nichts anfangen: "Ich muss immer irgendwas Produktives machen, worauf ich stolz sein kann."

Entertainerin Ina Müller nennt "Bed Rotting" lieber "Rumpimmeln": "Es gibt Tage, da nehme ich den Kaffee mit ins Bett, gehe durch die drei Zeitungen, die ich abonniert habe, kurz Insta checken und manchmal bleibe ich einfach im Bett", erzählt sie im Podcast "Hotel Matze". "Vor zehn Jahren hätte mich die Vorstellung zu Tode gelangweilt, mittlerweile finde ich das ganz toll."

Schlaf-Forscher: Vergammelte Tage im Bett können depressiv machen

Prof. Dr. med. Klaus Junghanns, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Zentrum für Integrative Psychiatrie (ZiP), Universität zu Lübeck © Universität zu Lübeck Foto: Rene Kube
Schlafforscher und Psychiater Klaus Junghanns empfiehlt für guten Schlaf, sich tagsüber zu bewegen.

Prof. Klaus Junghanns, Schlafforscher vom Zentrum für Integrative Psychiatrie an der Lübecker Uniklinik, empfiehlt "Bed Rotting" höchstens in kleinen Dosen. Mal hin und wieder am Wochenende bis mittags Schlaf nachzuholen, sei kein Problem - danach sollte man aber aufstehen. Gammeltage im Bett machen eher träge, könnten sogar auf die Psyche schlagen: "Wenn Sie körperlich so wenig machen, geht das schon in Richtung depressive Stimmungslage", sagt der Forscher. "Wenn Sie dazu veranlagt sind, ist das sicher keine gute Idee." Dazu sollten wir uns tagsüber bewegen, um nachts tief schlafen zu können - beim konsequenten "Bed Rotting" sind Spazierengehen oder Joggen allerdings eher nicht vorgesehen.

Besser als Serien im Bett: Bügeln, bis man müde wird

Für erholsame Nächte rät der Experte außerdem, das Bett möglichst nur zum Schlafen zu nutzen - Sex sei auch okay. Im Schlafzimmer zu essen, Serien zu gucken und Dienst-Mails zu checken, mache es schwerer, gut zu schlafen. Und auch wenn Alkohol für eine vermeintliche Bettschwere sorgt: Das Bier oder der Wein am Abend stört den Schlaf. Sein ultimativer Tipp, wenn man sich hellwach im Bett wälzt: Aufstehen und etwas möglichst Monotones tun. Bügeln zum Beispiel - so lange, bis die Augen schwer werden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 19.04.2024 | 16:10 Uhr

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Psychologie