Sendedatum: 11.05.2023 20:33 Uhr

Europäischer Protesttag für Menschen mit Behinderung

Organisationen für Beeinträchtigte sehen dringenden Bedarf für Protesttag

Defekte Aufzüge an Bahnhöfen, hohe Bordsteinkanten, schmale Treppen, schräge Zebrastreifen, Stufen statt Rampen - noch immer finden sich überall im Alltag auch im öffentlichen Raum Barrieren. Unter dem Motto "Umdenken statt rumreden!" haben am Donnerstag im ganzen Land verschiedene Aktionen rund um die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen stattgefunden.

Unter anderem in Dithmarschen – wie Heide, Lohe-Rickelshof oder Meldorf, wo eine zentrale Veranstaltung verschiedener Gruppen wie zum Beispiel der Lebenshilfe, der Stiftung Mensch, Sportvereinen stattfindet.

In die Welt Beeinträchtigter eintauchen und neue Erkenntnisse gewinnen

Der Sportverein MTV Heide bot unter dem Motto "Mehr Inklusion im Sport" Torballspielen an. Dabei ging es um Handball für Blinde. "Hier können sich Sehende die Augen mit Masken verdecken. Dann sollen sie einen Ball mit verbundenen Augen in ein Tor spielen. Im Ball befindet sich Reis, sodass man lernt, sich ausschließlich auf das Geräusch und das Gehör zu verlassen", erklärt Sören Bröcker vom MTV Heide. Es geht auch um Vertrauen anderen gegenüber, also sich von Menschen beispielsweise durch einen Parcours führen zu lassen. "Man wechselt also in die Welt der Menschen, die beeinträchtigt sind, und gewinnt daraus ganz spannende Erkenntnisse", so Bröcker weiter.

Viele Veranstaltungen an verschiedenen Orten in ganz Schleswig-Holstein

Neben die Aktionen in Dithmarschen gab es zentrale Veranstaltungen unter anderem in Husum, Eckernförde, Schleswig oder Norderstedt. Zusätzlich fanden Ausstellungen, Vorträge und Führungen statt. In Husum (Kreis Nordfriesland) veranstaltete das Zentrum "Selbstbestimmtes Leben" vor dem Bahnhof eine Kundgebung. Das Zentrum will ein Zeichen für Barrierefreiheit setzen. Denn am Husumer Bahnhof fuhren die Aufzüge wegen Umbaumaßnahmen vier Jahre lang nicht. Menschen im Rollstuhl oder mit Gehbeeinträchtigung konnten nach Angaben der Gruppe in der Zeit weder in Husum aus- noch umsteigen. Inzwischen funktionieren die Aufzüge aber wieder. Dafür hat die Gruppe der Deutschen Bahn den Preis "und sie bewegt sich doch" verliehen.

Kein mahnender Zeigefinger sondern Kooperation

"Es geht nicht darum, den mahnenden Zeigefinger zu heben, sondern die Leute ins Boot zu holen sowie buchstäblich die Sinne durch eigene Erlebnisse zu stärken – eben durch beispielsweise den Erlebnisparcours bei uns in Meldorf“, sagt Michael Hegger, Inklusionsbeauftragter der Stadt Meldorf.

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | | 11.05.2023 | 20:33 Uhr