Das Gebäude der Ostfriesischen Landschaft in Aurich. © NDR Foto: Svenja Nanninga

Aurich: Sehenswürdigkeiten im Herzen von Ostfriesland

Stand: 13.09.2023 11:51 Uhr

"Ostfrieslands inoffizielle Hauptstadt" ist Mittelpunkt regionaler Politik und Kultur. Die zweitgrößte Stadt in der Region lockt mit einer Mischung aus Tradition und Moderne.

Vom großen Marktplatz geht es durch kleine Gassen mit Restaurants und Cafés zum Georgswall. Hier war früher einmal der Auricher Hafen, der von der Innenstadt etwas entfernt an den Ems-Jade-Kanal verlegt wurde. Heute erinnern nur noch angedeutete Hafenbecken und Schilder an ihn. Wer einen Spaziergang durch die Innenstadt von Aurich macht, kommt auf der Route an sämtlichen Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei. Aber auch außerhalb der Innenstadt gibt es viel zu sehen.

Pingelhus: Vom Hafenwärtergebäude zur Hochzeitslocation

Das Pingelhus in Aurich am Georgswall. © NDR Foto: Svenja Nanninga
Früher war das Pingelhus der Mittelpunkt des Auricher Hafens. Heute heiraten viele Paare im ehemaligen Hafenwärterhaus.

Direkt am Georgswall, einer großzügigen Grünfläche mit Sitzmöglichkeiten, liegt das Pingelhus. Ursprünglich diente das kleine Haus als Hafenwärter- und Speditionsgebäude. Hier legten die sogenannten Schuten, die Binnenschiffe, nach Emden ab. Ihre Abfahrt wurde durch das Schlagen der Glocke im Dach angekündigt. So ist der Name Pingelhus entstanden, denn auf Plattdeutsch heißt klingeln "pingeln". Seit 1959 wird das Haus durch den Heimatverein Aurich genutzt, unter anderem für Hochzeiten. Und "gepingelt" wird bei den Feiern auch noch.

Ostfriesische Landschaft: Früher Ständevertretung, heute Bibliothek

Auch wenn es im ersten Moment so klingt, mit der "Ostfriesischen Landschaft" ist keine Naturlandschaft gemeint, sondern ein großes Gebäude in Aurich. Der Begriff stand ursprünglich für die Ständevertretung aus Rittern, Bauern und Bürgern. Sie wurde in Ostfriesland bereits vor rund fünfhundert Jahren eingeführt und hatte bis zum 19. Jahrhundert auch wesentliche politische Rechte. Heute finden in dem roten Backsteingebäude regelmäßig Veranstaltungen rund um Kultur, Wissenschaft und Bildung statt. Seit 1992 liegt im hinteren Teil des Gebäudes die Landschaftsbibliothek. Sie ist die größte wissenschaftliche Bibliothek Ostfrieslands.

Upstalsboom: Einheit und Freiheit Frieslands

Der Upstalsboom in einem Waldstück bei Aurich © NDR Foto: Svenja Nanninga
Vom 12. bis zum 14. Jahrhundert wurde hier Recht gesprochen und die Einheit Frieslands beschworen.

Etwa drei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt biegt man im Ortsteil Rahe von der Landstraße nach rechts in die unscheinbare Straße "Zum Upstalsboom" ab. Zu Fuß können Besucher dann auf einer Allee einen Hügel erreichen, auf dem eine steinerne Pyramide steht. Hier war die mittelalterliche Versammlungsstätte der Abgesandten der friesischen Landesgemeinden, der "Sieben Seelande", die sich im 12. Jahrhundert zu einem Bund zusammengeschlossen hatten. Wer mehr über die Geschichte Ostfrieslands und die Friesische Freiheit erfahren möchte, kann sich auf Infotafeln informieren, die im Waldstück rund um die Pyramide angebracht sind.

EEZ: Energie spielerisch erleben

Der Kern des "Energie Erlebnis Zentrum" (EEZ) im Stadtteil Sandhorst ist die interaktive Ausstellung "Energie Zukunft". Spielerisch können die Besucher die verschiedenen Facetten des Themas Energie entdecken. Auf 1.600 Quadrametern laden Stationen und Ausstellungsstücke aus sieben Themenkreisen zum Mitmachen und Ausprobieren ein. Es geht aber nicht nur um den Spaß, auch die anstehenden Herausforderungen der Energiewende werden erlebbar. Im Energie-Spiel können die Gäste ihr neues Wissen testen.

Auricher Schloss: Ehemaliger Wohnsitz einer Häuptlingsfamilie

Bäume stehen vor dem Auricher Schloss mit dem historischen Turm. © NDR Foto: Svenja Nanninga
Heute befindet sich das Landgericht Aurich im Schloss.

Dort, wo heute das Schloss steht, stand früher einmal eine Burg. Sie wurde 1447 erbaut und war der Wohnsitz der ostfriesischen Häuptlingsfamilie Cirksena. Etwa ein Jahrhundert später war die Burg aber in einem so schlechten Zustand, dass sie komplett abgetragen werden und dem Neubau des heutigen Schlosses weichen musste. Heute ist der Turm des Schlosses öffentlich zugänglich. Besucher können sich direkt bei der Stadt Aurich über Führungen informieren.

Stiftsmühle: Fast überall sichtbar in Aurich

Die 160 Jahre alte Stiftsmühle ist die höchste historische Windmühle in Deutschland. Mehr als 200.000 Ziegelsteine wurden allein für den imposanten fünfstöckigen Unterbau verwendet. Bei 30 Metern Höhe verspricht die Mühle zudem einen weiten Ausblick über die Stadt. Immer samstags bietet der Mühlenverein öffentliche Führungen an. Gruppen können die Mühle jederzeit besichtigen, müssen aber vorher einen Termin vereinbaren.

Auf einer Fahrradtour vorbei an den Auricher Mühlen

Die Meints-Mühle in Tannenhausen © NDR Foto: Svenja Nanninga
Die Meints Mühle in Tannenhausen liegt auf der Auricher Mühlen Route.

Neben der Stiftsmühle gibt es in Aurich noch weitere historische Mühlen. Wer alle besuchen möchte, kann mit dem Fahrrad entlang der Auricher Mühlen Route fahren. Los geht es an der Stiftsmühle, vorbei an der Haxtumer Mühle, Meints Mühle, Sandhorster Mühle und Außenmühle Vosberg. Von dort führt der Weg wieder zum Startpunkt. Unterwegs kommen Radfahrer auch am Windpark Georgsfeld vorbei. Hier stehen drei Windkraftanlagen, die mehr als 200 Meter hoch sind und somit zu den höchsten Anlagen der Welt zählen.

Über den Ostfriesland-Äquator

Wer mit dem Rad auf dem Ostfriesland-Wanderweg von Aurich Richtung Küste fährt, überquert zwischen Sandhorst und Plaggenburg den "Ostfriesland-Äquator". Ein hölzerner Torbogen und eine in das Pflaster eingelassene Leiste aus Metall, ähnlich wie die am Nullmeridian im Londoner Stadtteil Greenwich, weisen darauf hin. Der Äquator teilt Ostfriesland in eine nördliche und eine südliche Hälfte und ist ein beliebtes Fotoobjekt.

Sous-Turm: Kunst aus Stahl und Plexiglas

Der Sous-Turm auf dem Auricher Marktplatz. © NDR Foto: Svenja Nanninga
Seit den 90er-Jahren zieht der Sous-Turm auf dem Auricher Marktplatz die Blicke der Besucher auf sich.

Wer sich auf dem Auricher Marktplatz umschaut, dem wird ein besonderes Objekt auffallen. Am Rand des Platzes steht ein 25 Meter hoher Turm aus Stahlrohr, der mit Plexiglas verkleidet ist. Benannt ist der Turm nach dem Künstler Albert Sous, der in den 90er-Jahren von der Stadt Aurich beauftragt wurde, eine Sehenswürdigkeit für den Marktplatz zu entwerfen. Auf einer kleinen Aussichtsplattform, die in den Turm integriert ist, können Besucher über den Auricher Marktplatz blicken.

Wiesmoor: Blumenstadt mit Park und Blumenhalle

Nicht mehr in der Stadt Aurich, aber noch im Landkreis liegt der Luftkurort Wiesmoor, der auch als "Blumenstadt" bezeichnet wird. Im fünf Hektar großen Gartenpark und der angrenzenden Blumenhalle sind ganzjährig außergewöhnliche Pflanzen zu sehen. Mit etwas Glück kann man unter den Palmen im Tropenbereich Schildkröten entdecken.

Einmal im Jahr verwandelt sich ganz Wiesmoor in ein leuchtendes Blütenmeer. Am ersten Septemberwochenende wird traditionell ein neues Blütenkönigshaus mit einer Blütenkönigin und zwei Prinzessinnen gewählt. Begleitet wird die Wahl von einem großen Umzug, für den die Korsowagen liebevoll mit mehr als einer Million frischen Dahlienblüten verziert werden.

Karte: Aurich

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