Bad Essen: Fachwerkidyll und Kurort im Osnabrücker Land
Bad Essen liegt nordöstlich von Osnabrück am Mittellandkanal und am Rande des Wiehengebirges, das zu Wanderungen einlädt. Der Kurort bietet einen hübschen historischen Kern und einen Kurpark mit Sole-Bad.
Mehrere alte Linden säumen den Platz an der rund 500 Jahre Nikolaikirche im Ortskern. Ein Bummel führt von dort, vorbei an viel schmuckem Fachwerk, zur Alten Apotheke aus dem 18. Jahrhundert. Die komplette historische Inneneinrichtung des Geschäfts ist erhalten, obwohl das Haus inzwischen als Hotel genutzt wird.
Gradierwerk im Park: Sole für die Kurgäste
Eine lange Tradition hat der Kurbetrieb in Bad Essen. Bereits seit 1902 trägt der Ort den Beinamen Bad, 1977 wurde er als Heilbad staatlich anerkannt. Der Schwerpunkt der Kurbehandlungen liegt auf Anwendungen mit natürlichem Salzwasser aus der Tiefe. Diese Sole nutzen mehrere Gesundheitszentren, um Rheuma- und Hautleiden zu lindern. Im Kurpark können Besucher in der Sole-Arena im modern gestalteten Gradierwerk, einem großen Freiluft-Inhalatorium, gesunde, salzhaltige Luft atmen.
Vom Solepark führt der "Weg der Sinne" zum benachbarten Familienpark mit Sport- und Spielgeräten. An 15 Stationen kann man auf der Strecke spielerisch seine Sinne schärfen, etwa an Duftorgeln und Tastsäulen.
Alte Wassermühle und traditionelles Handwerk
Wahrzeichen von Bad Essen ist die historische Wassermühle am südlichen Ortsausgang. Sie stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist von Mai bis Oktober jeweils sonntags in Betrieb. Im Hüseder Backhaus aus dem 18. Jahrhundert wird zu bestimmten Terminen der alte Steinofen angeheizt, um Brote und Kuchen wie vor 200 Jahren zu backen. In der Harpenfelder Dorfschmiede wiederum können Besucher erleben, wie in Handarbeit Eisen bearbeitet wird.
Cittaslow-Ort Bad Essen: Entschleunigung als Konzept
Bewusst fördert die Gemeinde das traditionelle Handwerk, denn Bad Essen gehört zum Netzwerk der Cittaslow-Orte. Die Ziele dieser Bewegung sind, regionale Besonderheiten und Handwerkskunst zu betonen und die Lebensqualität zu verbessern. In Deutschland gibt es 24 Cittaslow-Gemeinden und -Städte, darunter im Norden neben Bad Essen auch Schneverdingen in der Lüneburger Heide, Penzlin in Mecklenburg-Vorpommern und Meldorf in Schleswig-Holstein.
Jeweils am letzten August-Wochenende lädt Bad Essen zum Historischen Markt ein. Dann verwandeln sich Kirchplatz und Lindenstraße in Werkstätten von Korbflechtern, Scherenschleifern und vielen anderen Handwerkern, deren Kunst fast ausgestorben ist.
Zu Schlössern und Saurierspuren
Ein beliebtes Ziel ist Schloss Ippenburg, ein neugotisches Gebäude mit mehr als 100 Räumen nördlich von Bad Essen. Der Adelssitz gehört seit mehr als 600 Jahren der Familie von dem Bussche-Ippenburg. Der Schlossgarten ist im Sommer an Sonn- und Feiertagen für Besucher geöffnet. Interessant ist auch ein Abstecher zum nahegelegenen Schloss Hünnefeld. Die Anlage bietet ein Museum, einen englischen Landschaftspark, ein Café und Übernachtungsmöglichkeiten. Der sogenannte Schlösserrundweg verbindet beide Ziele. Er ist acht Kilometer lang und startet und endet im Ortsteil Harpenfeld.
Die Relikte einer längst ausgestorbenen Tierwelt finden sich in Barkhausen. In einer steil aufragenden Gesteinswand sind Spuren von mindestens elf Dinosauriern zu erkennen, die durch Bodenverwerfungen in einem Waldstück an die Oberfläche getragen wurden. Ein Rundwanderweg mit lebensgroßen Sauriermodellen führt rund um den Fundort.
Wandern und Radfahren im Terra.Vita-Geopark
Südlich von Bad Essen finden Wanderer im Wiehengebirge zahlreiche ausgeschilderte Wege, per Rad lässt sich die Region unter anderem auf einer Tour entlang des Mittellandkanals erkunden. Wer mag, kann auf der Wasserstraße zu einer Rundfahrt mit einem Ausflugsschiff starten. Bad Essen ist auch ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge zum von der UNESCO ausgewiesenen Natur- und Geopark Terra.Vita, der erdgeschichtlich bedeutend ist. Vor Jahrmillionen reichte die Nordsee bis zum Teutoburger Wald und es herrschte dort ein subtropisches Klima. Heute zeichnet sich die Gegend daher durch viele geologische Besonderheiten und Naturdenkmäler aus und bietet Hunderte Kilometer Rad- und Wanderwege.
Museum Kalkriese erinnert an die Varusschlacht
Knapp 20 Kilometer nordwestlich von Bad Essen liegt das geschichtsträchtige Kalkriese mit Museum und Park. Dort soll um das Jahr 9 nach Christus die legendäre Varusschlacht zwischen Römern und Germanen stattgefunden haben. Ausgrabungen stärken diese These, die unter Historikern allerdings umstritten ist.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es fälschlicherweise, die Varusschlacht habe um das Jahr 9 vor Christus stattgefunden. Richtig ist, dass die Schlacht um 9 nach Christus stattgefunden hat. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.