Ein Museum für den großen Schatzsucher Heinrich Schliemann
Der reiche Kaufmann Heinrich Schliemann wurde berühmt als der Mann, der Troja entdecken wollte. Ein Museum in seinem Heimatort Ankershagen erinnert an den Archäologen.
Im Jahr 1873 erfüllt sich für den Mecklenburger Heinrich Schliemann ein Kindheitstraum: Bei Ausgrabungen im Nordwesten der Türkei findet er einen Schatz. Er glaubt, das legendäre Troja aus der Sage Homers gefunden zu haben und nennt die Stücke in Anlehnung an den trojanischen Sagenkönig "Schatz des Priamos". Heute gilt es in der Geschichtsforschung als wahrscheinlich, dass Schliemann Troja tatsächlich richtig lokalisierte. Der legendäre Goldschatz stammt allerdings nachweislich nicht aus der Zeit der Trojanischen Kriege. Schliemanns Entdeckungen sind dennoch bis heute von großer Bedeutung und machen ihn zu einem der bekanntesten Altertumsforscher weltweit. Das Heinrich-Schliemann-Museum in Ankershagen nahe der Müritz hält die Erinnerung an den Weltreisenden, Kaufmann und Schatzsucher wach.
Vom Pfarrerssohn zum wohlhabenden Kaufmann
Geboren wird Schliemann am 6. Januar 1822 als Sohn eines Pfarrers in Neubukow. Ein Jahr später zieht die Familie nach Ankershagen, wo Heinrich acht Jahre lang lebt. In dem ehemaligen Pfarrhaus, einem Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert, ist heute eine moderne Ausstellung untergebracht. Sie wurde im Juni 2019 nach einer umfassenden Sanierung mit neuem, multimedialem Konzept eröffnet.
In zehn Räumen zeigt das Museum Schliemanns Weg vom Pastorensohn zum wohlhabenden Kaufmann und weltweit bekannten Archäologen. Besucher können an interaktiven Stationen mehr über das Leben des Mecklenburgers erfahren, der 20 Sprachen sprach und seine Methode des Sprachenlernens erfolgreich vermarktete.
Schliemann: Auf der Suche nach Troja
Außerdem dokumentiert die Ausstellung Schliemanns Grabungen auf der Suche nach Troja. Auf einem großen Touchscreen können sich Besucher durch die Grabungssituation in Troja klicken und erkunden, welche Fundstücke zu welcher Schicht gehören. So begeben sie sich auf die Spuren Schliemanns, der an der Ausgrabungsstätte einen 40 Meter breiten und 17 Meter tiefen Graben ziehen ließ - zum Kummer heutiger Archäologen, weil dadurch wichtige historische Fragmente verloren gingen.
Zu sehen sind auch mehrere Originalfunde, allein 94 Exponate stammen aus der Sammlung des Berliner Museums für Vor- und Frühgeschichte. Zusätzlich zeigen Nachbildungen unter anderem Teile aus dem legendären "Goldschatz des Priamos".
Mit griechischen Göttern und Helden telefonieren
Besonders interessant ist das Museum seit seiner Neugestaltung für Kinder. An Hörstationen können sie sich griechische Sagen vorlesen lassen, im Museumsgarten selbst Ausgrabungen unternehmen oder im fünf Meter großen Trojanischen Pferd auf dem Außengelände ausgiebig toben. Weiteres Highlight ist ein Telefon, mit dem die jüngsten Besucher mit den Göttern und Helden des Trojanischen Krieges telefonieren können.
Wandern auf Schliemanns Spuren
Ein Schliemann-Wanderweg, der am Museum startet, lädt dazu ein, auf Tafeln Auszüge aus Schliemanns Autobiografie zu lesen und dabei weitere Sehenswürdigkeiten der Umgebung wie etwa das Schloss Ankershagen und die Havelquelle zu entdecken.
Viele Originalstücke in Berlin
Die bedeutendsten antiken Stücke aus seinen Grabungen hatte Schliemann zu Lebzeiten dem deutschen Staat geschenkt. Bis 1939 waren sie im Museum für Völkerkunde in Berlin zu sehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg brachte die Rote Armee Teile davon, unter anderem den Goldschatz, als Beutekunst nach Russland. Dort befinden sie sich noch heute. Insgesamt gehören zu Schliemanns Funden mehr als 30.000 Exponate, einen Teil präsentiert das Neue Museum in Berlin in seiner "Sammlung Trojanischer Altertümer".
Heinrich Schliemann starb am 20. Dezember 1890 im Alter von 67 Jahren in Neapel. Sein Leichnam ruht in einem Mausoleum auf dem Athener Zentralfriedhof.