Zur Wasserkunst auf die Elbinsel
Nicht weit von der Hamburger City entfernt liegt die Elbinsel Kaltehofe. Einst versorgte sie die Stadt mit gefiltertem Wasser, heute ist die Insel ein Naherholungsgebiet mit Park, Naturpfad und Museum.
Aus der Luft sieht Kaltehofe aus wie ein längliches Schachbrett - große, rechteckige Wasserbecken reihen sich aneinander. Entstanden sind sie 1890, als der Senat aufgrund massiver Probleme bei der Wasserversorgung - in den Leitungen lebten Fische und Würmer - entschied, dort ein Wasserwerk zu bauen. Große Filterbecken wurden ausgehoben und Wasser aus der Elbe hineingepumpt.
Schieberhäuschen für die Wasserfiltration
An den Becken stehen heute insgesamt 40 kunstvoll gestaltete Häuschen aus Backstein. Sie dienten früher als Schieberhäuschen für die Wasserfiltration: Durch jeweils ein Häuschen floss das verschmutzte Wasser in das Becken, wurde dort sandgefiltert und später über das zweite Häuschen weiter zum nächsten Becken geleitet. In einem zwanzigstündigen Filterprozess wurde so das Elbwasser gereinigt. Entworfen wurden die Schieberhäuschen von dem Speicherstadt-Architekten Franz Andreas Meyer.
Vom Wasserwerk zum Museum
Fast 100 Jahre war das Wasserwerk in Betrieb, bis es 1990 stillgelegt wurde. Danach wurde die Insel viele Jahre sich selbst überlassen, bis der Senat schließlich den Naturpark und ein Museum einrichten ließ. Entstanden ist ein vielfältiges Angebot für Ausflügler, Naturliebhaber und Kulturinteressierte. Das Museum, das sich in einer historischen Villa und einem modernen Anbau befindet, dokumentiert die Geschichte des Wasserwerks sowie der Brunnen und Wasserspiele in Hamburg und deren Funktionsweise.
Spiele ausleihen oder im Liegestuhl entspannen
Ein angeschlossenes Café mit großer Terrasse bietet Getränke, Kuchen und warme Gerichte an. Für Kinder gibt es einen Spielplatz, im Sommer laden Liegestühle zum Entspannen ein. Auf dem weitläufogen Außengelände befindet sich zudem eine Disc Golf-Anlage, die entsprechenden Frisbee-Scheiben zum Spielen kann man an den Wochenenden ausleihen. Alternativ stehen Boule-Kugeln, Speedminton-Sets und Wikingerschach-Spiele bereit.
Naturpark Kaltehofe: Große Artenvielfalt
Der Außenbereich mit den Schieberhäuschen und Filterbecken ist auch für Naturfans sehr interessant. Ein Erlebnispfad führt an den Becken vorbei, drei davon sind inzwischen Biotope. Tafeln informieren über Flora und Fauna, eine Plattform am Naturerlebnispfad lädt zur Vogelbeobachtung ein, ein Barfußpfad zum spielerischen Erleben. Die Artenvielfalt auf der Insel ist beeindruckend. Mehr als 280 Pflanzenarten wachsen dort, 44 Vogelarten nutzen die Flächen als Rast- und Brutgebiet. Rund ein Drittel aller in Deutschland vorkommenden Fledermausarten leben auf Kaltehofe. Der Biber, der sich zwischenzeitlich angesiedelt hatte, ist allerdings nicht mehr da.
Naturkundliche und thematische Führungen
Wer mehr über die vielfältige Natur wissen möchte, kann an speziellen Führungen teilnehmen, etwa zum Thema Vogelkunde oder auf den Spuren von Fledermäusen. An ein dunkles Kapitel der Geschichte erinnert seit 2016 ein Mahnmal an einem der Becken. Es wurde zum Gedenken an die Zwangsarbeiter bei den Hamburger Wasserwerken und der Stadtentwässerung im Zweiten Weltkrieg errichtet. Die Stiftung Wasserkunst bietet neben den naturkundlichen auch zahlreiche thematische Führungen, etwa zur Technik des einstigen Trinkwasserwerks oder zu den Hamburger Brunnen an.
Mit dem Rad zur Elbinsel
Entdecken lässt sich die Insel am besten zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Kaltehofe liegt sowohl am Elberadweg als auch am Radweg Hamburg-Rügen und am Leine-Heide-Radfernweg. Das Museum ist speziell auf Radfahrer gut eingestellt, auf dem Außengelände findet sich eine Luftpumpe und ein Verkaufsautomaten für Fahrradschläuche. Autos und Motorräder dürfen Kaltehofe nicht durchqueren, können aber bis zum Parkplatz am ehemaligen Wasserwerk fahren (Zufahrt über Ausschläger Elbdeich).