Finkenwerder: Hamburgs maritimer Stadtteil
Früher waren es Schiffe und Fischerei, heute ist Hamburg-Finkenwerder vor allem für das Airbuswerk bekannt. Zugleich bietet der Stadtteil auf der Elb-Südseite viel Grün.
Hightech-Industrie und Naturlandschaften, Apfelplantagen und Werften: Finkenwerder zählt zu den vielseitigsten Stadtteilen Hamburgs. Früher war der südlich der Elbe gelegene Stadtteil vor allem für Fischerei und Schiffbau bekannt, heute ist er ein wichtiger Standort der Luftfahrttechnik. Rund 15.000 Menschen arbeiten dort beim Flugzeugbauer Airbus.
186 Fischkutter lagen einst in Finkenwerder
Bis in die 1970er-Jahre war Finkenwerder bekannt für den Schiffbau. Etliche Werften, darunter eine der bedeutendsten Hamburger Werften, die Deutsche Werft, hatten sich dort angesiedelt. Heute existieren nur noch wenige kleine Schiffsbauer. Auf dem einstigen Gelände der Deutschen Werft, die 1968 mit den Howaldtswerken fusionierte, befindet sich jetzt der Rüschpark.
Außerdem war in Finkenwerder einst eine große Fischereiflotte ansässig, bereits im 17. Jahrhundert fuhren die Fischer von der Elbinsel auf die Nordsee hinaus. Ende des 19. Jahrhunderts lagen im Hafen von Finkenwerder rund 186 Fischkutter. Einer von ihnen war der 1889 erbaute Hochseekutter "Landrath Küster". Das historische Segelschiff liegt heute im Kutterhafen. Es ist noch immer fahrtüchtig und bietet regelmäßig Törns auf der Elbe an.
An die lange Geschichte Finkenwerders als Fischerort erinnert heute vor allem das blau-weiß gestreifte "Finkenwerder Fischerhemd" und das Traditionsgericht Scholle Finkenwerder Art, bei dem der Fisch mit einer Speckstippe serviert wird.
Gorch Fock: Elternhaus des Heimatdichters
An einigen Stellen hat sich der Stadtteil bis heute einen dörflichen Charakter bewahrt. So finden sich etwa in der Straße Steendiek mehrere hübsche historische Backsteinhäuser. Sehenswert ist auch das Gorch-Fock-Haus am Neßdeich, das 1880 erbaute Elternhaus des bekannten Heimatdichters. Besuchern steht es jeden ersten Sonntag im Monat offen (14-17:30 Uhr, nicht von November bis Februar).
Per Fähre in 30 Minuten zu den Landungsbrücken
Als Wohnviertel punktet Finkenwerder mit seiner Nähe zur Innenstadt: Mit der Fähre erreicht man die Landungsbrücken in einer halben Stunde. Wegen der guten Erreichbarkeit mit den Hafenfähren ist Finkenwerder vor allem an den Wochenenden ein beliebtes Ausflugsziel - allerdings verlassen die meisten Fahrgäste das Schiff am Hafen von Finkenwerder gar nicht, sondern fahren gleich wieder zurück. Sie nutzen die Fähre zum Sightseeing und genießen den schönen Blick über Elbufer und Hafen.
Grünes Finkenwerder
Dabei lohnt es sich auszusteigen, denn Finkenwerder ist sehr grün. Bis heute prägt der Obstanbau große Flächen im Süden des Stadtteils. Traditionell werden hier vor allem Äpfel angebaut, die alte Apfelsorte "Finkenwerder Herbstprinz" stammt von der Elbinsel.
Zum Stadtteil gehören auch zwei Naturschutzgebiete, die Alte Süderelbe, ein ehemaliger südlicher Seitenarm der Elbe, und die Westerweiden. Im Westen zum Airbusgelände hin ist die Süderelbe durch einen Damm abgetrennt. Er wurde nach der großen Sturmflut von 1962 angelegt, bei der auf Finkenwerder die Deiche an mehreren Stellen gebrochen waren. Seitdem ist Finkenwerder keine Insel mehr. Zuvor gab es aber bereits eine Straßenverbindung zum Festland.
Finkenwerder ist auch ein guter Ausgangspunkt für Spaziergänge entlang der Deiche oder Radtouren ins Alte Land. Wer den Stadtteil im Sommer besucht, kann außerdem einen Abstecher zum Freibad einplanen, das sich nicht weit vom Fähranleger befindet. Besonderheit: Von der Liegewiese aus kann man die riesigen Containerfrachter beobachten, die auf der Elbe fahren.