Stand: 03.05.2018 09:00 Uhr

Das Alte Werk: Die Glut weitertragen

Schwarz-weiß-Bild: Ton Koopman und Tini Mathot am Cembalo (1982) © Bart Mulder
Ton Koopman (rechts neben Cembalistin Tini Mathot) war seit Anfängen der Konzertreihe ein immer wieder gern gesehener Gast beim NDR.

Die Konzertreihe NDR Das Alte Werk wurde 1954 vom Norddeutschen Rundfunk gegründet, um dem reichen Repertoire der Musik aus Barock und Renaissance eine regelmäßige Plattform in seinem Radioprogramm und im Hamburger Konzertleben zu bieten. Seit den Anfangstagen der Reihe haben sich das musikalische Verständnis und das Wissen über gerade diesen Repertoirebereich enorm verändert und erweitert.

Pionierzeit der Alten Musik

Es waren Pioniere der Interpretation der Alten Musik wie Nikolaus Harnoncourt oder Gustav Leonhard, die den weltweiten Siegeszug der Originalklangbewegung angeführt haben. Ihre Erkenntnisse und ihre unmittelbare Art des Musizierens sind aus dem Konzertleben der Gegenwart nicht mehr wegzudenken. Dank der Qualität ihrer Interpretationen hat das Repertoire der vorklassischen Musik ein interessiertes und engagiertes neues Publikum gewonnen.

Schwarz-weiß-Bild: Trevor Pinnock dirigiert während einer Probe © Clive Barda
Auch Trevor Pinnock gehört zu den prägenden Persönlichkeiten der ersten Jahre.

Die Konzertreihe begleitet die Renaissance der Alten Musik seit 1954 durch alle ihre Wandlungen hindurch. Die Mitschnitte der Konzerte aus über 60 Jahren bieten eine klingende Interpretationsgeschichte: Zu den ersten Gästen zählten I Musici di Roma und I Solisti Veneti; später folgten die Originalklangensembles und Alte-Musik-Spezialisten von Piffaro, Musica Antiqua Köln, der Academy of Ancient Music, dem Amsterdamer Barockorchester u.v.m. Doch auch stilistisch so vielfältige Ensembles wie die King’s Singers waren bereits Ende der 1970er-Jahre bei Das Alte Werk zu Gast.

Klingende Geschichte

Das Alte Werk hält die Geschichte der Musik lebendig. Die traditionsreiche Konzertreihe ist der Pflege und der Wiederentdeckung von Werken der abendländischen Musikgeschichte gewidmet. Vom gregorianischen Choral bis an die Schwelle unserer Zeit reicht dabei das historische Spektrum. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen selten zu hörende Werke, dargeboten auf höchstem Niveau von international renommierten Solisten und Ensembles. Seit mehr als sechs Jahrzehnten ist Das Alte Werk somit die führende Plattform für Alte Musik im norddeutschen Raum.

Über Grenzen hinaus

Akademie für Alte Musik Berlin © Kristof Fischer Foto: Kristof Fischer
Hochkaräter als Stammgast: die Akademie für Alte Musik Berlin.

Heute bietet Das Alte Werk einen Überblick über die reiche und differenzierte Szene für Alte Musik: Stars der Szene wie Anna Prohaska, Valer Sabadus, Dorothee Oberlinger, die Akademie für Alte Musik oder die Accademia Bizantina u.v.m. sind in den Abonnementkonzerten regelmäßig zu Gast. Zugleich wagt Das Alte Werk immer wieder Schritte über die Grenzen der Einzelkünste und Genres hinaus: In speziell konzipierten Sonderkonzerten wird die Musik früherer Epochen eingebunden in einen weiteren, kulturgeschichtlichen Zusammenhang, dabei ergänzen sich thematisch gebundene Ausstellungen und entsprechende Konzerte. So erkunden Alte-Musik-Ensembles wie L'Arpeggiata ihre Gemeinsamkeiten mit den Improvisationskünstlern des Jazz, den Musikern der NDR Bigband. Und selbst Uraufführungen zeitgenössischer Werke für historische Instrumente gehören heute zur musikalischen Bandbreite von Das Alte Werk.

Die Glut weitertragen

Nicht die Asche bewahren, sondern die Glut weitertragen, das ist nach einem Wort von Gustav Mahler die Maxime echter Traditionspflege. In diesem Sinne und nach einigen erfolgreichen Koproduktionen in den vergangenen Spielzeiten wird ab der Saison 2018/2019 die komplette Reihe Das Alte Werk nun in gemeinsamer Planung und in Kooperation von Elbphilharmonie und NDR angeboten, wobei die HamburgMusik gGmbH die Konzerte künftig veranstalten wird. Für die Abonnenten und Besucher der Konzertreihe ändert sich nichts - die Glut wird weitergetragen.

Orchester und Vokalensemble