Nordseereport
Sonntag, 28. Februar 2021, 18:00 bis
18:45 Uhr
Montag, 01. März 2021, 01:55 bis
02:40 Uhr
Egal ob Hochsee- oder Küstenfischerei: Klimawandel, Brexit und auch Corona verändern die Rahmenbedingungen für diesen Beruf. Der Nordseereport berichtet von frischem Fisch, Fanquoten und neuen Herausforderungen.
Moderatorin Laura Lange besucht diesmal das ostfriesische Neuharlingersiel. Neben dem Tourismus ist der Sielort auch für seine Krabbenfang-Tradition bekannt. Die Krabbenfischer hier haben seit vergangenem Frühjahr vor allem mit den Auswirkungen des Coronavirus zu kämpfen. Problem: die globalen Lieferketten in Zeiten einer globalen Pandemie. Denn 90 Prozent der in Deutschland gefischten Krabben werden in Marokko von Hand gepult. Zeitweise konnten bis zu zwei Drittel der Tiere nicht wie üblich verarbeitet werden - viele marokkanische Arbeiterinnen blieben wegen Corona zu Hause. "Unseren Krabbenkutter in Betrieb zu halten, das kostet schon eine Menge Geld", sagt Dirk Sander, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft der deutschen Krabbenfischer. Beihilfen für die Fischer seien zwar geflossen. "Aber die haben uns nicht über den Winter geholfen."
Droht der Preisverfall für Krabben?
Noch eine weitere Schwierigkeit kommt auf die deutschen Krabbenfischer zu: die veränderte Situation durch den Brexit-Deal. Sander befürchtet einen Preisverfall, weil die großen Kutter aus Belgien und den Niederlanden nicht mehr in den englischen Gewässern fischen dürfen und womöglich auf den Krabbenfang ausweichen. "Und dann wird natürlich die Menge auf den Auktionen höher werden", sagt Sander.
Fangquote für britische Fischer gefallen
Mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU zu Jahresbeginn gilt für die britischen Fischer nicht mehr die EU-Fangquote. Außerdem darf das Land nun selbst bestimmen, wie viel Fisch die anderen Nationen in seinen Hoheitsgewässern fangen dürfen. Das bedeutet für die deutschen Fischer: bis zu ein Viertel weniger in den Netzen. "Von unseren knapp 20 Millionen Umsatz werden wir 4,5 Millionen verlieren", rechnet der Chef der Cuxhavener Reederei Kutterfisch, Kai-Arne Schmidt, vor. "Das heißt für uns im Klartext, dass wir ein oder zwei Schiffe anbinden müssen." Sprich: Diese Hochsee-Trawler müssten künftig an Land bleiben - ein Ausfall, der nur schwer zu kompensieren ist. Arbeitsplätze werden zwangsläufig wegfallen. "Insgesamt verliert die deutsche Fischerei knapp 115 Millionen Euro", schätzt Schmidt.
Die letzten Hochseefischer
Kapitän Fritz Flindt und seine Männer auf der "Iris" gehören zur Flotte von Kutterfisch - und damit auch zu den letzten Hochseefischern Deutschlands. Der moderne Hochseekutter ist gleichzeitig eine schwimmende Fischfabrik. Der Fang wird sofort an Bord verarbeitet und auf Eis gelegt. Zwischen Norwegen und Schottland machen sie sich auf die Suche nach Kabeljau und Seelachs. Die wichtigste Frage: Wie viel wird auf dieser Tour in den Netzen landen? Denn statt eines festen Gehalts werden die Männer bei Kutterfisch am Verkauf des Fischs beteiligt.
Künftig vor Norwegen auf Fischzug?
Vor die schottischen Shetland-Inseln treibt es aktuell die meisten der europäischen Hochseefischer, die Fanggründe sind zusehends leergefischt. Norwegische Gewässer könnten eine gute Alternative sein. Als Folge des Brexit-Vertrags muss allerdings noch ein neuer Fischereivertrag zwischen der EU und Norwegen her - und das dauert.
Noch mehr frischen Fisch
Weitere Meerestiere in diesem Nordseereport: Gelbschwanzmakrele aus Aquakultur in Zeeland, Räucherlachs aus Fanö, Seezunge und Jakobsmuscheln aus Brixham und gebratenes Schollenfilet, serviert im Watt vor Schillig.
- Leitung der Sendung
- Thorsten Hapke
- Redaktion
- Angela Sonntag
- Produktionsleiter/in
- Thomas Schmidt
