Filmprojekt 2015 "ISABEL"
aus Sicht von Sarah Naumann (Regie)
Es ist der 22. April, kurz vor vier als ich am Drehort, dem Rolf-Liebermann-Studio am Rothenbaum, ankomme. An diesem Mittwoch ist es soweit: In etwa anderthalb Stunden um 17.30 Uhr wollen wir drehfertig sein, um die erste Klappe zu schlagen und die ersten Einstellungen aufzuzeichnen.
Auf mein erstes offizielles "und bitte" werden unsere beiden Hauptfiguren Rader und Isabel heute das erste Mal im Film aufeinandertreffen. Keine ganz einfache Szene, da neben den beiden Hauptdarstellern Hubert Münster und Anni C. Salander auch eine ganze Reihe Komparsen inszeniert werden müssen.
Nachdem alle am Drehort eingetroffen und die ersten Geräte ausgeladen sind, treffen wir uns direkt im heutigen Set, dem Garderobenbereich des Rolf-Liebermann-Studio. In einer Art "Schnelldurchlauf" lasse ich Hubert und Anni die Szene einmal für das gesamte Team durchspielen. Parallel zeige ich welche Kamerapositionen ich mir in Zusammenarbeit mit dem DoP Henning Wirtz im Vorweg überlegt habe, um die Szene aufzulösen, also das Geschehen derart in einzelne Blickwinkel bzw. Einstellungen zu unterteilen, dass es für den Zuschauer später nachvollziehbar ist.
Während die technischen Aufbauarbeiten weitergehen und alles für die Aufzeichnung der ersten Einstellung eingerichtet wird, gehe ich mit den Schauspielern noch einmal die Szene durch. Da wir am Vortag schon die Gelegenheit hatten die Szene zu proben und gemeinsam zu erarbeiten, geht es lediglich darum das Gefühl vom Vortag wieder aufzufrischen. Aufregend bleibt es trotzdem, denn so wie meine Kollegen und ich uns in unsere Positionen, müssen auch die Schauspieler sich in ihre Rollen einfinden, um diese glaubhaft zum Leben erwecken zu können.
"Achtung für eine Aufzeichnung!“
Etwas später als geplant beginnen wir mit den Dreharbeiten. Alle sind höchst konzentriert. Um nichts zu vergessen und stets den Überblick zu behalten hilft mir nicht nur das Drehbuch, sondern auch die sogenannte Shotlist, eine Liste in der alle nötigen Einstellungen für die Szene beschrieben sind, und das Storyboard, indem die wichtigsten Einstellungen skizziert sind. Trotz einer solchen Detailplanung kann es vorkommen, dass spontan Dinge geändert werden müssen:
So nehmen wir an diesem Tag eine Einstellung auf, die bisher so nicht geplant war. An einer Stelle in der Szene ertränkt Isabel eine Zigarette in ihrem Wasserglas. Da man das in den geplanten Einstellungen nicht gesehen hätte, nehmen wir genau diesen Moment noch einmal abgesetzt auf. Eine andere geplante Einstellung musste hierfür wegfallen. Neben der Koordination aller Gewerke, der Inszenierung und Anleitung der Schauspieler, sind es auch solche Entscheidungen, die ich als Regisseurin in kurzer Zeit treffen muss.
Erschöpft aber glücklich können wir den ersten Drehtag erfolgreich abschließen und ich freue mich auf die noch folgenden acht Drehtage, an denen ich mit diesem großartigen technischen Team und wunderbaren Schauspielern arbeiten darf.
- Teil 1: Praxisberichte
- Teil 2: 1. Drehtag
- Teil 3: 2. Drehtag
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- Teil 11: Die Premiere