Stand: 03.04.2008 12:30 Uhr

Wohin entwickeln sich soziale Netzwerke?

von Meike Richter/NDR Online

Menschen sind ungern allein, das gilt für die On- wie für die Offline-Welt. Der Wunsch nach Kontakten und Freunden hat soziale Netzwerke wie MySpace oder die Studentenplattform StudiVZ groß gemacht. Allein Myspace hat weltweit über 110 Millionen Mitglieder. Während Nutzer nur einen Platz im Netz haben wollen, wo sie sich austauschen können, wollen die Betreiber Geld verdienen - und da fangen die Probleme an. Auf der Bloggerkonferenz re:publica in Berlin (2.-4. April 2008) haben Netzwerkbetreiber über die Zukunft ihrer Branche diskutiert. Ein Bericht.

Datenschutz bleibt wichtig

Bevor es um das eigentliche Thema ging, sprach Moderator Tim Pritlove das Thema Datenschutz an. Nicht ohne Grund: StudiVZ ist in der Vergangenheit immer wieder wegen Sicherheitslücken oder fraglichem Umgang mit der Privatsphäre ihrer User in die Schlagzeilen geraten. Michael Brehm, einer der drei Geschäftsführer, versicherte mehrmals, aus der Vergangenheit gelernt zu haben. Datenschutz und eine offene, faire Kommunikation mit Usern habe hohe Priorität. Auch auf Jugendschutz werde geachtet. StudiVZ dürfe man erst ab einem Alter von zwölf Jahren nutzen. Brehm musste allerdings zugeben, dass sein Unternehmen noch auf der Suche nach einem "funktionierenden Altersverifizierungssystem" sei.

Soziale Netzwerke sollen mobil werden

Auch Joel Berger (Managing Director von Fox Interactive Media Germany, die auch MySpace betreiben) gab zu, dass eine Alterskontrolle kaum durchsetzbar sei. Rund 4,5 Millionen Nutzer zählt MySpace in Deutschland. Insgesamt boome die Branche. Die Anzahl der Menschen, die Netzwerke nutzen, habe sich im vergangenen Jahr verdoppelt. "Suche, E-Mail und soziale Netzwerke werden künftig die drei großen Anwendungen im Internet sein", prophezeit er. Das Kerngechäft der sozialen Netzwerke sei und bleibe Kommunikation. Die User liebten es einfach, sich auszutauschen. MySpace sei so etwas wie ein "digitales Wohnzimmer", in dem die Menschen sich einrichten. Diese virtuelle Heimat soll künftig auch mobil nutzbar werden. Man arbeite daran, Myspace auch aufs Handy zu bringen. Finanzieren will sich MySpace wie bisher auch durch Werbung. Das "Targeting", also das zielgruppenspezifische Werben, werde weiter ausgebaut. Auch Michael Brehm denkt darüber nach, seine Dienste portabel zu machen.

Mini-Netzwerke besetzen Nischen

Nicht nur die Platzhirsche der Branche nahmen an der Diskussion teil. Mit Oliver Ueberholz (Mixxt) und Dirk Olbertz (NoseRub) waren auch Vertreter kleiner Netzwerkdienste geladen. Mixxt bietet Menschen die Möglichkeit, eigene kleine Netzwerke nach dem Baukastenprnzip aufzubauen. "Bei uns finden sich auch Schlachter- und ein Imkervereine." Es gebe auch einen Markt für kleine soziale Netzwerke.

Netzwerk ohne "Datenkäfig"

Ob Massencommunity oder Miniaturnetzwerk - für Dirk Olbertz von NoseRub ist klar, dass Netzwerke sich öffnen müssen, wenn sie die Nutzer dauerhaft an sich binden wollen. Es mache keinen Sinn, dass man seine persönlichen Daten bei verschiedenen Plattformen eingeben und pflegen müsse. Auch die Tatsache, dass Nutzer sozialer Netzwerke in der Regel nur mit dort angemeldeten, nicht aber mit Nutzern fremder Platttformen kommunizieren können, kritisierte er. Olbertz möchte die Netzwerker aus ihren "Datenkäfigen" befreien: Sein Dienst sammelt mehrere Netzwerke in einer Anwendung und erlaubt freieren Informationsaustausch. Auch Joel Berger und Michael Brehm versprachen, ihren Nutzern mehr Kontrolle über ihre Daten zu geben. Wie das konkret aussehen soll, sagten sie allerdings nicht.

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