Die Bronzeskulptur "Ätherwelle" des Künstlers Friedrich Wield am NDR Standort Rothenbaum in Hamburg. © NDR Foto: Marco Peter

Friedrich Wield: Ätherwelle (1931/1988)

Der Bildhauer Friedrich Wield schuf dem Physiker Heinrich Hertz 1931 ein Denkmal. Unter dem NS-Regime zerschlug sich die Fertigstellung des Monuments für den jüdischen Wissenschaftler. Erst 1988 wurde das Werk in Bronze gegossen und findet sich seit 2016 an der Rothenbaumchaussee.

von Andrea Völker

Dem Hamburger Physiker Heinrich Hertz (1857-1894), Entdecker der elektromagnetischen Wellen, sollte Friedrich Wield ein Denkmal setzen. Die 1931 entworfene Ätherwelle stellt eines der Hauptwerke im Œuvre des Hamburger Bildhauers dar. Bei dem "Hertz-Denkmal“ handelt es sich jedoch um kein Porträt des Namensgebers. Vielmehr zeigt die Ätherwelle die figürliche Umsetzung eines abstrakten Phänomens: Zwei menschliche Figuren - Mann und Frau - symbolisieren den Fluss und die Entstehung elektromagnetischer Wellen. Obwohl beide Figuren im Material der Bronze statisch verbunden sind, streben sie in den Bewegungen ihrer Körper auseinander. Die Plastik bildet ein eindrucksvolles Zusammenspiel aus Statik und Dynamik, An- und Entspannung.

 

Entstehung und Präsentation der Ätherwelle

Die Entstehungsgeschichte des Denkmals reicht von den 1930er bis in die 1990er Jahre. Nach dem öffentlichen Auftrag von 1931 konnte Wield unter schwierigsten Bedingungen 1933 das Tonmodell vollenden. Jedoch sollte er die Plastik nie in Bronze gießen lassen. Unter den Nazis war die Aufstellung des Denkmals als Würdigung eines jüdischen Wissenschaftlers im öffentlichen Raum undenkbar. Wield geriet zunehmend in finanzielle Nöte und seine Aufträge zerschlugen sich. 1940 nahm er sich schließlich das Leben. Erst weit nach seinem Tod wurde die Ätherwelle 1988 gegossen. Nachdem die Skulptur 1994 zunächst an der Außenalster positioniert war, gelangte sie 2016 an die Rothenbaumchaussee in unmittelbare Nähe des NDR-Geländes.

 

Friedrich Wield - Hamburger Bildhauer der Moderne

Lange stand Ernst Martin Friedrich Wield (1880-1940) der 1919 gegründeten Hamburgischen Sezession vor. Als zentraler Bildhauer der Moderne übernahm er öffentliche Aufträge und porträtierte Protagonist*innen der Hamburger Geschichte in Medaillen und Plaketten. Auch entwarf er Figuren und Denkmäler für den öffentlichen Raum. Noch heute lässt sich seine Spur quer durch Hamburg verfolgen. Sie führt - neben der Rothenbaumchaussee - in den Hamburger Stadtpark, zur Universität, auf den Ohlsdorfer Friedhof, als auch in die Hamburger Kunsthalle, in deren Räumen Wield viele Jahre sein Atelier unterhielt.

 

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Die Bronzeskulptur "Ätherwelle" des Künstlers Friedrich Wield am NDR Standort Rothenbaum in Hamburg. © NDR Foto: Marco Peter

Ein Denkmal für Heinrich Hertz

Das Denkmal zeigt kein Porträt. Mann und Frau symbolisieren die fließende Bewegung elektromagnetischer Wellen. mehr

Gipsmodell der „Ätherwelle“, Foto: Tim Tobeler, Nachlass Friedrich Wield. © Nachlass Friedrich Wield Foto: Tim Tobeler

Eine bewegte Geschichte

Die Initiative für das Denkmal ergriff 1928 der Rundfunkpionier Hans Bredow. 1988 gegossen, gelangte die Bronze 2016 auf das NDR-Gelände. mehr

Friedrich Wield © Wikipedia

Der Bildhauer Friedrich Wield

Um 1900 kam Wield erstmals nach Paris, wo er bald als angesehener Bildhauer tätig sein würde. Der Ausbruch des Krieges setzte seiner Karriere ein jähes Ende. mehr

Brief Friedrich Wiel zur Ätherwelle, Staatsarchiv Hamburg, (StAH 131-22 Nr. 66). © Staatsarchiv Hamburg Foto: Staatsarchiv Hamburg

Briefauszüge zur Ätherwelle

Friedrich Wield schreibt an seinen Freund Hans W. Fischer, 1931-1934. mehr

Friedrich Wield: Krugträgerin, 1912 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

... auf den Spuren Wields durch Hamburg

Wields Spur lässt sich quer durch die Stadt verfolgen. Vom NDR führt sie zur Universität über den Ohlsdorfer Friedhof bis in die Hamburger Kunsthalle. mehr

 

Blick auf den Haupteingang des Funkhauses an der Rothenbaumchaussee. © NDR Foto: Andrea Völker

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