Eine Ärztin erklärt einer Patientin eine Röntgenaufnahme. © picture alliance / BSIP Foto: Alice S.

Krebserkrankungen: Was kommt nach der Diagnose?

Stand: 28.10.2022 19:24 Uhr

Krebs ist eine Krankheit, die jeden treffen kann. In Deutschland erkranken rund 480.000 Menschen im Jahr daran. Nach der Diagnose verändert sich das Leben schlagartig, viele Fragen tauchen auf.

Von einer Krebserkrankung spricht man, wenn körpereigene Zellen nicht mehr ihre ursprünglichen Aufgaben wie zum Beispiel Muskelaufbau, Stoffwechsel oder Fortpflanzung wahrnehmen, sondern sich verändern, teilen und unkontrolliert vermehren. Dadurch kann sich eine Geschwulst im Gewebe bilden, ein sogenannter Tumor. Tumoren können gutartig oder bösartig sein, fachsprachlich nennt man sie benigne oder maligne Tumoren. Nur bösartige Tumoren bezeichnet man als Krebs.

Welche Diagnosemethoden für Krebs gibt es?

Häufig dauert es viele Wochen, bis eine Diagnose gestellt werden kann und alle Ergebnisse der Untersuchungen vorliegen. Unterschiedliche Diagnosemethoden, zum Beispiel bildgebende Verfahren wie Röntgen, Magnetresonanztomografie (MRT), Computertomografie (CT), Ultraschalluntersuchungen oder endoskopische Untersuchungen (Spiegelungen) helfen ebenso wie Laboruntersuchungen und Gewebeproben dabei, die Diagnose stellen zu können und eine individuelle Therapie zu planen. Dabei ist ein enger Austausch mit den Ärzten wichtig.  

Welche Krebstherapien gibt es?

Krebserkrankungen sind sehr unterschiedlich, jede Tumorart ist anders, Menschen reagieren sehr unterschiedlich. Daher benötigen alle Erkrankten eine individuelle Behandlung mit den unterschiedlichsten Therapieformen wie Chemotherapie, Strahlentherapie, Immunonkologie, zielgerichteter Therapie (Small Molecules), Stammzelltransplantation sowie operative Eingriffe. Es gibt zudem mittlerweile zahlreiche Angebote im Bereich der Komplementärmedizin (alternative, ergänzende Medizin). Betroffene sollten sich immer mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten besprechen und beraten lassen, welche Angebote Sinn machen könnten.

Wo finde ich Beratungsangebote?

Die Krebsgesellschaften in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg bieten medizinische, psychologische und soziale Beratung für Betroffene und Angehörige an. Die Verbesserung der psychosozialen Situation von Krebspatienten und ihren Angehörigen gehört zu ihren wichtigsten Aufgaben. Sie bieten umfassende Informationen sowie Beratung und Begleitung während des gesamten Krankheitsverlauf. Das Beratungsangebot ist vertraulich, kostenlos und unabhängig.

Was ist eine psychoonkologische Beratung?

Die Krankheit Krebs kostet Kraft und wirft viele Fragen auf, nicht nur für die Erkrankten, sondern auch für ihre Familien. Die psychoonkologische Beratung informiert über die Krankheit und mögliche Therapien und unterstützt die Patienten in allen Phasen der Erkrankung. Therapeutische Angebote sind beispielsweise Entspannungsverfahren, Psychotherapien, Bewegungs- und Sportangebote oder Seminare für Erkrankte und Angehörige.

 

Wo finde ich Selbsthilfegruppen?

Selbsthilfegruppen können eine Hilfe und Unterstützung für Krebserkrankte sein, hier werden Erfahrungen ausgetauscht, Tipps weitergegeben und offene Gespräche geführt, jenseits der oft fachlich orientierten "Krankenhauswelt". Selbsthilfegruppen können auch helfen, die Flut an Informationen zu verarbeiten. Die Krebsgesellschaften verfügen über ein umfangreiches Netzwerk zu Selbsthilfegruppen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg.

Wo finden Angehörige Unterstützung?

Krebs betrifft nicht nur die Erkrankten, auch Familien und Freunde sind betroffen. Wer Hilfe oder Unterstützung braucht, ob Beratung oder konkrete Hilfestellung zum Beispiel bei sozial- oder arbeitsrechtlichen Fragen, bekommt diese Hilfe auch. Die Krebsgesellschaften bieten ein großes Angebot für den Austausch und die Beratung für Angehörige.

Was ist der Sozialdienst im Krankenhaus?

Alle Patienten und Angehörige können Kontakt zum Sozialdienst im Krankenhaus aufnehmen, hier wird gemeinsam nach geeigneten Hilfsmöglichkeiten gesucht. Themen können sein: Hilfen bei der Entlassung, Organisation häuslicher Pflege durch einen ambulanten Pflegedienst und/oder Angehörige, Organisation von Kurzzeitpflege in einer Pflegeeinrichtung oder Beratung zu ergänzenden Angeboten, zum Beispiel Hausnotruf, Hilfsmittelversorgung, hauswirtschaftliche Hilfen, Kinderbetreuung oder Essen auf Rädern.

Ist ein Schwerbehindertenausweis von Vorteil?

Bei einer bösartigen Krebserkrankung wird empfohlen, einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen. Bei einer malignen Tumorerkrankung erhalten Krebserkrankte meist einen Grad der Behinderung (GdB) von 50. Damit gelten bestimmte rechtliche Vorgaben am Arbeitsplatz, bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder steuerliche Vergünstigungen. Der Ausweis wird vorerst auf die Heilungsbewährungszeit befristet. Danach wird der Grad der Behinderung entsprechend dem Gesundheitszustand angepasst.

Auf welche Sozialleistungen habe ich Anspruch?

Eine Krankschreibung über einen langen Zeitraum verschlechtert bei vielen Patientinnen und Patienten die finanzielle Situation. Auch aus diesem Grund wollen viele Betroffene nach der Therapie wieder arbeiten. Doch es gibt Menschen, die längere Zeit mit den Folgen der Erkrankung zu kämpfen haben und womöglich dauerhaft unfähig sind, ihren Beruf auszuüben. Eine Broschüre der Niedersächsischen Krebsgesellschaft bietet Informationen und Unterstützung über die Ansprüche auf Sozialleistungen wie zum Beispiel Krankengeld, Sozialhilfe, Rehabilitationsmaßnahmen oder Rente. Darüber hinaus informiert sie über eigene Zuzahlungen, Pflegekosten, palliativmedizinische Versorgung oder Kündigungsschutz und weitere Themen.

Was passiert bei einer Pflegebedürftigkeit?

Bei einer Krebserkrankung können sich viele nicht mehr alleine versorgen, zumal viele Erkrankte schon älter sind (2012 waren mehr als 90.000 Erkrankte über 80 Jahre alt). Wer pflegebedürftig ist, bekommt Unterstützung durch die Pflegeversicherung. Angehörige von Erkrankten übernehmen häufig Pflege und Aufgaben, um die sich vorher die Patientin oder der Patient gekümmert haben. Daher ist es besonders wichtig, die eigenen Kräfte zu stärken und sich bei Bedarf Unterstützung zu suchen. Die Deutsche Krebsgesellschaft hilft dabei, die richtigen Anlaufstellen zu finden.

Was ist eine Wiedereingliederung?

Viele Berufstätige schaffen den Sprung zurück ins Arbeitsleben ohne großen Aufwand. Doch was tun, wenn dies nicht klappt? Wem es schwer fällt, der sollte sich nicht scheuen, die Angebote zu einem schonenderen Wiedereinstieg unter ärztlicher Anleitung anzunehmen. Diese stufenweise Wiedereingliederung ist auch als das "Hamburger Modell" bekannt. Die Beratungsstellen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg helfen dabei, einen geeigneten Weg zu finden und das Gespräch mit den Arbeitgebern aufzunehmen.

Was versteht man unter Palliativmedizin?

Palliativmediziner sind Spezialisten, die Menschen behandeln, wenn eine Erkrankung nicht mehr geheilt werden kann. Sie sorgen zum Beispiel durch Schmerztherapien oder Behandlung von belastenden Symptomen wie anhaltender Müdigkeit oder Atemnot für den Erhalt der bestmöglichen Lebensqualität.

Wie wichtig sind Vorsorge und Früherkennung?

Je früher die Krankheit Krebs erkannt wird, umso größer ist die Chance, diese erfolgreich zu behandeln. Die Krebsvorsorge und Krebsfrüherkennung helfen dabei. Bei manchen Krebsarten wie Brustkrebs, Darmkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Hautkrebs und Prostatakrebs bieten die gesetzlichen Krankenkassen umfangreiche Programme an und übernehmen die Kosten für die Untersuchungen. Die Teilnahme an der Krebsvorsorge ist freiwillig. Informationen zu den Themen Vorsorge oder Früherkennung bieten die Krebsgesellschaften in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg.

Kann ich mein Krebsrisiko senken?

Manche Menschen haben ein angeborenes erhöhtes Krebsrisiko, andere vergrößern dieses durch ihr Verhalten oder Umweltfaktoren beeinflussen die Gesundheit. Seit 1987 gibt es den Europäischen Kodex zur Krebsprävention, der einige Maßnahmen empfiehlt, die helfen können das persönliche Krebsrisiko zu senken. Dazu gehören eine ausgewogene Ernährung, nicht rauchen, ein vernünftiges Körpergewicht, sehr wenig bis gar keinen Alkohol, ausreichender Sonnenschutz sowie regelmäßige Bewegung, Schutz vor Schadstoffen, Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen.

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Visite | 01.11.2022 | 20:15 Uhr

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