Streptokokken: Symptome und Behandlung einer Infektion

Stand: 16.10.2024 17:06 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Streptokokken sind Bakterien, die besonders Schleimhäute befallen. Sie sind ansteckend und können verschiedene Krankheiten auslösen, einige sind gefährlich. Was sind die Symptome?

von Lucia Hennerici

Streptokokken sind eine große Gruppe von Bakterien, die überall in unserem Alltag vorhanden ist. Teilweise leben Streptokokkenarten sogar auf der Haut, im Darm oder Mund des Menschen und treten nur bei zu großer Vermehrung negativ in Erscheinung. Viele Arten von Streptokokken sind für erwachsene, gesunde Menschen harmlos oder verursachen relativ harmlose Erkrankungen, wie Rachenentzündung oder Scharlach. Einige Stämme von Streptokokken können aber auch gefährliche Erkrankungen und Komplikationen auslösen - gerade bei Kindern, deren Immunsystem noch in der Entwicklung ist, oder bei älteren beziehungsweise immungeschwächten Menschen.

Streptokokken: das Wichtigste in Kürze

Streptokokken können verschiedene Erkrankungen auslösen: Von der eher harmlosen Rachenentzündungen (Pharyngitis) oder Scharlach bis hin zur Blutvergiftung (Sepsis), Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Herzinnenhautentzündung (Endokarditis).

Welche Streptokokkenarten sind die größten Krankheitserreger?

Streptokokken zeichnen sich durch ihre perlenkettenförmige Struktur unter dem Mikroskop aus. Es gibt sehr viele Gruppen von Streptokokken, die je nach Gewebe, das die Erreger befallen, unterschiedliche Erkrankungen auslösen können. Am häufigsten befallen Streptokokken beim Menschen Schleimhäute, beispielsweise können sie dann eine Rachenentzündung (Pharyngitis) oder Scharlach auslösen. Die drei Varianten, die für die meisten Erkrankungen verantwortlich sind, sind A-Streptokokken (Streptococcus pyogenes), B-Streptokokken (Streptococcus agalactiae) und Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae). Im Genitalbereich können A-Streptokokken eine Eichelentzündung hervorrufen. B-Streptokokken können Teil der natürlichen Darmflora oder Vaginalflora in der Scheide (auch: Scheidenflora) und da wichtiger Helfer für den Körper sein. Aber: Bei einer Geburt können sie dem Baby unter Umständen gefährlich werden, wenn sie in dessen Körper gelangen.

A-Streptokokken sind Auslöser folgender Krankheiten

  • Scharlach
  • Mandelentzündung (Streptokokken-Angina / Tonsillitis)
  • Rachenentzündung (Pharyngitis)
  • Nasennebenhöhlenentzündung
  • Mittelohrentzündung
  • Nekrotisierende Fasziitis (Infektion von Bindegewebe, das die Muskeln bedeckt)
  • Entzündung der Skelettmuskulatur (Myositis)
  • Entzündung der Eichel am Penis (Balanitis)
  • Bei Ausbreitung ins Blutgefäßsystem: Blutvergiftung (Sepsis)
  • Diverse Hautentzündungen, wie Wundrose (Erysipel) oder ansteckende Borkenflechte

Als Folgeerkrankungen von Streptokokken der Gruppe A sind unter anderem Autoimmunreaktionen bekannt. Diese Folgeerkrankungen entstehen dann nicht durch die Erreger selbst, sondern wenn die eigentlich körpereigenen Antikörper Gewebe angreifen. Beispielsweise kann es so zum akuten rheumatischen Fieber kommen. Weitergehende Folgeerkrankungen können dann Hirnhautentzündung oder eine Entzündung am Herzmuskel (Myokarditis) sein.

B-Streptokokken sind Ursache für folgende Erkrankungen

Pneumokokken führen zu diesen Erkrankungen

Übertragung durch Schmier- und Tröpfcheninfektion

Streptokokken sind selbst unbewegliche Bakterien, sie können aber beispielsweise per Schmierinfektion in den Körper gelangen. Dabei gelangen die Erreger durch Hautkontakt oder Kontakt mit infizierten, kontaminierten Gegenständen auf unsere Hände und dann mit großer Wahrscheinlichkeit an oder in den Mund (wenn keine Handhygiene entgegenwirkt). Zweiter entscheidender Weg einer Ansteckung mit Streptokokken ist die Tröpfcheninfektion: Hier werden die Streptokokken eines infizierten Menschen beim Sprechen, Niesen oder Husten über winzige Tröpfchen durch die Luft auf einen neuen Wirt geschleudert. Im Falle einer erfolgreichen Ansteckung (aus Sicht der Streptokokken) fühlen sich dann beispielsweise A-Streptokokken besonders wohl auf der Mundschleimhaut oder der Schleimhaut des Rachens.

Bakterien vermehren sich schnell, vor allem, wenn:

  • die Bakterienlast bei der Infektion (Schmierinfektion oder Tröpfcheninfektion) besonders hoch war (exponentielle Vermehrung der Streptokokken)
  • das Immunsystem des oder der Betroffenen die Bakterien nicht in Schach halten kann. Das trifft häufig auf ältere Menschen zu, aber speziell auf immungeschwächte Personen und kleine Kinder.

Wie lange sind Menschen mit Streptokokken ansteckend?

Streptokokken haben die Form einer Perlenkette. (Computer Artwork) © imago / Science Photo Library
Die bakterielle Infektion mit Streptokokken macht Betroffene bis zu drei Wochen ansteckend.

Ohne Behandlung sind Patientinnen und Patienten mit einer Infektion durch Streptokokken in der Regel für bis zu drei Wochen ansteckend und können dementsprechend andere infizieren. Wird die jeweilige Erkrankung mit Antibiotika (Penicilline können bei A-Streptokokken eingesetzt werden) behandelt, wird die Ansteckungsphase binnen 24 Stunden massiv verkürzt und die Ansteckungsfähigkeit verebbt kurz nach diesem Zeitraum, dauert dann also kaum länger als einen Tag.

Welche Symptome hat man bei einer Infektion?

Infektionen mit Streptokokken lassen sich nicht über einen Kamm scheren. Was die Symptome betrifft, kommt es also immer darauf an, welche Streptokokkenart zu welcher Erkrankung in welchem Teil des Körpers geführt hat. Gemeinsam ist meist, dass Symptome zwei bis vier Tage nach der Ansteckung auftreten (Inkubationszeit). Häufig sind Infektionen mit Streptokokken der Gruppe A, die zu Infektionen der oberen Atemwege und des Halsraums und Rachenraums führen.

Typische Symptome bei A-Streptokokken sind:

  • Halsschmerzen
  • Schluckbeschwerden
  • Vereiterte Mandeln (mit weißen Eiterpunkten darauf)
  • Vergrößerte und druckempfindliche Lymphknoten am Hals
  • Ein roter Hautausschlag, der sich rund 48 Stunden nach einer Rachenentzündung bildet. Beginnt er im Gesicht und breitet sich dann aus, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Scharlach
  • Rote und heiße Schwellungen, Hautinfektionen, Rötungen und Schmerzen - diese Symptome können auf Infektionen der Haut oder des Weichgewebes durch Streptokokken hinweisen.
  • Fieber, Husten oder Schnupfen treten zwar oft gleichzeitig auf, werden oft aber durch begleitende Infektionen mit Viren ausgelöst, die die Situation eines angegriffenen beziehungsweise belasteten Immunsystems nutzen können.

Im Zweifel sollten Sie immer einen Arzt oder eine Ärztin hinzuziehen, um die Ursache abzuklären.

Wie wird eine Infektion mit Streptokokken diagnostiziert?

Ein Kind streckt eine rote Zunge heraus. © Panthermedia Foto: Lukassek
Typisches Symptom bei Scharlach ist eine rote Zunge (Himbeerzunge).

Grundsätzlich wird eine Infektion mit Streptokokken vor allem anhand des Krankheitsbildes und der entsprechenden Symptome diagnostiziert. Eindeutig ist es bei der sogenannten Himbeerzunge im Fall von Scharlach. Für die Streptokokken-Angina (Rachenentzündung) gibt es außerdem Schnelltests, die Ärztin oder Arzt anwenden können. Die Ergebnisse solcher Schnelltests gibt es in der Regel schon binnen weniger Minuten. Es gibt die Schnelltests zwar auch für zu Hause, da ist der Rachenabstrich aber eine mögliche Fehlerquelle. Außerdem braucht es spätestens nach einem positiven Ergebnis ohnehin Ärztin oder Arzt für die Therapie. Auch für Pneumokokken gibt es einen Schnelltest - hier sind die speziellen Streptokokken im Urin nachweisbar. Bei Schwangeren kann ein vorsorglicher Streptokokken-Test (Abstrich der Vagina) Aufschluss über eine Besiedlung mit Streptokokken geben, die bei der Geburt das Baby gefährden könnte (Neugeborenensepsis oder Hirnhautentzündung). Gynäkologinnen und Gynäkologen empfehlen ihn zwischen der 35. und 37. Schwangerschaftswoche. Der Test wird nicht regelhaft von der Krankenkasse übernommen. Bei nekrotisierender Fasziitis kann ein CT-Scan helfen, außerdem können Kulturen im Labor Aufschluss über eine Infektion mit Streptokokken geben.

Klassifizierung der verschiedenen Bakterien

Grundsätzlich werden die zahlreichen Arten von Streptokokken vor allem nach zwei Prinzipien in Gruppen eingeteilt:

  • anhand der jeweiligen Eigenschaft, rote Blutkörperchen auflösen zu können (Hämolyse beziehungsweise hämolysierende Streptokokken)
  • anhand von bestimmten Zellwandbestandteilen (Klassifizierung nach Lancefield).

Streptokokkenarten nach Hämolyse

  • Alpha-hämolysierende Streptokokken können teilweise Hämoglobin abbauen (Blutfarbstoff der roten Blutkörperchen). Sie sind also teilweise hämolysierend. Dieser Prozess heißt Alpha-Hämolyse, daher der Gruppenname dieser Streptokokken. Bei dieser teilweisen Auflösung des Farbstoffs entstehen grünliche Abbauprodukte - deshalb werden Alpha-hämolysierende Streptokokken auch "vergrünende Streptokokken" genannt. Oft findet man sie in der Mundhöhle als wichtigen Verursacher von Karies (Streptococcus mutans).
  • Beta-hämolysierende Streptokokken: Können Hämoglobin vollständig abbauen, sind also voll hämolysierend. Ein Hauptvertreter dieser Gattung sind die A-Streptokokken, die Scharlach oder Mandelentzündung (Tonsillitis) auslösen.
  • Gamma-hämolysierende Streptokokken: Können den Blutfarbstoff Hämoglobin gar nicht abbauen.

Klassifizierung nach Lancefield

Nach dem Lancefield-System werden Streptokokken anhand von Bestandteilen der Zellwände eingeteilt. Es gibt dabei die Gruppen A bis Q. Für Erkrankungen beim Menschen sind wie erwähnt vor allem A-Streptokokken und B-Streptokokken relevant. Außerdem können Viridans-Streptokokken aus der Gruppe A beispielsweise bei Herzklappen-Infektionen (Endokarditis) eine Rolle spielen, wenn sie aus der Mundhöhle, wo sie natürlicherweise vorkommen können, in die Blutbahn gelangen. Enterokokkenarten aus der Gruppe D kommen natürlicherweise im Verdauungstrakt des Menschen vor, gelangen Enterokokken aber in andere Bereiche des Körpers, können sie zu Harnwegsinfektionen, Infektionen der Herzklappen (Endokarditis) oder Infektionen der Prostata (Prostatitis) führen. Andere Streptokokkenarten sind eher für Nutztiere relevant bzw. können ihnen gefährlich werden.

Therapie: Antibiotika und andere Medikamente, OP

Das wichtigste Mittel im Kampf gegen die Bakteriengruppe der Streptokokken sind Antibiotika. Meist wird Penicillin eingesetzt. Nicht immer ist aber der Einsatz von Antibiotika notwendig: So heilt beispielsweise eine Streptokokken-Angina oft auch ohne Antibiotika binnen ein bis zwei Wochen bei sonst gesunden Patientinnen und Patienten problemlos aus. Durch den Einsatz der Antibiotika kann aber das Risiko der Ansteckung anderer - besonders von Risikopatienten im Umfeld - verringert werden. Der Einzelfall sollte also immer mit Ärztin oder Arzt abgewogen werden. Gegen Fieber und Schmerzen während der Streptokokken-Infektion können zusätzlich Schmerzmittel und fiebersenkende Medikamente zum Einsatz kommen. Haben Streptokokken die Haut befallen, wie bei nekrotisierender Fasziitis, kann es notwendig sein, betroffene Hautstellen mittels einer OP zu entfernen. Wer immer wieder unter Streptokokken-Infektionen (Mandelentzündung oder Tonsillitis) leidet, kann auch hier ein OP-Verfahren in Erwägung ziehen, bei dem die "Mandeln" entfernt werden.

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Antibiogramm: Hilfe bei der Analyse des richtigen Antibiotikums

Ist ein Patient oder eine Patientin allergisch gegen Penicillin oder sind die Streptokokken resistent gegen dieses Antibiotikum, können andere Antibiotika - im Notfall sogar Reserveantibiotika bei gefährdeten Personen - zum Einsatz kommen. Wichtige Hilfe ist ein Antibiogramm - eine mikrobiologische Untersuchung, bei der mittels Abstrich die entsprechenden Streptokokken im Labor in einer Kultur angelegt und dann getestet wird, welche Antibiotika die beste Wirkung bei geringsten Nebenwirkungen und Risiken haben. Das so ausgewählte Antibiotikum kommt dann zielgerichtet beim Patienten oder bei der Patientin zum Einsatz. Voraussetzung ist, dass die Therapie diese Analysezeit erlaubt.

Wie gefährlich sind Streptokokken?

Einige Arten von Streptokokken können unter Umständen lebensbedrohlich werden, beispielsweise bei Hirnhautentzündung (Meningitis), Blutvergiftung (Sepsis) oder im Fall der bekannteren Pneumokokken beispielsweise bei der Lungenentzündung. Besonders entscheidend für die Behandlung mit Antibiotika ist dann, ob der jeweilige Bakterienstamm bereits Resistenzen aufgebaut hat, was eine Therapie extrem erschweren kann.

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Gibt es eine Impfung?

Impfungen gegen Bakterien (im Gegensatz zu Virus-Erkrankungen) sind allgemein schwierig. Die gute Nachricht: Gegen Streptococcus pneumoniae, den Auslöser einer Lungenentzündung, gibt es eine solche Impfung. Die Pneumokokken-Impfung schützt vor allem Risikogruppen. Dazu zählen vor allem:

  • ältere Menschen ab 60 Jahren
  • Kinder in den ersten beiden Lebensjahren
  • Menschen mit Diabetes
  • Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen
  • Menschen mit neurologischen Erkrankungen.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Personen aus diesen krankheitsbedingten Risikogruppen die Pneumokokken-Impfung, genauso wie Menschen ab 60 Jahren und für Säuglinge ab dem Alter von zwei Monaten.

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