Antibiotika-Forschung: Warum Unternehmen aussteigen
Viele Antibiotika wirken nicht mehr. Jedes Jahr sterben in der EU Schätzungen zufolge 33.000 Menschen an resistenten Erregern. Oft helfen nur noch ganz wenige Antibiotika gegen bestimmte Bakterien. Die Vereinten Nationen haben Antibiotikaresistenzen als "größte und dringendste globale Gesundheitsgefahr" benannt. Doch viele Pharmakonzerne haben die Antibiotika-Forschung eingestellt: Mehrere Firmen, unter anderem Bristol-Myers Squibb, Abbott, Eli Lilly, Wyeth, Aventis und Bayer sind bereits vor mehr als zehn Jahren ausgestiegen. Erst kürzlich haben drei weitere große Unternehmen - AstraZeneca, Sanofi und Novartis - die Entwicklung von Antibiotika gestoppt. Und auch der weltgrößte Gesundheitskonzern Johnson & Johnson bestätigte dem NDR, dass er keine weiteren, neuen Antibiotika entwickle.
Gründe für Ausstieg aus Antibiotika-Forschung
Für viele Pharmakonzerne ist die Erforschung neuer Antibiotika offenbar kein gutes Geschäft:
- Wer täglich Medikamente gegen chronische Krankheiten wie Krebs, Rheuma und Bluthochdruck einnimmt, sorgt für einen höheren Umsatz als Erkrankte mit einer Infektion, die rund eine Woche lang mit Antibiotika behandelt wird.
- Ärzte setzen neue Antibiotika zunächst als sogenannte Reserve-Antibiotika nur gegen resistente Erreger ein.
- Resistenzen entwickeln sich so schnell, dass einige Antibiotika nach jahrelanger Entwicklung teilweise schon nicht mehr wirken, wenn sie auf den Markt kommen.
Anzahl wirksamer Antibiotika sinkt
Derzeit sind in Deutschland etwa 80 antibiotische Wirkstoffe zugelassen. Die Zahl erscheint zwar hoch, doch durch die zunehmenden Resistenzen wirken viele der Mittel immer häufiger nicht mehr. Nur wenige Firmen und vor allem staatliche Institute versuchen, die Forschungslücke zu schließen und neue Antibiotika zu entwickeln. Doch das ist teuer und aufwendig. Der Medizin droht im Kampf gegen resistente Bakterien die Zeit davonzulaufen.