Stand: 24.04.2010 13:29 Uhr

Die Querelen um den NDR-Staatsvertrag

von Michael Wolf Thomas

Die Verhandlungsrunden

Es gab mehrere Verhandlungsrunden. Aus der Rückschau war die Sitzung im Gästehaus des Hamburger Senates am 23. Mai 1979 die erste Runde der drei Ministerpräsidenten, bei der wirklich alles auf den Tisch kam. Nach dem Gespräch erschien Ministerpräsident Albrecht gut gelaunt, Ministerpräsident Stoltenberg mit hochrotem Kopf und Hamburgs Bürgermeister Klose kreideweiß. Der Grund: Eine Einigung erschien fast unmöglich, auch wenn sie es in einem sehr ruhigen Interview anders darstellten. Ernst Albrecht schloss nicht aus, dass der NDR Frequenzen, also Programme, abgeben müsse. Niedersachsen sollte ein eigenes Radio bekommen.

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Nach einer Zwischenrunde in Tremsbüttel und Gesprächen in Hamburg scheiterten die Gespräche schließlich in Schneverdingen an der Forderung Ernst Albrechts nach einem eigenen Radio Niedersachsen. Gleich darauf aber einigten sich Albrecht und Stoltenberg auf einen Zweiländersender. Konkreten Fragen wich Albrecht aus. Und der NDR? Er klagte auf Nichtigkeit der Kündigungen. So war die Lage bei Beginn der mündlichen Verhandlung in Berlin eher unübersichtlich.

Für den Medienredakteur war der Prozess mithin keine normale Routineveranstaltung, sondern hochspannend und emotional. Nach der Bahnreise mit dem Passieren der innerdeutschen Grenze, den Passkontrollen und der Visaausgabe in Schwanheide, zu der Zeit DDR-Gebiet, war an eine ruhige Vorbereitung nicht zu denken. Polizei- und Krankenwagen rasten durch die Stadt: Die Berliner Kongresshalle war eingestürzt, ein Kollege des Sender Freies Berlins (SFB) kam ums Leben. 

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