Stand: 06.10.2021 10:47 Uhr

Robert Geisendörfer Preis für „Die Ungewollten“

Aufnahme: Passagiere des Schiffes „St. Louis“. Die Passagiere gehen in Hamburg an Bord. © NDR/David Dollmann
Aufnahme: Passagiere des Schiffes „St. Louis“. Die Passagiere gehen in Hamburg an Bord.

Das Dokudrama „Die Ungewollten – Die Irrfahrt der St. Louis“ bekommt einen Robert Geisendörfer Preis, den Medienpreis der evangelischen Kirche. Ausgezeichnet werden die Hauptdarsteller*innen Britta Hammelstein und Ulrich Noethen sowie Susanne Beck und Thomas Eifler für das Drehbuch und Ben von Grafenstein für die Regie. Der Film, eine Koproduktion von NDR (Federführung), hr, rbb und SWR, erinnert an die dramatische Reise des Schiffes 1939: Mehr als 900 jüdische Flüchtlinge verlassen auf der „St. Louis“ den Hamburger Hafen und Nazi-Deutschland. Ein Visum für Kuba verspricht ein Leben ohne Angst. Doch als sie die Insel erreichen, verweigert Havanna die Einreise. Kapitän Gustav Schröder nimmt Kurs auf die USA, aber Roosevelt lehnt es ab, die Menschen an Land zu lassen; so auch Kanada. Die Fahrt in die Freiheit gerät zur Odyssee auf dem Atlantik.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Kapitän Gustav Schröder, verkörpert von Ulrich Noethen. © NDR/David Dollmann
Im Mittelpunkt der Handlung steht Kapitän Gustav Schröder, verkörpert von Ulrich Noethen.

Anja Reschke, Leiterin des NDR Programmbereichs Kultur und Dokumentation: „Das Dokudrama hat im NDR eine lange Tradition. Was mit Horst Königstein begann wurde immer weiter entwickelt und gehört auch heute zum festen Bestandteil der Abteilung Dokumentation im NDR. Das gekonnte Zusammenspiel aus Archiv, Szenen mit Schaupieler*innen und Interviews von Zeitzeug*innen ermöglicht uns Geschichte nicht nur begreifbar sondern für unsere User*innen in der ARD Mediathek oder den Zuschauer*innen im Fernsehen vor allem auch nachvollziehbar und erlebbar zu erzählen. Das Dokudrama ‚Die Ungewollten - Die Irrfahrt der St. Louis‘ ist dafür ein herausragendes Beispiel. Wir werden mit diesem Genre weitere Stoffe realisieren. Der renommierte Robert-Geisendörfer-Preis ist uns ein wunderbarer Anreiz, so weiter zu machen.“

Das Hapag-Schiff "St. Louis". © NDR/doclights/Hapag-Lloyd AG
Das Hapag-Schiff "St. Louis".

Die Jury begründet die Preisvergabe so: „Es gelingt Drehbuch und Regie, dieses Drama von beinahe 1000 Menschen in einem genauen und konzentrierten Kammerspiel zu erzählen: eine junge Mutter mit ihrem Sohn, ein Kapitän, der helfen will, ein Schiffsoffizier, der die nationalsozialistische Menschenverachtung verkörpert. Dieses Drama wird kompiliert mit Zeitzeug:innen, die damals Kinder gewesen sind und sich an diese unvergessliche Fahrt glasklar erinnern. Seine Wucht erhält der Film ‚Die Ungewollten‘ durch seine klare Fokussierung und durch die Schauspieler: Die Präsenz von Ulrich Noethen, der die Rolle des Kapitäns Schröder mit ruhiger, nachdenklicher Würde verkörpert, trägt die Produktion, ebenso wie Britta Hammelstein als Martha Stern – und die großartige Musik, die den Film weitertreibt. Nein. Geschichte wiederholt sich nicht. Aber auch heute warten Flüchtlingsschiffe auf die Genehmigung zur Hafeneinfahrt.“

Das Schicksal der Passagierin Martha, gespielt von Britta Hammelstein, steht stellvertretend für viele Frauen mit © NDR/David Dollmann
Das Schicksal der Passagierin Martha, gespielt von Britta Hammelstein, steht stellvertretend für viele Frauen.

„Die Ungewollten – Die Irrfahrt der St. Louis“ ist eine UFA FICTION-Produktion im Auftrag von NDR, hr, rbb und SWR für Das Erste. Gefördert wurde die Produktion mit Mitteln der nordmedia – Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH, unterstützt durch das Instituto do Cinema e Audiovisual (ICA) und Turismo de Portugal. Verantwortliche Redakteure sind Marc Brasse und Silke Schütze (NDR), Esther Shapira (hr), Rolf Bergmann (rbb) und Ulrike Becker (SWR).

Der Robert Geisendörfer Preis, der Medienpreis der Evangelischen Kirche, wird in Gedenken an den christlichen Publizisten Robert Geisendörfer (1910-1976) seit 1983 vergeben. Die Preise sind insgesamt mit 30.000 Euro dotiert, der Sonderpreis ist undotiert. Gewürdigt werden „Sendungen aus allen Programmsparten, die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken, zum guten Miteinander von Einzelnen, Gruppen, Völkern und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen“.

3sat zeigt die Vergabe des Robert Geisendörfer Preises als Fernsehdokumentation am Sonntag, 10. Oktober, um 12.15 Uhr. In der 3sat-Mediathek ist sie bereits jetzt zu sehen.