Versicherungsbetrug im Zeichen der Kutte? Ermittlungen gegen Kieler Hells Angels
Mitglieder und Unterstützer des verbotenen Rockerclubs Hells Angels Kiel sollen rund acht Jahre lang Versicherungsunternehmen in großem Stil betrogen haben. Das ergaben Recherchen von NDR 1 Welle Nord und des NDR Schleswig-Holstein Magazins. Auf Anfrage bestätigte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen in rund 70 Fällen. Der geschätzte Gesamtschaden beläuft sich auf mindestens 100.000 Euro. Als Drahtzieher des Betruges haben die Ermittler einen Versicherungsmakler aus Kiel ausgemacht, der seit Oktober in Untersuchungshaft sitzt.
Dem NDR liegen auch Hinweise vor, aus denen sich ergibt, mit welchem System die Betrüger vorgegangen sein sollen. Danach wurden die Mitglieder und Unterstützer der Hells Angels Kiel per "Chef-Ansage" verpflichtet, Versicherungsverträge abzuschließen. Kurz darauf sollen sie fingierte Schäden gemeldet haben - wie etwa den angeblichen Diebstahl eines alten Motorrades, einen vermeintlichen Wasserschaden oder imaginäre Brände. Bis zu einer bestimmten Höhe, erklärten zwei Zeugen, konnten diese Schäden offenbar durch den Makler verwaltet werden, ohne dass die Versicherungen die Angaben prüften. Am Ende sollen die ausgezahlten Prämien zwischen Makler und Rockern geteilt worden sein.
Hinweise auf den systematischen Betrug hatten sich bereits durch eine Aussage des sogenannten Kronzeugen Steffen R. ergeben. Das entsprechende Vernehmungsprotokoll liegt dem NDR vor. R. erläutert darin das System und beschuldigt den Chef der Hells Angels Kiel, den Betrug angeordnet zu haben. Ein zweiter Zeuge, der ebenfalls Mitglied des Rockerclubs war, bestätigte dem NDR den Inhalt der Aussage schriftlich. Zudem hat ein Versicherungskonzern auf Anfrage die Zusammenarbeit mit dem unter Verdacht stehenden Makler eingeräumt. Dem Mann sei unter Verweis auf auffällige Unregelmäßigkeiten Anfang des vergangenen Jahres fristlos gekündigt worden, hieß es.
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Zur Veröffentlichung frei bei Nennung "Quelle: NDR 1 Welle Nord und NDR Schleswig-Holstein Magazin".
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