Stand: 16.06.2011 14:45 Uhr

Deutsche Reeder flaggen wieder aus.

von Reimund Belling

Reaktion auf Streichung von Beihilfen

Die Deutschen Reeder wollen ihre Schiffe künftig wieder vermehrt unter Billigflagge fahren lassen. Nach Recherchen des NDR Regionalmagazins "Hallo Niedersachsen" hat jetzt die Buxtehuder Reederei NSB als Erste angekündigt, ihre Schiffe auszuflaggen. Damit setzt das erste Unternehmen eine Ende Mai vom Reederverband ausgesprochene Drohung um. Hintergrund ist die Streichung von Beihilfen durch die Bundesregierung.
NSB lässt mit 68 Frachtern mehr Schiffe als jede andere Reederei unter der schwarz-rot-goldenen Flagge fahren. Geschäftsführer Lutz Weber: "Eine Ausflaggung geht sehr schnell und kann noch in diesem Jahr erfolgen."Dieser Schritt sei nötig, weil sich der Bund nicht mehr an den Lohnnebenkosten beteiligt. Im Jahr 2002 war im Rahmen des "Maritimen Bündnisses" vereinbart worden, dass sich Bundesregierung und die Reedereien die Lohnnebenkosten teilen, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Seeschifffahrt zu sichern. Diese Hilfen hat der Bund jetzt gestrichen. Der Verband Deutscher Reeder spricht von einem einseitigen Ausstieg aus dem "Maritimen Bündnis".
Die Reeder sehen die Ankündigung nicht als Druckmittel, sondern schlicht als Notwendigkeit: "Wir können hier nicht von Erpressung reden, denn wir stehen in einem internationalen Wettbewerb als international agierendes Unternehmen. Und der Wettbewerb wird uns dann schlicht und einfach vorschreiben, ob wir in Zukunft noch auf dem Markt sind oder nicht. Die Arbeitsplätze würden entweder durch Wegfall der Schiffe (...) wegfallen oder aufgrund anderer Kostennachteile", sagt Weber.
Pro Schiff spart NSB nach eigenen Berechnungen 430.000 Euro im Jahr, wenn unter Billigflagge gefahren wird. Das sind bei 68 Schiffen rund 30 Millionen Euro. Die Reederei fungiert als Dienstleister. Besitzer der Schiffe sind Anteilseigner, die vor allem an hohen Gewinnen, aber nicht so sehr am maritimen Standort Deutschland interessiert sind. Diese Anteilseigner machen Druck. Für Weber steht fest, dass noch in diesem Jahr ausgeflaggt wird, wenn die Bundesregierung ihre Entscheidung nicht überdenkt.

Einzelheiten heute Abend in "Hallo Niedersachsen" um 19.30 Uhr im NDR Fernsehen.

An die Redaktionen:
Veröffentlichung frei mit dem Quellenhinweis: "NDR Hallo Niedersachsen"

Für Rückfragen stehen Ihnen gern zur Verfügung:
NDR Studio Oldenburg | Reimund Belling | Tel. 0441/ 9705 150 gerne zur Verfügung.

NDR Logo
Dieser Artikel wurde ausgedruckt unter der Adresse: https://www.ndr.de/der_ndr/presse/mitteilungen/pressemeldungnds841.html