Stand: 03.01.2011 12:00 Uhr

NDR Programmtipp: Nordstory - Leben am Meer

von Birgit Andre

Sendung: Freitag, 7. Januar 2011 um 20.15 Uhr im NDR Fernsehen

Nordstory - Leben am Meer
"Leben am Meer" - das klingt gut. Nach Weite, Freiheit, ewigen Wogen. Einerseits ist es das auch. Die Bewohner einer solchen Region lieben das Meer, akzeptieren seine Rhythmen und wissen doch, dass es nie endgültig zu zähmen ist. Genau deshalb bedeutet "Leben am Meer" andererseits, seine Geheimnisse und seine Urgewalt zu respektieren. Darum sind Menschen, die am Meer leben, ein wenig anders, als die vom Festland. Zumal dann, wenn es sich um die Nordsee handelt. Ihre kraftvolle Brandung und ihre starken Tieden verändern die Küste seit Jahrmillionen. Darauf haben sich die Küstenbewohner eingestellt. Natürlich verdienen sie auch ihr Geld mit der Nordsee. In Norden zum Beispiel. Norden? Genau - dieser Ort wirkt nur auf den ersten Blick ein bisschen grau oder nichtssagend. Bei genauerem Hinschauen wird er sehr vielfältig. Seine Bewohner erzählen spannende, berührende Geschichten und geben auf diese Weise einen überraschenden Eindruck vom "Leben am Meer". Rainer Alts ist einer von ihnen. Er verkauft Krabben und frischen Fisch. Sein Cousin fährt jede Nacht aufs Meer und beliefert ihn am frühen Morgen. Oder da ist der Norder Thido Graf zu Knyphausen. Seit Generationen wohnt seine Familie in einem Schloss mit einem märchenhaften Park nur wenige Kilometer von der Küste entfernt. Auch er lebt von der Attraktivität der Meeresregion.
Natürlich hat Norden auch Probleme, die Arbeitslosigkeit ist hoch, im Winter manchmal 15%. Deshalb möchte die Stadt gerne vom Tourismus profitieren. Das klappt noch nicht ganz. Auch wenn es zum Beispiel die Seehundstation gibt in Norden-Norddeich. Hier werden Seehundbabys hochgepäppelt und schließlich ausgewildert. Oder die Ludgerikirche. Sie liegt mitten in der Altstadt lädt zu Erlebnissen von wahrhaft berauschendem Klang. Auf der Arp-Schnitger Orgel aus dem 17. Jahrhundert veranstalten die beiden Organisten Agnes Luchterhandt und Thiemo Janssen virtuose Konzerte. Und dann ist da noch der Künstler Ricardo Fuhrmann. Er stammt aus Argentinien, ist Maler und Bildhauer und kam vor ein paar Jahren nach Norden. Nicht ohne Grund. Er suchte nach Spuren seiner deutschen jüdischen Vorfahren. Die lebten in Ostfriesland - bis die Nationalsozialisten kamen. In Norden schuf der Argentinier ein Mahnmal für die ermordeten Juden der Stadt und der Umgebung. Jetzt steht es auf dem jüdischen Friedhof, sehr schlicht, sehr eindrucksvoll.
Und noch einer konnte nicht widerstehen: Jürgen Müller kam aus Hessen nach Norden - wegen des Meeres. Er gab seinen Beruf als Mitarbeiter in der Jugend-Drogen-Therapie auf und restauriert jetzt Boote. Eine Wohnung hat er sich an der Küste gar nicht erst gesucht, er wohnt auf einem Schiff. Passend: er arbeitet nämlich im Hafen auf einer Werft. Der kleine Betrieb ist einer der letzten dieser Art. Denn seit Jahrzehnten gehen die Werften an der Nordseeküste pleite. Neue Lebensmöglichkeiten müssen her - und sind auch in Sicht.
Eine Stunde lang schildern Menschen, wie sie mit dem Meer umgehen, was es ihnen bedeutet, wie es sie herausfordert und warum es ihnen gut tut. NDR Autorin Hanna Legatis begleitet sie in ihrem Alltag, fängt die grandiosen Augenblicke ein, die die Nordsee zu bieten hat. Die Zuschauer tauchen auf diese Weise ein in "das Leben am Meer".

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