EWE begünstigt säumigen Gastwirt - Hickel: "klarer Regelverstoß"
Der Energieversorger EWE behandelt seine Kunden offenbar sehr unterschiedlich. So wurde einem Oldenburger Feinkostladen mit angeschlossenem Restaurant ein Betrag von knapp 5.000 Euro erlassen. Dem NDR liegen entsprechende Unterlagen vor.
Der Inhaber des Delikatessengeschäfts hatte seinen Laden im Herbst vergangenen Jahres wegen Krankheit aufgegeben. Das Unternehmen war nicht insolvent, trotzdem verzichtete die EWE auf ihre Schlussforderung von 4.898,28 Euro. In einem internen Email-Verkehr, der dem NDR Fernsehmagazin Hallo Niedersachsen vorliegt, empfiehlt der Geschäftsführer EWE Vertrieb, die Summe zum Jahresende auszubuchen. Die EWE möchte sich nicht zu dem Fall äußern. Nach Recherchen des NDR zählten der Geschäftsführer EWE Vertrieb wie auch der Vorstandsvorsitzende zu den Stammgästen des Feinkostrestaurants. Die EWE sieht darin keinen Interessenkonflikt.
Der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Prof. Rudolf Hickel kritisiert das Verhalten des Unternehmens: "Auch wenn die EWE nicht börsennotiert ist, gilt das Aktienrecht. (...) Es ist nicht möglich, dass im Sinne der Compliance, im Sinne des Aktienrechts, eine Sonderregelung geschaffen wird. 4.800 Euro werden einfach erlassen, das ist ein klarer Regelverstoß."
Es ist bereits der zweite Fall, in dem ein Restaurant von dem Oldenburger Energieversorger bevorzugt behandelt wird. Im Februar 2008 übernahm der EWE Vorstandsvorsitzende Brinker die Bürgschaft über die Stromrechnung eines italienischen Speiselokals an seinem Wohnort.
Nicht immer ist die EWE so großzügig. Eigenen Angaben zufolge kappt sie säumigen Kunden in 5.000 Fällen pro Jahr den Strom.
Mehr zum Thema heute Abend in "Hallo Niedersachsen" um 19.30 Uhr im NDR Fernsehen.
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