Stand: 03.08.2011 11:27 Uhr

"Vom Traum zum Terror: Olympia München 1972" Doku-Drama von NDR und WDR zeigt die wahre Geschichte

"Das war der schrecklichste Tag meiner langen Amtszeit als Mitglied der Bundesregierung. Ich wünsche jedem anderen Menschen, dass er eine solche Erfahrung nie machen muss."

So äußert sich im ARD-Dokudrama "Vom Traum zum Terror: Olympia München 1972" erstmals Hans-Dietrich Genscher, damals Bundesinnenminister, zum Terrorangriff bei den Olympischen Spielen in München 1972. Doch gerade in den vergangenen Tagen wiederholte sich mit den Anschlägen von Norwegen eine ähnlich traumatische Erfahrung: eine offene Gesellschaft, in die abrupt der Terror einbricht. Ein Blutbad, das sich niemand vorstellen und das niemand verhindern kann. Eine Gesellschaft unter Schock. Und damals wie heute stehen die Menschen vor der Frage: Wie gehen wir mit dem Terror um?

Die Spiele in München sind ein Wendepunkt der deutschen Geschichte: Am 5. September nehmen palästinensische Terroristen im Olympischen Dorf israelische Sportler als Geiseln. Es ist weltweit der erste Anschlag vor laufenden Kameras und der Auftakt zum globalen Terrorismus. Das Massaker am Flugplatz Fürstenfeldbruck - beim dilettantischen Befreiungsversuch durch deutsche Sicherheitskräfte werden alle Geiseln, ein Polizist und fünf Terroristen getötet - widerlegt den Traum vom friedlichen, sicheren Deutschland, das die Schatten der Vergangenheit hinter sich gelassen hat. Eine Ära von Optimismus geht zu Ende.

Im Zentrum des Doku-Dramas, das Marc Brasse und Florian Huber ("Schabowskis Zettel") vom 3. bis zum 18. August an den Originalschauplätzen in München sowie in Oldenburg, Hannover und Wolfsburg drehen, steht - neben den Abläufen im Olympischen Dorf und in Fürstenfeldbruck - die Diskussion der Sportler und Funktionäre über die Frage, die damals alle am meisten beschäftigte: Dürfen die Spiele angesichts des Terrors weitergehen? Die Autoren erzählen die Ereignisse in München zum 40. Jahrestag aus der Sicht und Gefühlslage von Sportlern, Funktionären, Polizisten und Politikern, die die dramatischen Stunden selbst miterlebt haben. Die wichtigsten Beteiligten wie Hans-Dietrich Genscher oder Walther Tröger, Bürgermeister des Olympischen Dorfes, berichten über die Entscheidungen des Krisenstabs. Sportler wie Heide Rosendahl und die Israelin Esther Roth-Shachamarow sprechen von ihrer Angst und Hilflosigkeit, aber auch von ihrer freundschaftlichen Begegnung während der Geiselnahme. Polizisten, die Kontakt zu den Terroristen und Geiseln hatten, erinnern sich an die fatalen Situationen.

Die Autoren haben bisher unveröffentlichte Filmaufnahmen der israelischen Olympiamannschaft und private Bilder von Besuchern der Münchener Spiele entdeckt. Auch die Fotos von Hubschrauberpilot Klaus Bechler unmittelbar nach dem Debakel in Fürstenfeldbruck wurden noch nie veröffentlicht.

In Spielszenen stellen u. a. Peter Lohmeyer (als Walther Tröger), Stephanie Stumph (als Esther Roth-Shachamarow), Stephan Luca (als Polizist Heinz Hohensinn, Mitglied des Sonderkommandos), Matthias Koeberlin (als Klaus Bechler, Hubschrauberpilot des Bundesgrenzschutzes) und Michael Brandner (als Hans-Dietrich Genscher) nach, was den Kameras verborgen blieb. So werden z. B. die Beratungen des Krisenstabs, das Bangen der israelischen Sportler um ihre Kameraden und die Diskussionen unter den deutschen Athleten um den Abbruch der Spiele aufwändig produziert. Diese Szenen basieren alle auf ausführlichen Interviews mit den Protagonisten selbst. So entsteht das beklemmend authentische Bild der schlimmsten 24 Stunden im Leben von Hans-Dietrich Genscher und einer Handvoll Leute, die München 1972 bis heute nicht vergessen und verarbeitet haben.

Im Auftrag von NDR und WDR sowie dem österreichischen Servus TV produziert Spiegel TV "Vom Traum zum Terror". Die Redaktion haben Dirk Neuhoff (NDR), Christiane Hinz (WDR) und Björn Thönicke (Servus TV). Das Doku-Drama, gefördert mit Mitteln der nordmedia, wird im kommenden Jahr im Ersten zu sehen sein.

3. August 2011 / IB

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