"Klassik à la carte": "Wie im Rausch" - Gabriela Jaskulla im Gespräch mit Martin Walser
Sendung: Freitag, 8. Juli, 13.00 Uhr, NDR Kultur
Von "Glauben und Wissen" zu erzählen hatte sich Martin Walser vorgenommen - nun liegt sein neuer Roman "Muttersohn" vor. Mit in der Sendung "Klassik à la carte" am Freitag, 8. Juli, um 13.00 Uhr spricht der Schriftsteller mit Gabriela Jaskulla über sein jüngstes Werk. "Es ist die Glaubensfrage am schärfsten Beispiel", die Martin Walser nach eigenem Bekunden in seinem neuen Roman stellt. "Muttersohn" erzählt von Percy, einem jungen Mann, dem die Mutter einst gesagt hat, zu seiner Zeugung habe es keinen Vater gebraucht. Und nun geht dieser wundersame Mann gleichsam als neuer Evangelist durch die Welt und sucht sich einen Vater. "Dieser Percy ist einfach entstanden auf dem Papier, und er wird schon einen Grund in mir haben", sagt Walser. "Offenbar wollte ich einmal eine Figur schaffen, die ganz und gar hell und schönheitsverliebt ist, abgeneigt allem Widerwärtigen!" Nachdem erst die Figur "durch diese schöne Vorstellung" entstanden war, so Walser, habe er den Roman "wie im Rausch" geschrieben.
Der Gegensatz zwischen dem, was man wissen will, und dem, was man glauben muss, interessiert Martin Walser: "Es gibt Leute, die wollen noch die letzten Details des Urknalls wissen, anderen ist die Genesis lieber - die ist auf jeden Fall schöner!" Walser, 1927 in Wasserburg am Bodensee geboren, der ihm immer Heimat geblieben ist, legt mit "Muttersohn" seinen 25. Roman vor. "Das Leben ist eine Überanstrengung", heißt es einmal melancholisch darin. Wie äußert sich das Gefühl von Überanstrengung nach der Fertigstellung des "Muttersohns" beim Autor? "Nur dadurch", antwortet er, "dass ich mir nicht vorstellen kann, diesen Roman jetzt noch einmal schreiben zu wollen oder schreiben zu können. Da gilt wirklich: Schluss! Aus! Amen..." Aber darüber sprechen, das geht noch ganz prächtig - in der Sendung "Klassik à la carte" auf NDR Kultur.
6. Juli 2011 / RP
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