Stand: 04.04.2011 09:21 Uhr

Gemeinde bei Stade will Rockern Grundstück abkaufen, um Treffpunkt zu verhindern

Seit rund zehn Monaten macht ein Rockertreff im Landkreis Stade landesweit Schlagzeilen. Möglicherweise aber gehört dieses Kapitel schon bald der Vergangenheit an. Nach Informationen von NDR Info hat das niedersächsische Innenministerium mittlerweile hohe Beamte damit beauftragt, die Samtgemeinde Lühe dabei zu unterstützen, den Rockern das rund 8000 Quadratmeter große Areal abzukaufen.

Der 33 Jahre alte Unternehmer Sebastian Stöber aus dem Landkreis Stade hatte das ehemalige Ausflugslokal "Zur Synphonie" in Hollern-Twielenfleth bei Stade (Niedersachsen) im Juni vergangenen Jahres für rund 115.000 Euro ersteigert. Stöber wird der rechtsextremen Szene zugerechnet, 2009 kandidierte er für die rechtsextreme NPD zur Bundestagswahl, ohne deren Mitglied zu sein. Zugleich ist er Anwärter auf eine Mitgliedschaft im Rockerclub "Gremium MC", der zu den bundesweit vier größten Vereinigungen dieser Art zählt. Diese Rockergruppierungen werden bei der Polizei von den Spezialabteilungen für Organisierte Kriminalität beobachtet. Sicherheitsexperten gehen davon aus, dass der Rockerclub das nötige Geld für den Erwerb der "Synphonie" bereitstellte. Seit Juni 2010 waren Mitglieder dieser Gruppierung mehrfach auf dem Gelände des ehemaligen Ausflugslokals beobachtet worden. Sie waren offenbar mit Instandhaltungsarbeiten beschäftigt.

Bisher konnten die Rocker mit ihrem "Clubhaus" im Alten Land allerdings nicht viel anfangen. Das Gelände liegt nach geltendem Baurecht im sogenannten Außenbereich. Von wenigen Ausnahmen abgesehen ist hier lediglich eine landwirtschaftliche Nutzung zulässig. Die Kommune wacht streng darüber, dass diese Vorschriften eingehalten werden. Die Rocker haben sich mit dem Erwerb der "Synphonie" also erkennbar verspekuliert und wollen das Areal offenkundig wieder loswerden. Samtgemeindebürgermeister Hans Jarck bestätigte NDR Info, dass es bereits Gespräche zwischen Sebastian Stöber und der Kommune gegeben habe - zuletzt habe man im Februar zusammengesessen. Bei der Frage des möglichen Kaufpreises aber sind beide Seiten uneins: Während Stöber nach Informationen von NDR Info mit einem deutlichen "Plus" aus der Angelegenheit herauskommen will, liegt für die Kommune die absolute Schmerzgrenze in Höhe des Versteigerungserlöses.

Kriminalisten in der niedersächsischen Landeshauptstadt sehen diese Bemühungen nicht ohne Skepsis: Sollte die Kommune das Gelände tatsächlich von den Rockern erwerben, würde sie dazu beitragen, deren Finanzprobleme nach einer Fehlspekulation zu lösen. Außerdem könnten andere Gemeinden in vergleichbaren Fällen in Zugzwang geraten, sich ähnlich verhalten zu müssen. "Unter Präventionsgesichtspunkten ist dieses Verfahren nicht nur erfreulich", sagte ein szenekundiger Beamter zu NDR Info.


4. April 2011 / RP

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