Stand: 04.02.2011 12:40 Uhr

Untersuchungsausschuss: Elbphilharmonie noch teurer - Kosten bei mindestens 357 Mio. Euro

Die Elbphilharmonie ist noch teurer als bisher öffentlich bekannt. Statt den bisher prognostizierten 323,3 Millionen Euro kostet das Prestigeprojekt in der Hamburger Hafencity mindestens 351,3 Millionen Euro. Das geht aus dem Abschlussbericht des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses (PUA) der Hamburger Bürgerschaft hervor, der dem NDR Fernsehen vorliegt. Im Bericht heißt es weiter, dass in dieser Summe die Finanzierungskosten u. a. für das in dem Bau vorgesehene Fünf-Sterne-Hotel noch nicht berücksichtigt sind. Die Kulturbehörde beziffert diese Finanzierungskosten auf 6 Millionen Euro. Danach wird die Elbphiharmonie den Steuerzahler sogar mit mindestens 357,3 Mio. Euro belasten.

Den Hauptteil der zusätzlichen Kosten machen mit 28 Millionen Euro "Planungs- und Regiekosten" aus. Dahinter stecken Honorare für die Architekten, die bislang nicht auf das Gesamtbudget angerechnet wurden. Das hat der Untersuchungsausschuss nun korrigiert.

Der zweite Kostenfaktor, die zusätzlichen Finanzierungskosten, sind der verzögerten Fertigstellung der Elbphilharmonie geschuldet. Denn die Stadt baut Hotel, Gastronomie-Bereich und Parkhaus auf eigene Verantwortung, hat dafür Kredite aufgenommen und bezahlt dafür Zinsen. Weil der Bau aber noch nicht fertig ist, hat die Stadt bislang noch nicht die erhofften Pacht-Einnahmen aus diesen Projekten.

ReGe unter Beschuss

Der Sachstandsbericht erhebt außerdem schwere Vorwürfe gegen die städtische Realisierungsgesellschaft (ReGe) und deren ehemaligen Chef Hartmut Wegener. Sie hätten Risiken der Verträge nicht erkannt oder falsch bewertet und die Ausschreibung des Bauprojekts zu schnell vorangetrieben. "Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Geschäftsführung der ReGe vor Baubeginn in ihrer Risikoeinschätzung dessen, was von ihr als funktionaler Bauherrin (...) erwartet werden würde, nicht vorausschauend handelte", heißt es in dem Bericht.

Wie viel der Senat von den sich anbahnenden Risiken und Verzögerungen hätte wissen können, darüber bleibt der Sachstandsbericht im Ungefähren. Die bisherige Beweisaufnahme lasse tendenziell erkennen, dass der Senat von der ReGe nicht umfassend über kostenrelevante Umstände informiert worden sei. Hier könnten "bedenkenswerte Defizite in der Informationskette" vorliegen, die es dem "Senat verwehrten, die Bürgerschaft umfänglicher zu unterrichten".

Architekten und die Baufirmen haben im Untersuchungsausschuss aus Zeitgründen nicht ausgesagt. Dementsprechend wenig werden sie in dem PUA-Bericht erwähnt. Kritisch gewürdigt wird lediglich, dass die Baufirmen entschlossen gewesen seien, durch die komplizierte Vertragskonstruktion entstandene "Schnittstellenprobleme für sich zu nutzen".

Weitere Kostensteigerungen erwartet

Die Firma Hochtief hat bereits weitere Mehrkosten für die Elbphilharmonie in Höhe von mindestens 139 Millionen Euro angemeldet, u. a. mit der Begründung des strengen Winters. Die Verhandlungsführer der Stadt und der ReGe haben diese Forderungen bislang nicht akzeptiert. Beobachter erwarten jedoch weitere Kostensteigerungen.


4. Februar 2011/IB

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