Verwandlung: 2. Abonnements-Konzert des NDR Chors
Konzert: Donnerstag, 25.11., 20.00 Uhr, St. Johannis, Hamburg-Harvestehude
Wenn Worte gesungen werden, wandeln sich ihr Klang und ihr Sinn. Von Generation zu Generation ändern sich die Auffassungen überlieferter Musikwerke. Aus diesen Tatsachen leiten der NDR Chor und seine Künstlerischer Leiter Philipp Ahmann das Konzept für ihr zweites Abonnementskonzert der Saison in der St. Johannis Kirche in Hamburg-Harvestehude her. Drei Werken aus verschiedenen Epochen und Regionen der europäischen Kulturgeschichte stellen sie am Donnerstag, 25. November, ab 20.00 Uhr drei Kompositionen von Zeitgenossen über dieselben Texte entgegen. Auf Johann Sebastian Bachs Motette "Fürchte dich nicht" antwortet Sven-David Sandströms 2007 entstandene Vertonung als Gegenpol: Bach wird befragt durch eine andere Ausdeutung der Bibel- und Choralverse, die seiner Motette zugrunde liegen. Diese beiden Stücke rahmen das Programm. Henry Purcells "Hear my Prayer" denkt Sandström dagegen weiter. Er zitiert dessen Komposition fast ganz und lässt aus ihrem Anhalten neue Klangbilder hervorgehen - als wollte er daran erinnern, dass Purcells Werk unvollendet blieb.
Claude Le Jeune, der französische Meister des 16. Jahrhunderts, wählte für seine Tristitia (Traurigkeit) einen Text des Kirchenkritiker Girolamo Savonarola (1452-1498). Zu Le Jeunes Motette komponierte Michael Langemann 2010 das Gegenstück als Auftragswerk des NDR Chors. Michael Langemann, 27 Jahre jung, in Moskau geboren, in Deutschland aufgewachsen, in Düsseldorf bei Manfred Trojahn, in New York bei Tristan Murail und in London bei George Benjamin zum Komponisten gebildet, hat bereits mehrere Chorwerke geschrieben. Sie zeigen ein sicheres Verständnis für Möglichkeiten und Wirkungen der menschlichen Stimme. In Tristitia greift er Wendungen und Motive aus Le Jeunes Komposition auf, stellt sie in neue klangliche Kontexte, fasst die elementaren Gegensätze, zu denen der Text auffordert, schärfer, bezieht weitere Passagen Savonarolas ein und reflektiert damit auch dessen Situation beim Schreiben seiner Psalmmeditationen.
In der Mitte des Programms steht das umfangreichste Werk des Abends: Frank Martins Messe für achtstimmigen Doppelchor. Das überaus farbige Werk des gebürtigen Genfers nimmt den Text der lateinischen Messe zum Anlass für persönliche Betrachtungen über Gott und das menschliche Verhältnis zu ihm. Die ca. 25-minütige a-cappella-Komposition hielt Martin lange zurück. Ihre Uraufführung erlebte sie 1963 in Hamburg. Heute gehört sie durch ihre intensive, klangorientierte Auseinandersetzung mit dem liturgischen Traditionstext zum Repertoire der Leistungschöre.
Karten gibt es für 18 Euro (ermäßigt 9 Euro, zuzüglich Vorverkaufsgebühr) im NDR Ticketshop, Levantehaus, Mönckebergstraße 7, 20095 Hamburg, Tel.: 0180/178 79 80 (14 Cent pro Minute aus dem deutschen Festnetz und maximal 42 Cent pro Minute aus dem Mobilfunknetz), online unter www.ndrticketshop.de, E-Mail: ticketshop@ndr.de, sowie an bekannten Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse.
15. November 2010 / RC
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