Stand: 11.11.2010 09:15 Uhr

Verdacht auf massiven Abrechnungsbetrug - Ermittlungen gegen Hamburger Arzt

Weil ein Hamburger Arzt gesetzliche Krankenversicherungen mehrere Jahre lang mit falschen Abrechnungen in großem Stil betrogen haben soll, hat die Staatsanwaltschaft Hamburg am Mittwoch, 10. November, die Praxis und Wohnung des Mediziners durchsucht. Entsprechende Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft Hamburg NDR Info bestätigt. Eine genaue Schadenssumme kann erst nach Auswertung der Akten benannt werden.

Nach Recherchen von NDR Info haben Überprüfungen der Kassen ergeben, dass der Arzt beispielsweise extrem häufig Gespräche zur Empfängnisverhütung abgerechnet hat. Schwangerschaftsberatungen führte er danach bei Mädchen ab vier Jahren durch, die älteste Patientin war 83 Jahre alt. Außerdem soll der niedergelassene Arzt regelmäßig Hausbesuche falsch angegeben haben. So will er angeblich teilweise an einem Tag mehr als 450 Kilometer gefahren sein und an diesem Tag mehr als 80 Untersuchungen an mehr als 20 Adressen gemacht haben. Der Hamburger Mediziner gab in den Abrechnungen an, häufig alle Familienmitglieder bei Hausbesuchen behandelt zu haben. Die Krankenkassen kamen dabei auf einen Arbeitstag des Arztes von 22 Stunden, häufig auch am Wochenende.

In einem weiteren Fall legte er für Hausbesuche eine Strecke von mehr als 800 Kilometern zurück und rechnete an diesem Tag rund 50 Hausbesuche an verschiedenen Orten ab. Möglicherweise haben auch Arzt und Patienten gemeinsame Sache gemacht, indem der Mediziner Behandlungen ganzer Familien abgerechnet hat. Die Heim-Behandlungen fanden häufig in Peine, Ilsede und Stade statt, in einem Fall auch in Bochum.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit Monaten, in die Ermittlungen ist auch das Landeskriminalamt eingeschaltet. Am Mittwochvormittag durchsuchten Staatsanwaltschaft und Polizei die Privat- und Praxisräume des Arztes. Betroffen sind nach jetzigem Stand mehrere gesetzliche Krankenkassen, darunter die Techniker Krankenkasse, die AOK Rheinland/Hamburg sowie die DAK. Durch Missbrauch im Gesundheitswesen entsteht den gesetzlichen Krankenkassen nach eigenen Angaben ein Schaden in Milliardenhöhe.


11. November 2010 / RP

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