Stand: 04.11.2010 16:19 Uhr

Hoher Krankenstand in Hamburger Justizvollzugsanstalt - Gefängnismitarbeiter sprechen von Mobbing

Mitarbeiter der Justizvollzugsanstalten sind öfter krank als alle anderen Beamten in Hamburg. In der JVA Billwerder liegt der Krankenstand sogar bei mehr als 20 Prozent. Mitarbeiter versichern gegenüber dem Radioprogramm NDR Info, dass nicht der Schichtdienst und die Gefangenen sondern die Vorgesetzten das Problem seien. Dauerkranke würden gemobbt und fallen gelassen, bestätigt die Hamburger Psychiaterin Edeltraut Böttge. Sie behandelt seit vielen Jahren Betroffene aus allen Hamburger Gefängnissen. "Die Probleme sind praktisch überall dieselben", erklärt Böttge. "Die Erzählungen von den Problemen und Konflikten ähneln sich immer wieder sehr." Sie habe schon vor zehn Jahren die Behörde auf die Missstände hingewiesen. Passiert sei aber fast nichts, sagt Böttge.

Gefängnismitarbeiter der Hamburger Justizvollzugsanstalten berichten NDR Info von schwerstem Mobbing, das von den Vorgesetzten nicht verhindert, sondern sogar toleriert oder gefördert werde. Mitarbeiter mit Schwächen würden von Kollegen und Vorgesetzten öffentlich bloßgestellt und lächerlich gemacht. Wer sich über Regelverstöße beschwere, werde von einen Tag auf den anderen versetzt. Die Betroffenen berichten von einem Klima der Angst.

Die Hälfte aller Fehlzeiten im Strafvollzug gehe auf Mitarbeiter zurück, die länger als einen Monat am Stück krank sind, räumt Justizsenator Till Steffen (GAL) ein. Einen Fehler im System könne er nicht erkennen. Im Gefängnis seien eben gewisse hierarchische Strukturen nötig. Die von Mitarbeitern besonders heftig kritisierten Anstalts- und Personalleitungen schätzt der Senator als besonders kommunikativ. "Man kann niemanden mit Konsequenzen belegen aufgrund von Gerüchten, die zusammengetragen werden. Es muss sehr konkret gemacht werden", so der Senator zu NDR Info. Doch wer Probleme konkret benenne, werde sofort bestraft, berichten die Mitarbeiter. Till Steffen bietet den Mitarbeitern an, sich mit Problemen persönlich an ihn zu wenden. "Meine Emails liest keiner außer mir", verspricht der Senator.

4. November 2010 / RC

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