Lebenszeichen von Kieler Menschenrechtler Ismail Abdi -Kritik am Auswärtigen Amt
Der Ende August in Syrien verschleppte deutsche Staatsbürger Ismail Abdi lebt. Nach Informationen des NDR Magazins "Menschen und Schlagzeilen" (Sendung: Mittwoch, 13. Oktober, 21.00 Uhr, NDR Fernsehen) befindet sich der Kieler Jurist im Adra-Gefängnis bei Damaskus. Dort hat ihn sein Bruder über Mittelsmänner gefunden. Darüber hinaus haben Informanten der Menschenrechtsorganisation KurdWatch Einsicht in die Prozess-Akte von Abdi nehmen können: Gegen Abdi läuft eine Anklage wegen "Falschaussage im Ausland". Nach Einschätzung von Siamend Hajo von KurdWatch soll dem 50-jährigen Vater von vier Kindern bald der Prozess gemacht werden. Ihm drohen mehrere Jahre Haft.
Die Familie von Abdi fühlt sich vom Auswärtigen Amt im Stich gelassen. Immer wieder habe sie nachgefragt, immer wieder jedoch nur die Auskunft bekommen: Man wisse nichts über den Aufenthaltsort ihres Vaters. "Alles, was wir jetzt wissen, haben wir nicht vom Auswärtigen Amt erfahren, sondern von unseren Angehörigen in Syrien oder Menschenrechtsorganisationen", berichtet Abdis 20-jährige Tochter Farah den Reportern von "Menschen und Schlagzeilen".
Auch Siamend Hajo von KurdWatch übt scharfe Kritik am Auswärtigen Amt: "Ich bezweifle, dass die deutsche Botschaft sich wirklich angemessen eingesetzt und auf Botschaftsebene mit den Syrern über den Fall verhandelt hat", sagte Hajo. Er frage sich, warum die deutschen Behörden nicht an die Informationen über die Situation von Abdi gekommen seien. "Wenn wir aus Deutschland in der Lage waren, dies zu recherchieren, sollte eine deutsche Botschaft, die mehrere Mitarbeiter hat, die Rechtsanwälte hat, die für sie arbeiten, das auch schaffen." Abdi sei deutscher Staatsbürger und habe kein Verbrechen begangen. "Er hat sich für Menschenrechte in Syrien eingesetzt, das ist dem Auswärtigen Amt bekannt. Dort weiß man auch genau, was solchen Leute in Syrien droht."
Während es der Berliner Nichtregierungsorganisation also gelungen ist, Kontakt zu Abdi aufzunehmen, hat das Auswärtige Amt immer noch keine Informationen über den Verbleib von Abdi. Auf Nachfrage von "Menschen und Schlagzeilen" heißt es dort: Die Informationen von KurdWatch könne man nicht bestätigen, man gehe aber jedem Hinweis nach.
Ismail Abdi setzt sich seit Jahren für Menschenrechte und Demokratie in Syrien ein. Vor Monaten veröffentlichte er im Internet eine Liste mit Namen von Verschwundenen und gefolterten Menschen in Syrien. Am 23. August wurde er auf dem Flughafen in Aleppo nach einem Urlaub in Syrien vor den Augen seiner Familie von syrischen Sicherheitsbeamten festgenommen. Seine Ehefrau und die Kinder mussten ohne ihn nach Deutschland fliegen. Wochenlang hatte die Familie aus Kiel kein Lebenszeichen von ihm erhalten. Seine älteste Tochter Farah Abdi setzt sich seit der Festnahme ihres Vaters für seine Freilassung ein. Eine vor zwei Wochen organisierte Demonstration vor der syrischen Botschaft in Berlin mit knapp 200 Teilnehmern blieb ohne Erfolg. Die syrischen Mitarbeiter verweigerten jedes Gespräch.
Informationen zur Sendung finden Sie auch unter www.ndr.de/menschenundschlagzeilen
13. Oktober 2010/RC
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