Mafia-Expertin: Geschäft mit Lederjacken-Imitaten ist "klassisches Standbein" der Camorra
Nach der Verhaftung mehrerer mutmaßlicher Camorra-Mitglieder in Hamburg hat die Autorin und Mafia-Expertin Petra Reski vor den Gefahren der Mafia in Deutschland gewarnt. Sie sagte NDR.de, Deutschland sei ein Geldwäsche-Paradies. Polizei und Staatsanwälte seien häufig hilflos, die Gesetzgebung unzureichend. Zudem würden die Vorschriften bei der Telefonüberwachung die Ermittlungen erschweren. "Keine deutsche Großstadt darf glauben, sie sei gegen die Mafia immun", so Reski. Gerade Hamburg als eine wohlhabende Stadt mit einem großen Hafen sei ein klassisches Investitionsgebiet: "Überall, wo Geld verdient wird, steckt die Mafia mit drin."
Petra Reski meint, dass die aktuellen Verhaftungen keine größeren Auswirkungen auf die Geschäfte der Mafia haben werden. So etwas gehöre zum täglichen Geschäft, sagte sie NDR.de. "Für fünf Männer, die verhaftet werden, sind am nächsten Tag zehn Männer aus Italien unterwegs nach Deutschland."
Den mutmaßlichen Camorra-Mitgliedern aus Hamburg wird vorgeworfen, minderwertige Imitate teurer Marken-Lederjacken zu stark überhöhten Preisen verkauft zu haben. Das klinge banal, sagte Reski, "es ist aber ein klassisches Standbein der Camorra." Das mache sie schon seit Anfang der 90er-Jahre, nach dem Fall der Mauer. Die Jacken würden in Thailand für maximal 15 Euro pro Stück produziert, dann nach Neapel gebracht und weiter nach Deutschland geschmuggelt, "wo sie an Leichtgläubige mit einem 1000-prozentigen Gewinn verkauft werden". Die Mafia habe das Lederjacken-Geschäft flächendeckend in Deutschland aufgebaut, so Reski zu NDR.de. "Das Netz dient zugleich als Treffpunkt der Mafiosi und als Basis für den Drogenhandel."
Freigabe der Zitate unter Nennung von NDR.de
Das vollständige Interview finden Sie unter www.ndr.de.
5. Oktober 2010 / IB
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