Stand: 22.01.2010 14:52 Uhr

Revisionsbericht zum Fall Heinze: NDR Verwaltungsrat unterstützt Maßnahmenkatalog

Der NDR Verwaltungsrat hat sich auf seiner Sitzung am 22. Januar in Hamburg eingehend mit dem Revisionsbericht zum Fall Doris Heinze befasst. Nach Auffassung des Aufsichtsgremiums ist der vom Intendanten vorgeschlagene Maßnahmenkatalog zur Vermeidung vergleichbarer Fälle in der Zukunft dringend geboten und angemessen. Der Verwaltungsrat unterstützt den Kurs des Hauses bei der Umsetzung der geplanten Konsequenzen ausdrücklich.

Der Revisionsbericht, der dem Aufsichtsgremium vorliegt, beinhaltet dazu zahlreiche Vorschläge, darunter die von Intendant Lutz Marmor angeordnete Rotation von NDR Vertretern in Vergabegremien der Filmförderung. Die langjährige und zeitlich nicht limitierte Mitgliedschaft von Frau Heinze in den Vergabeausschüssen verschiedener Förderanstalten habe zu einer starken Machtkonzentration geführt, wie es im Revisionsbericht heißt. Die Gestaltung der Zusammenarbeit mit Drehbuchautoren will der NDR gemeinsam mit ihnen in "Werkstattgesprächen" erörtern. Ein erster Gesprächstermin hat Ende vergangenen Jahres stattgefunden. Die umfangreiche Aufarbeitung des Falls in der betroffenen Redaktion mit dem Ziel einer künftig deutlich besseren internen Kommunikation zählt ebenfalls zu den von der Revision geforderten Punkten; sie hat im Rahmen eines internen Workshops zum Fall Heinze bereits begonnen.

Daneben wird auf Anregung der Revision zusätzlich ein redaktionsinternes Vier-Augen-Prinzip eingeführt: Nur mindestens zwei Redakteurinnen oder Redakteure aus der Fernsehfilm-Redaktion können gemeinsam über die Realisierung eines fiktionalen Stoffes entscheiden. Außerdem sollen Redakteure künftig selbst grundsätzlich keine Drehbücher für Fernsehfilme mehr schreiben dürfen. Eine weitere Konsequenz aus dem "Fall Heinze" wurde bereits gezogen: Pseudonyme von Produktionen, an denen der NDR beteiligt ist, sind gegenüber dem Sender offenzulegen.

Nach den Feststellungen der NDR Revision haben Insbesondere die gezielte Ausnutzung organisatorischer Schwachstellen sowie bewusste Verstöße gegen bestehende Regularien durch die frühere Fernsehfilm-Chefin den "Fall Heinze" ermöglicht. Die Revisionsmitarbeiter sind bei ihrer detaillierten Untersuchung nicht auf neue, bisher unbekannte Pseudonyme gestoßen.

NDR Intendant Lutz Marmor: "Für den NDR war der Fall Heinze eine bittere Lektion, aber wir haben aus dieser Lektion gelernt. Noch ist der Fall Heinze nicht abgeschlossen, weil das arbeitsrechtliche Verfahren und die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft andauern. Die von uns bereits umgesetzten und die zusätzlich vorgesehenen Maßnahmen werden vor allem für mehr Transparenz sorgen. Das ist der beste Schutz vor Fehlverhalten."


22. Januar 2010

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